Mont Blanc Ein unvergesslicher Aufstieg

Homburg · Vor 65 Jahren bestieg Theo Jung mit Freunden den Mont Blanc. Unter ziemlich schwierigen Bedingungen. Heute wäre so etwas unvorstellbar.

 In einem Fotoalbum hat der Homburger Theo Jung all seine Erinnerungen an den Mont-Blanc-Aufstieg im Jahr 1953 zusammengefasst. Foto: Thorsten Wolf

In einem Fotoalbum hat der Homburger Theo Jung all seine Erinnerungen an den Mont-Blanc-Aufstieg im Jahr 1953 zusammengefasst. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Heute zählt der Mont Blanc, der „weiße Berg“, unter Alpinisten mit seinen 4810 Metern Höhe eher zu den leichten Zielen, manche Bergsteiger nennen den höchsten Berg der Alpen und innerhalb der Europäischen Union gar etwas respektlos einen „Hügel“. Doch das war nicht immer so, schon gar nicht zu der Zeit, als der Homburger Theo Jung im Jahr 1953 und ziemlich genau vor 65 Jahren zusammen mit dem heute bekannten Homburger Maler Willi Krebs, dem inzwischen verstorbenen Horst Gerhardt und fünf weiteren Saarländern den Berg bezwang. „Wenn man das heute betrachtet, dann lacht man sich krumm und buckelig darüber, mit welcher Ausrüstung wir da hinauf sind. Das kann man sich nicht vorstellen“, ezählt Jung von einer Zeit, als vieles noch ganz anders war.

Und dann zeigt er ein Foto von damals. „Das Seil war geliehen, die Schuhe waren geliehen, die Pickel waren geliehen. Wir haben nix gehabt.“ Tatsächlich hatte die Gruppe, die über das saarländische Jugendreisebüro Anfang der 50er Jahre die französische Seite der Region des Mont Blanc besucht hatte, so gar nichts mit den heutigen High-Tech-Bergsteigern und Alpin-Touristen zu tun. Und eigentlich stand der Aufstieg auf den Mont Blanc auch gar nicht auf dem Programm der Jugendreise.

„Aber mein Freund Willi hat die Bergführer immer überreden wollen, da hinauf zu gehen. Dann haben die mit uns Kletterschule gemacht und den einen oder anderen, kleineren Berg bestiegen.“ Willi Krebs habe weiter nicht locker gelassen, unbedingt wollte er auf den Mont Blanc. „Und in den letzten Tagen des Jugendlagers haben die Bergführer dann tatsächlich acht von unserer Gruppe ausgesucht, von denen sie der Meinung waren, dass sie den Mont Blanc besteigen könnten.“ Bis zu diesem Zeitpunkt, erzählt Theo Jung, sei er nur in den Tiroler Bergen unterwegs gewesen, „Hochgebirge war nicht drin.“ Das sollte sich dann mit Aufstieg, Gipfelsturm und Abstieg vom 18. bis zum 20. August 1953 ändern.

Vom Quatier aus ging es los in Richtung St. Gervais, dann weiter zur damals letzten Schutzhütte am Bergaufstieg, zur Aiguille du Gouter. Nach einer Übernachtung dort folgte ein schwieriger, körperlich fordernder Aufstieg. Die Krönung dieser Mühen: Am 19. August 1953 erreichte den Gruppe die Gipfel des Mont Blanc. Für Theo Jung bedeutete dieser Gipfel-Sieg auch den Beginn seiner bergsteigerischen Leidenschaft. An den Moment auf dem Gipfel des höchsten Bergs der Alpen erinnert sich Jung mit einer Leidenschaft, die mit den Jahrzehnten nichts verloren hat. „Es war unwahrscheinlich, man kann sich das gar nicht vorstellen. Wir haben in dieser Hütte auf 3800 Metern übernachtet. Am Morgen sind wir dann im Dunkeln raus. Die Gletscher sind dann langsam dunkelgrün geworden, dann hellgrün. Das war ein sagenhaftes Bild wie sich das mit dem einsetzenden Tageslich entwickelt hat. Und mit einem Mal war alles weiß. Und als wird dann oben waren, dann war das einfach phantastisch.“

Doch auch der Rückweg brachte so seine Schwierigkeiten mit sich, erinnert sich Theo Jung. Und die hätten nicht mit dem Berg zu tun gehabt, sondern unter anderem mit mangelnder Verpflegung. „Die Teilnehmer unserer Reisegruppe, die nicht für den Aufstieg ausgwählt worden war, hätten uns eigentlich auf dem Rückweg von italienischer Seite aus mit Verpflegung entgegen kommen sollen. Die haben aber ‚gestreikt‘. Die haben sich gesagt ‚was geht uns das an?‘.“

Die Mont-Blanc-Bezwinger hatten aber nur für drei Tage Verpflegung dabei, die gesamte Tour habe aber vier Tage gedauert. Doch dies seien nicht die einzigen Probleme gewesen. So hätten auch die französische Eisenbahnen und Busse gestreikt, kein Zug sei vom Rückmarsch-Zwischenziel Chamonix weiter gefahren. „Da haben die Bergführer einfach gesagt: ‚Jetzt müsst ihr schauen, wie ihr heim kommt‘. Und das waren 40 Kilometer.“ Willi Krebs und er hätten sich dafür entschieden „immer der Straße nach zu gehen“. Andere wollten mehr oder minder quer Feld ein abkürzen.

„Wir waren mittags um vier wieder in unserem Quartier, die Letzten erst Abends um acht“, lacht Theo Jung bei dieser Erinnerung. „Wir haben ein Auto ums andere angehalten. Wir sind auch bei einem Hochzeitspärchen mitgefahren. Es war ganz phantastisch, wie uns die Franzosen ‚mitgeschleift‘ haben, bis ein paar Meter vor unser Quartier.“ All diese Erinnerungen hat Theo Jung in einem prächtigen Fotoalbum zusammengefasst, gestaltet von seinem guten Freund Willi Krebs. Die Fotos erzählen viel vom Aufstieg, aber auch viel von einer echten Freundschaft. Der Aufstieg auf den Mont Blanc habe sie zusammengeschweißt, daran lässt Jung keinen Zweifel aufkommen. „Wir hängen heute noch eng zusammen!“

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