Fein gewürzter Bohnen-Jazz

Homburg. Richtig Leben brachten die Musiker der französischen Jazzband Les Haricots Rouges auf die Bühne des Jazz-Frühschoppens. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name "Die Roten Bohnen". Die sechs Musiker aus Paris machten dem alle Ehre und verwandelten den Jazz-Frühschoppen in ein feuriges, abwechslungsreiches Menü vom Feinsten

Homburg. Richtig Leben brachten die Musiker der französischen Jazzband Les Haricots Rouges auf die Bühne des Jazz-Frühschoppens. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name "Die Roten Bohnen". Die sechs Musiker aus Paris machten dem alle Ehre und verwandelten den Jazz-Frühschoppen in ein feuriges, abwechslungsreiches Menü vom Feinsten.Weit über die Hauptstadt Frankreichs hinaus sind die Haricots Rouges als fantasievolle und außergewöhnlich spielfreudige Jazzband bekannt. Das bewiesen sie auch in Homburg, wo selbst das im Jubiläumsjahr des Jazz-Sommers sehr verwöhnte Publikum diese Band mit immer neuen Beifallsstürmen belohnte. Sehr zur Freude der quirligen Akteure auf der Bühne, die sehr schnell merkten, dass die Leute auf dem Marktplatz nicht einfach zuhörten, sondern "comme il faut" mitgingen. Roco Congrega, Banjospieler der Haricots Rouges, fasste seine Komplimente an das Homburger Publikum in dem ehrlichen Satz zusammen: "Hier springt der Funke über."

Ein besonderes Tänzchen

Und es war immer etwas los auf der Bühne des Jazz-Frühschoppens. Immer waren die Musiker in Bewegung, immer fiel ihnen etwas Neues ein, um den Auftritt mit ein paar lustigen Einlagen zu würzen, sehr zur Freude der Zuhörer.

"Wir haben gelesen, dass Les Haricots Rouges nach Homburg kommen. Da stand für uns fest: Da müssen wir hin", berichtete Elke Kunzler aus Altenkessel. Wie ihr Mann Dietmar war sie fasziniert von dem furiosen, immer wieder wechselnden Spiel der Band, die eben noch Dixieland gespielt hatte, im nächsten Augenblick zum Kreolischen wechselte und dann das Ganze noch mit ein paar Takten Rock 'n' Roll würzte. Ein Gericht mit roten Bohnen eben.

Auf Elke Kunzler wartete noch eine weitere Überraschung: Roco Congrega kam von der Bühne herunter und holte sie zu einem Tänzchen auf die Bühne. Mumu Huguet ließ da mal kurz seinen Bass stehen und klatschte Roco beim Tanz ab. Es war köstlich.

Jeder Musiker hatte Soli parat, mit viel Fantasie und Begeisterung gespielt, und sie unterstrichen die große Spielfreude der Band aufs Neue. Ob das Trompeter Pierre Jean war, Posaunist Christof Deret oder Alain Meaume an der Klarinette: Die Bläser waren immer für eine Überraschung gut. Alain Jean tauschte einige Male auch die Trompete gegen das Klavier.

Roco Congrega war der Motor des Ganzen, hatte immer etwas Neues auf der Pfanne. Im zweiten Set ging er mit dem Banjo auf den Marktplatz und mischte sich unter die Besucher, spielte sogar auf dem Tisch stehend. Eben Reggae und karibisches Feeling, gleich darauf Dixieland oder Swing, das zeichnete auch Mumu Huguet an seinem schwarz lackierten Bass aus. Damit das Feuer unter der Pfanne mit den roten Bohnen nicht ausging, hatte Schlagzeuger Michel Senamaud mit seiner "Batterie" gesorgt.

Die Variationen in dieser Band waren ein besonderer Hinhörer. Hatte jemand der Band einen Tipp gegeben, dass sie mit Blick auf die Festa Italiana eine jazzige Version von "Azzurro" spendierten? Und da fand sich auch ein Stück im Repertoire, das vor 50 Jahren eher fromm angehaucht wirkte: "Dominique", das war Anfang der sechziger Jahre ein großer Plattenerfolg der Nonne "Soeur Sourire".

Das alles war eingepackt in perfekt gespielten Jazz wie "Petite Fleur", wie "Caravane" oder "I'm alone". Wer die Leute auf dem Marktplatz beobachtete, sah kaum jemand, der nicht mitwippte, mitschnippte oder sonst wie mitging. "Formidable" würde man in Paris sagen.

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