Erste Hilfe für saarländische Archive dank Notfallboxen

Homburg · Putzeimer, Schwämme, Küchenrolle. Auf den ersten Blick deutet der Inhalt der blauen Plastikboxen auf Hausputz hin. Geöffnet werden sie jedoch nur in Notfällen. Als solcher gilt in Archiven und Bibliotheken zum Beispiel ein Wasserschaden.

 Mit Hilfsmitteln aus den Boxen sind Archivare wie Christine Frick und Ludwig Linsmayer auf Notfälle vorbereitet. Foto: Iris Maurer

Mit Hilfsmitteln aus den Boxen sind Archivare wie Christine Frick und Ludwig Linsmayer auf Notfälle vorbereitet. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Durchnässte Schriften müssen auf das zum Erhalt wichtige Schockgefrieren vorbereitet werden. Die Ausrüstung dazu steckt in den Boxen, die der Direktor des Landesarchivs Ludwig Linsmayer am Mittwoch in Scheidt saarländischen Archivaren übergab.

Der saarländische Archivverband hatte sich zuvor bei der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes um ein Projekt beworben. Die Bund-Länder-Institution, die bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz angesiedelt ist, gab 7 000 Euro. Jetzt sind saarländische Archive mit dem Material ein wenig besser auf einen Notfall vorbereitet.

Wichtiger noch als der Wischlappen: Die Archive haben vereinbart, sich gegenseitig zu unterstützen. Das ist geboten, da in vielen Archiven der Archivar alleine arbeitet. Im Notfall kann den schriftlichen Kulturgütern, die sie verwahren und pflegen, also ohnehin nur Erste Hilfe geleistet werden.

So stellte denn die Runde der Archivare bei ihrem Treffen in Saarbrücken klar: Es fehlt im Saarland an Restaurierungswerkstätten, einem technischen Zentrum für Bestandserhaltung. Stadtarchive , sagten die Fachleute, seien oftmals Stiefkinder. Dieter Wirth, Leiter des Stadtarchives St. Ingbert: "Die Verwaltung und der Stadtrat merken erst, dass es ein Archiv gibt, wenn ein Jubiläum ansteht."

Der Saarländische Archivverband, dessen Vorsitzender Linsmayer ist, wurde vor neun Jahren gegründet; so können "Einzelkämpfer" den kollegialen Austausch pflegen und sich gegenseitig unterstützen.

Die saarländische Archivlandschaft, sagte Linsmayer, sei "von Beginn an schlecht aufgestellt". Es gebe keine Archivtradition; das Landesarchiv sei erst nach dem Zweiten Weltkrieg eingerichtet worden.

Die Notfallboxen sind eines von 22 bundesweiten Modellprojekten, in denen die Restaurierung und der Schutz der Bestände gefördert wird.

Im Saarland können die Archive , die mit einer blauen Box ausgestattet wurden, kleinere Schäden jetzt selbst versorgen. Ein Notfallverbund soll folgen.

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