Gedenken an einen „Anwalt der Armen“

Homburg · Am gestrigen Sonntag vor genau 60 Jahren ist Andreas Grieser in München gestorben. In seinem Heimatort Bliesdalheim ist der „Anwalt der Armen“ und „Vater der Kriegsbeschädigten“ noch unvergessen.

 Die bronzene Gedenktafel erinnert auf dem Bliesdalheimer Kegelplatz an den gebürtigen Bliesdalheimer Dr. Andreas Grieser, den Nestor der Sozialversicherung. Foto: Wolfgang Degott

Die bronzene Gedenktafel erinnert auf dem Bliesdalheimer Kegelplatz an den gebürtigen Bliesdalheimer Dr. Andreas Grieser, den Nestor der Sozialversicherung. Foto: Wolfgang Degott

Foto: Wolfgang Degott

Mit einer bronzenen Gedenktafel, aufgestellt am Kegelplatz, ehren die Bliesdalheimer seit 1993 ihren großen Sohn Dr. Andreas Grieser. Er gilt als Nestor der deutschen Sozialversicherung und ist vor 60 Jahren, am 18. Oktober 1955, in einem Münchener Krankenhaus verstorben. Vier Tage später wurde er mit einem Staatsbegräbnis an der Seite seiner Ehefrau auf dem Friedhof von Garmisch-Partenkirchen beerdigt. Die Tafel steht schräg gegenüber dem Elternhaus Griesers, der auch erster Oberbürgermeister in Würzburg war.

Das Gebäude selbst ist nicht mehr zu sehen. Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der bedeutende Bliesdalheimer wird oft als "Anwalt der Armen" und "Vater der Kriegsbeschädigten" bezeichnet. Grieser hat im Reichsarbeitsministerium der Weimarer Republik in über zehnjähriger Arbeit dafür gesorgt, dass sich die deutsche Sozialversicherung rasch erholte und zu einer vorbildlichen Einrichtung mit internationaler Anerkennung avancierte.

Nach dem Einmarsch der Amerikaner im März 1945 wurde er von ihnen zum Landrat des Kreises St. Ingbert ernannt. In hohem Alter erhielt er in den Nachkriegsjahren die Berufung zum Staatssekretär für Arbeit und Soziale Fürsorge im bayerischen Staatsministerium. Er hatte die Aufgabe den vom "Tausendjährigen Reich" hinterlassenen Scherbenhaufen in der Sozialversicherung und Kriegsopferversorgung zu beseitigen.

Andreas Grieser starb im Alter von 88 Jahren. In einem Nachruf der Zeitschrift "Die Ortskrankenkasse" vom 15. November 1955 ist zu lesen: "Im Jahr 1868 als Sohn kleiner Bauern geboren, erlebte er Bismarck, das Kaiserreich, erlebte er wissend die Grundgesetze der Sozialpolitik und der Sozialversicherung, erlebte er die Weimarer Republik , das Dritte Reich; erlebte er den Totentanz zweier Weltkriege, zweier Zusammenbrüche, erlebte er zwei Währungskatastrophen, erlebte er die Flüchtlingskatastrophen und das Chaos und die Demütigungen einer Zeit, die Ordnung und Bindungen aufzulösen schien."

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