Volkstrauertag Erinnern und Mahnen zugleich

Homburg · Kranzniederlegung am Soldatenfriedhof und Worte zur weltpolitischen Lage begleiten den Homburger Volkstrauertag.

 Gestern war der Homburger Hauptfriedhof wieder Ort der zentralen Veranstaltung der Stadt Homburg zum Volkstrauertag.

Gestern war der Homburger Hauptfriedhof wieder Ort der zentralen Veranstaltung der Stadt Homburg zum Volkstrauertag.

Foto: Thorsten Wolf

Seit 1945 herrscht in Europa Frieden, nach dem Schrecken zweier Weltkriege. Und so müsste der Volkstrauertag, der in der Zeit der Weimarer Republik als Gedenken an die Toten des Ersten Weltkriegs eingeführt wurde, heute eigentlich tatsächlich „nur“ ein  Tag des Erinnerns sein. Tatsächlich jedoch hat sich der Volkstrauertag in der jüngeren Vergangenheit mehr und mehr auch zu einem ganz aktuell mahnenden Blick in die Zukunft wandeln müssen.

Das wurde auch gestern nicht zum ersten Mal bei der zentralen Veranstaltung der Stadt Homburg am Hauptfriedhof deutlich: In der vom Blasorchester Jägersburg unter der Leitung von Bernhard Neuheisel musikalisch gestalteten Gedenkstunde in der kleinen Kapelle wies als erster Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind auf die leider gegebene Aktualität des Tages hin.

„Genau diese Aktualität, die wir weltweit feststellen müssen, ist Grund genug dafür, dass der Volkstrauertag auch weiterhin stattfindet“, so Schneidewind mit Blick auf die gegenwärtige Lage. So habe man angesichts der aktuellen Nachrichten den Eindruck, als würden kriegerische Auseinandersetzungen mehr und mehr zunehmen.

„Die Bilder, die wir jeden Abend in den Nachrichten sehen, zeigen, dass es noch viel zu tun gibt. Und im Moment muss man eher die Angst haben, dass es schlimmer wird — weil gewisse Regierungskonstellationen und Regierungschefs nicht unbedingt den diplomatischen Weg wählen, sondern, zumindest verbal, die kriegerische Auseinandersetzung suchen und man Angst davor haben muss, dass das irgendwann einmal in die Tat umgesetzt wird.“ Er wisse nicht, so Schneidewind, was sich manche dächten, wenn sie aus fadenscheinigen Gründen Kriege führten, „um ihre Macht zu vergrößern“.

Auch Pastoralreferent Ansgar Hoffmann richtete, nach einem kurzen Rückblick in die Entstehungsgeschichte des Volkstrauertages, einen warnenden Blick nach vorne. So sei man versucht auszurufen: „Gott sei Dank, es ist vorbei, wir sind viel weiter als damals!“ Dies könne man, was unsere euriopäischen Nachbarn betrifft,  schon feststellen, so Hoffmann. Es gebe da Hoffnungszeichen, viele Aktionen „die staatenübergreifende oder auch religionsverbindende Bedeutung erlangt haben.“

Doch lebe man zwischenzeitlich in einer schizophrenen Welt, „in einer Zeit, in der die persönliche Bindung an die beiden Weltkriege schwindet, erleben wir wieder Töne, die verklungen schienen auch nationale Töne, abgrenzende und ausgrenzende. Es scheint wieder mehr Menschen zu geben, die denken, sie seien mehr wert als andere.“

Nach dem Ende des „Kalten Krieges“ vor 20 Jahren habe man gedacht, dass die Menschheit aus ihren Fehlern gelernt habe, da war sich Hoffmann sicher: „Und dass unsere Kinder nie wieder Krieg, sondern eine Zukunft in Frieden erleben werden.“ Heute schiene das nicht mehr so sicher zu sein. Heute würde wieder mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht.

Auch habe die Rhetorik wieder die Töne des Säbelrasselns erreicht. „Das Vertrauen in die Friedenswilligkeit und Friedensfähigkeit so mancher Staatenlenker ist nur noch marginal vorhanden.“

Nach der Feierstunde ging es dann hinaus auf den Soldatenfriedhof. Dort legten Abordnungen der Feuerwehr als Repräsentanten der Stadt Homburg und der Marinekameradschaft am großen Mahnmal Kränze nieder — im Gedenken an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Vertreibung und als Mahnung, sich in unsicheren Zeiten für einen dauerhaften Frieden in der Welt einzusetzen.

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