Fußball „Es wird verdammt schwer“

Der FSV Jägersburg hat unter seinem neuen Trainer Thorsten Lahm eine sensationelle Hinrunde gespielt.

Viele hatten es als mutig empfunden, nach der vergangenen Saison die Nachfolge von Marco Emich anzutreten. Schließlich hatte der 15 Jahre in Serie den FSV Jägersburg trainiert und dabei etliche Erfolge gefeiert.

Thorsten Lahm: Marco hatte mich ja damals persönlich über seine Entscheidung informiert. Ich war total überrascht, hatte mich dann aber schnell dazu entschieden, seine Nachfolge anzutreten – falls mich denn wirklich der Vorstand fragen sollte. So ist es ja dann auch gekommen. Schließlich ist es ja eine tolle Chance, eine Oberliga-Mannschaft zu trainieren. Im Nachhinein hatte ich mir dann aber schon so meine Gedanken gemacht und mich gefragt, was ist, wenn es nicht so läuft? Allerdings muss man sich immer einer Situation stellen. Ich habe weniger das Risiko als vielmehr die Chance gesehen.

Der Saisonauftakt verlief dann auch – zumindest was die nackten Ergebnisse betrifft – wenig vielversprechend. In den ersten acht Spielen gab es nur drei Punkte. Wie wichtig war es seinerzeit, die volle Rückendeckung des Vorstandes zu spüren?

Lahm: Das war natürlich extrem wichtig. Es gibt leider genügend Trainer, die in einer solchen Situation gleich angezählt werden. Man muss aber auch sagen, dass wir damals etliche Punkte unnötig liegen gelassen haben. Ich habe dann versucht, an einigen Stellschrauben zu drehen. Und ich habe den Jungs jederzeit vermittelt, dass sie stärker sind, als es der damalige Tabellenplatz vermuten ließ. Zum Glück ist ja dann auch beim 3:2-Heimsieg gegen den FV Engers der Knoten geplatzt.

Das Spiel gegen Engers eingeschlossen, gab es dann zehn Siege, zwei Unentschieden und nur noch zwei Niederlagen. Ihre Mannschaft strotzt nur so voller Selbstvertrauen und hat sich spielerisch zu einer der besten Teams der Liga entwickelt. Was ist das Erfolgsgeheimnis des FSV Jägersburg?

Lahm: Es war einfach nur entscheidend, dass wir konzentriert weitergearbeitet und an uns geglaubt haben. Vorher hatte uns in etlichen Situationen das nötige Glück gefehlt, nachher hatten wir es dann einige Male. So ist das eben im Fußball. Nach dem wichtigen Sieg gegen Engers konnten wir in Morlautern und zu Hause gegen Idar-Oberstein jeweils mit 3:0 nachlegen. Diese neun Punkte in Serie hatten endgültig bei den Spielern die Köpfe freigemacht. Die Jungs haben gemerkt, dass sie gut genug sind, selbst das Spiel zu gestalten – und nicht nur zu reagieren. Und natürlich muss man auch sagen, dass auch ich als Trainer einer Oberliga-Mannschaft erst einmal meine Erfahrungen sammeln musste. Die genau richtigen Positionen für den jeweiligen Spieler herauszufinden, ging nicht von heute auf morgen. Wichtig war, dass wir stets 90 Minuten Vollgas gegeben haben und fortan auch bei Standards viel konzentrierter waren.

Ihr überwintert als sensationeller Tabellenfünfter, habt nur aktuelle Regionalliga-Absteiger vor euch und seid zweitbestes Saar-Team der Liga hinter der Übermannschaft FC Homburg. Landauf und –ab wird mit dem allergrößten Respekt davon gesprochen, was in diesem kleinen Dorfverein geleistet wird. Wie lauteten Ihre weiteren Ziele für die Rückrunde?

Lahm: Wir werden jetzt hier bestimmt nicht den Fehler machen und uns zu weit aus dem Fenster lehnen. Wie eng ist in dieser Klasse zugeht, hat man bei unseren beiden abschließenden Unentschieden in Mechtersheim und zu Hause gegen Pfeddersheim gesehen. Wir hätten in diesen beiden hart umkämpften Spielen jeweils den Sieg verdient gehabt, hatten aber am Ende nur zwei statt sechs Punkte in der Hand. Und so eng wird es auch im neuen Jahr zugehen. Wir werden am 19. oder 20. Januar wieder ins Training einsteigen. Und dann gilt es, sich wieder alles hart und Stück für Stück zu erarbeiten. Es wird verdammt schwer, den fünften Platz zu halten – ist aber auch nicht unmöglich. Sollten wir am Ende Zehnter werden, ist es auch gut. Schließlich wissen wir ganz genau, wo wir herkommen. Es geht jetzt einfach darum, auch schnellstmöglich rein rechnerisch den Klassenverbleib perfekt zu machen. Wir werden die Klasse halten – denn die Jungs haben dafür das nötige Herzblut, den Charakter und auch die Qualität.

Wird es in der Winterpause personelle Veränderungen geben?

Lahm: Stand heute nein. Es wäre unfair, den Jungs, die sich bislang so toll weiterentwickelt haben, jetzt jemanden vor die Nase zu setzen. Alles funktioniert ja richtig gut. Zur neuen Saison wird es aber mit Sicherheit personelle Veränderungen geben.

Sie haben Ihren Vertrag frühzeitig verlängert. Haben Sie keine Angst, die Messlatte durch diese bislang sehr starke Runde zu hoch zu legen?

Lahm: Angst habe ich nicht, aber natürlich könnte es so kommen – falls wir wirklich die aktuelle Runde völlig unerwartet im ersten Tabellendrittel abschließen könnten. Ich weiß natürlich, wie das Fußballgeschäft tickt. Heute wirst du gelobt, morgen kann es bereits ganz anders aussehen. Ich wollte aber durch meine frühzeitige Vertragsverlängerung ein Zeichen setzen. Wir wollen die Jungs halten und hier zusammen den nächsten Schritt gehen. Hoffentlich können wir die Leistungsträger weiter an uns binden. Ich denke, sie wissen, was sie am FSV Jägersburg haben. Wir sind hier noch längst nicht mit unserer Entwicklung am Ende angelangt. Ich hoffe, die Spieler sehen das genau so und bekennen sich frühzeitig zum Verein. Dann können wir gemeinsam an der Zukunft basteln. Wichtig ist, auch die nächsten Schritte Stück für Stück zu gehen und keine übertriebenen Erwartungen an den Tag zu legen.

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