Jazz-Frühschoppen Fast schon ein Heimspiel für die Allotria

Homburg · Wieder einmal überzeugte die Band aus München mit Virtuosität und Spielfreunde beim Homburger Musiksommer.

 Die Allotria Jazzband aus München um Bandleader Rainer Sander (vorne) servierte Klassiker des Jazz und des Dixieland.

Die Allotria Jazzband aus München um Bandleader Rainer Sander (vorne) servierte Klassiker des Jazz und des Dixieland.

Foto: Thorsten Wolf

Mit der „Allotria Jazzband“ aus München war am vergangenen Samstag beim Homburger Jazzfrühschoppen erneut ein echtes Schwergewicht zu Gast – und das nicht zum ersten Mal. Seit vielen Jahren gehört die siebenköpfige Formation um den Saxophinisten und Klarinettisten Rainer Sander zum festen Repertoire des Homburger Musiksommers. So war es für die Band auch ein bisschen ein „nach Hause“ kommen, als sie da am Samstag ihren Auftritt hatte. Das zeigte sich nicht zuletzt darin, dass Musiker der Allotria immer wieder auch das sehr persöhnliche Gespräch mit den Musiksommer-Organisatoren Raimund Konrad und Norbert Zimmer suchten, sich gegenseitig nach dem Befinden erkundigten und auch ein bisschen in gemeinsamen Jazzfrühschoppen-Erinnerungen kramten.

Doch natürlich gings es am Samstagvormittag nicht um den gediegenen Plausch, sondern um gediegenen Jazz. Und den bringt die Allotria Jazzband seit Jahrzehnten in ausgewiesener Güte unters notenhungrige Volk. Doch woher kommt eigentlich der eher skurrile, zumindest aber sich nicht auf den ersten Blick erklärliche Bandname? Auf ihrer Website schließen die Ausnahmemusiker diese möglicherweise bestehende Wissenslücke so: „Aus dem Griechischen übersetzt heißt ‚allotrios‘ wörtlich „sonderbar, fremdartig“. Heute im baierisch-bajuwarischen Sinn: Unfug, Alberei. Englisch: All that jazz!“ Eigentlich leitet sich der Name der Band aber ab von dem Münchner Jazzlokal, in dem sie lange Jahre Hausband war, dem Allotria. Aber wenn man die Historie der Band und den Charakter ihrer Musiker kennt, weiß man: Nomen est Omen.“ So sei schließlich „Allotria“ eigentlich kein Name, „‚Allotria‘ ist ein Zustand von sieben Musikern, die immer Spaß an der Musik haben, stets zu einem Scherz aufgelegt sind und musikalisch zu mancher Exkursion bereit.“ Aus dieser Eigenbeschreibung spricht dann doch einiges Selbstbewusstein – und das nicht ohne Grund.

Denn: Es gibt wenige Jazzformationen in Europa, die den Swing und den Dixie so auf die Bühne bringen wie Rainer Sander als Bandleader, Komponist und Arrangeur, Colin T. Dawson (Trompete und Gesang), Andrey Lobanov (Trompete), Mathias Götz (Posaune), Thilo Wagner (Klavier), Peter Cischeck (Kontrabass) und Gregor Beck (Schlagzeug). Und das bewiesen die Sieben gleich zu Beginn mit einer mitreißenden Nummer von Benny Goodman. Getragen vom vierköpfigen Bläsersatz servierten die Allotrianer den Klassiker „Don‘t be that Way“, eine Jazz-Komposition von Goodmann und Edgar Sampson aus dem Jahr 1938, eine der Hymnen der Swing-Ära überhaupt. Nach diesem wirklich schwingend-schwungvollen Auftakt zeigte sich Rainer Sander in seiner kurzen Begrüßung sichtlich erfreut über die erneute Gelegenheit für die Allotria Jazzband, Swing und Dixieland aus München ins Saarland zu importiereren.

Dabei würdigte er vor allem auch das Jazzfrühschoppen-taugliche Sommerwetter, in der Vergangenheit hätten bei Auftritten seiner Band die Schirme auf dem Marktplatz eher die Aufgabe gehabt, den fast schon üblichen Regen abzuhalten. „Was für ein wunderschöner Tag, an den haben wir uns gleich angepasst, das Wetter ist fantastisch“, so Sander mit einem Augenzwinkern zum recht legeren Dresscode seiner Band. Auch die Änderungen auf dem Marktplatz im Bereich der Bebauung und der Gastronomie entgingen dem Bandleader nicht, „das ist alles wirklich optimiert. Toll in Homburg. Und wir sind froh, dass wir wieder da sind.“

Den Worten ließen Sander und die anderen Allotrianer dann erstmal einen feinen Ragtime-Titel folgen: „Black Bottom Stomp“ aus der Feder von Jelly Roll Morton aus dem Jahr 1925. Das Eröffnungstrio komplett machte mit „If it isn‘t Love“ ein geschmeidiges Liebeslied. Mit dieser Eröffnung verdeutlichte die „Allotria Jazzband“, warum sie zu Europas führenden Swing- und Dixieland-Formationen gehört: In jedem Tempo und in jeder Spielart zu Hause, immer wieder mit Raum für stimmige Soli, geschlossen als Band, individuell hochklassig – was da aus München am vergangenen Samstag in Homburg Station machte, das war Jazz-Classic in höchster Güte!

Am kommenden Wochenende bietet der Homburger Musiksommer mit Querbeat am Freitagabend und dem Jazzfrühschoppen am Samstagmorgen natürlich wieder viel Musik fürs Wochenende: Bei Querbeat wird’s Kubanisch, Rody Reyes & Havanna con Klasse wollen den historischen Homburger Marktplatz für ein paar Stunden unter die Sonne des Südens rücken. Am Samstag, beim Jazzfrühschoppen, gehört die Bühne dann dem Romeo Franz Ensemble – das bedeutet Jazz im Stile des „Hot Club de France“ mit Anlehnungen an Django Reinhardt und Stephane Grapelli.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort