Feuerlöscher als Ausrufezeichen

Homburg. Zugegeben: Das Industrie-Areal zwischen der Straße am Forum, der Straße am Stadtbad, der Entenmühlstraße und der Beeder Straße empfiehlt sich nicht unbedingt auf den ersten Blick als klassische und einladende Strecke für einen Sonntagsspaziergang. Doch wie heißt es immer so schön: Homburg ist der zweitwichtigste Industriestandort des Saarlandes

Homburg. Zugegeben: Das Industrie-Areal zwischen der Straße am Forum, der Straße am Stadtbad, der Entenmühlstraße und der Beeder Straße empfiehlt sich nicht unbedingt auf den ersten Blick als klassische und einladende Strecke für einen Sonntagsspaziergang. Doch wie heißt es immer so schön: Homburg ist der zweitwichtigste Industriestandort des Saarlandes. Und genau in dieser Ecke der Stadt kann man die gegenseitigen Pole dieser oft nur als Wirtschaftsfaktor zitierten, aber durchaus darüber hinaus prägenden Charakteristik Homburgs ausmachen: Mit Thyssen Krupp Gerlach ein noch schlagendes Herz der Industrie, mit dem stillgelegten DSD-Werk und der aufgegebenen Eisen-Gießerei Backes (ehemals Krempel) solche, die nach deutlichen Herzrhythmus-Störungen dicht machen mussten.

Gerade das alte Backes-Anwesen ist dabei so manche sonntägliche Betrachtung wert. Zwar ist das Betreten des in Privatbesitz befindlichen Geländes für den gemeinen Spaziergänger natürlich verboten (und angesichts der maroden Bausubstanz auch nicht ratsam), doch kann man sich durch schier unzählige zerbrochene Scheiben und vorbei an vor sich hin rostenden Sichtschutz-Blechen ein gutes Bild vom Innenleben des früheren Industrieschauplatzes machen. Und mitunter wirkt das Ganze so, als wären die Arbeiter gerade erst nach Hause gegangen - und hätten ihren Arbeitsplatz etwas unordentlicher als üblich zurückgelassen. Alte Schriftstücke liegen auf vergessenen Schreibtischen, ein Bürostuhl wartet auf einen Benutzer, der niemals wieder zurückkommen wird. Mitunter birgt ein Blick in die Hallen fast Skurriles: So ein einzelner, knallroter Feuerlöscher, der inmitten einer ansonsten leere Werkhalle wie ein deutlich sichtbares Ausrufezeichen wirkt. Nicht weniger "sehenswert": Die alten Sozialräume im Kreuzungsbereich Beeder Straße und Entenmühlstraße. Hier kann man ohne große Anstrengung sehen, wie der Zahn der Zeit ordentlich zugebissen hat - zerstörte Waschbecken und Sanitärbereiche, ein versprayter Umkleideraum.

Es sind also bemerkenswerte Eindrücke, die man bei diesem Blick in die Homburger Industrie-Geschichte gewinnen kann, wenn auch mit einer durchweg melancholischen Stimmung. In jedem Fall aber: tauglich für einen Sonntagsspaziergang.

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