Speyerer Dom Ein Dom ist eine ständige Baustelle

Speyer  · Um ein historisches und religiöses Monument wie den Dom zu Speyer zu erhalten, braucht man Geld und Geduld.

 Die berühmte Zwerggalerie auf der Nordseite des Mittelschiffs des Doms zu Speyer. Die Säulen wurden mit Ultraschall untersucht.

Die berühmte Zwerggalerie auf der Nordseite des Mittelschiffs des Doms zu Speyer. Die Säulen wurden mit Ultraschall untersucht.

Foto: Domkapitel Speyer

Er ist groß, er ist alt und er ist ein Monument für die Ewigkeit: der Speyerer Dom. Die profane Seite des im Jahr 1025 begonnenen Bauwerks: Es muss fortlaufend instand gehalten werden. Jedes Jahr stehen daher unterschiedliche Maßnahmen an, die dem Bauerhalt des Doms dienen.

Domkapitular Peter Schappert, Kustos der Kathedrale, und Dombaumeister Mario Colletto informierten in einem Pressegespräch rückblickend über die Baumaßnahmen des Jahres 2017, zu denen auch die katholischen Pfarrgemeinden der Saarpfalz ihren Beitrag geleistet haben.

So wurde die Afrakapelle auf der Nordseite des Doms innen und außen umfassend saniert. Die Zwerggalerie und Mittelschiffwand wurden im ersten von insgesamt vier Abschnitten untersucht, gereinigt und überarbeitet. Die Außenbeleuchtung, die bereits Ende des vergangenen Jahres fertig gestellt worden war, wurde verbessert.
Die Afrakapelle auf der Nordseite gehört zur romanischen Bausubstanz des Speyerer Doms. Als Sakramentskapelle ist sie der Ort des stillen Gebets und für Besichtigungen gesperrt. Da in der Afrakapelle alle Werktagsmessen gefeiert werden ist sie auch der Ort innerhalb des Doms, der am meisten gottesdienstlich genutzt wird.

Umfangreiche Arbeiten zur Erhaltung wurden zuletzt in den 1970er-Jahren durchgeführt. In diesem Jahr wurde die Afrakapelle schließlich innen und außen noch einmal umfassend in Stand gesetzt. Die Maßnahme wurde im Frühjahr begonnen und konnte Mitte November abgeschlossen werden.

Im Außenbereich der Kapelle stand eine Überarbeitung der Fassade an. Dabei wurden die Steinflächen gesäubert. Verschiedene schadhafte und unpassende Fugenmaterialien wurden entfernt und das Mauerwerk in historischer Technik neu verfugt. Verrostete Eisenklammern wurden entfernt. Die Fenster wurden auf Haltbarkeit überprüft, gesäubert und wo nötig instandgesetzt. Ein Austausch ist derzeit nicht erforderlich.

Aber nicht nur der Zahn der Zeit, auch eigene  Fehler in der jüngsten Vergangenheit sorgen für Ärger. So musste im Innern der Domkapelle die Wandfarbe komplett abgenommen werden. Die Wände waren in den 1980er- und 1990er-Jahren mit Silikatsdispersionsfarbe gestrichen worden. Da diese Farbe nicht dampfdurchlässig ist, war dieser Anstrich vermutlich ursächlich für die hohe Feuchtigkeit, die  in der Kapelle auftrat. Der Anstrich wurde daher in mehreren Schritten durch Abstrahlung mit verschiedenen Granulaten entfernt und durch einen historisch korrekten Kalkanstrich ersetzt. Des Weiteren wurden die Sandsteinflächen im Inneren gesäubert.

Im Zuge der Maßnahmen wurde die vorhandene Orgel ausgebaut, da sie nicht mehr voll funktionsfähig war und unter Schimmelbefall litt. Es ist geplant, diese durch ein hochwertigeres Instrument zu ersetzen, das jedoch erst noch gefunden und finanziert werden muss. In dieser Zeit übernimmt eine elektronische Orgel die musikalische Begleitung der Gottesdienste in der Kapelle.

Die Beleuchtung der Kapelle wurde verbessert, um den Raum bei Bedarf etwas heller bestrahlen zu können. Die Bänke in der Kapelle wurden ebenfalls entfernt und durch Bänke ersetzt, die vormals in der Krypta standen. So soll die Möblierung innerhalb der Gottesdienstorte im Dom vereinheitlicht werden. Nach endgültiger Bemusterung durch das Domkapitel werden nachträglich noch Polster ergänzt, damit man bequemer sitzen kann.

Anfänglich bestand die Absicht, auch den inneren Zugang vom Dom zur Afrakapelle neu zu gestalten. Dazu wurde ein Künstlerwettbewerb ausgelobt. Da keiner der eingereichten Vorschläge restlos überzeugen konnte, hat das Domkapitel von einer Neugestaltung des Zugangs Abstand genommen. Die vorhandene Holztür bleibt also weiterhin in Gebrauch.

Die Kosten für die Maßnahmen im Innern der Kapelle beliefen sich auf 30 000 Euro. 50 000 Euro wurden in die Sanierung der Außenflächen investiert.

Baulich ist die Afrakapelle ein Kleinod. Sie gehört zu den wenigen erhaltenen Kapellen des Doms und stammt aus der Zeit Heinrichs IV. Der Kaiser selbst wurde in der damals noch ungeweihten Kapelle provisorisch beigesetzt, da er sich zum Zeitpunkt seines Todes noch im Kirchenbann befand.

Auch die Zwerggalerie wurde erneuert, hier wurden Stützen, Bögen, Mauerwerk und Gehbelag  im Bereich des nordöstlichen Mittelschiffs und der Westwand des nördlichen Querhauses untersucht. Entsprechend der Befunde wurde die entsprechende Restaurierung durchgeführt. Zudem wurde in diesem Bereich die Außenwandfläche des Hauptschiffs mit überarbeitet. Ebenso haben die Mittelschifffenster eine Verblechung bekommen.

Die Säulen der Zwerggalerie wurden im genannten Abschnitt mit Ultraschall auf ihre Stabilität hin untersucht. Von den bisher untersuchten Säulen der Zwerggalerie weisen fünf Schäden auf. Die Sicherung dieser Säulen soll mit Stahlbändern erfolgen, um einen Teil- oder Totalaustausch zu vermeiden.

Im Bereich der Apsis wurde die 2007 versuchsweise angebrachte weiße Wandfarbe nach Empfehlungen durch den Wissenschaftlichen Beirat durch einen rot pigmentierten Kalkanstich ersetzt. Die Wandflächen in der Zwerggalerie sind im Bereich des Querhauses und des Mittelschiffs, wie die Afra-Kapelle,  mit einem Silikatdispersionsanstrich überzogen. Da eine Abnahme nicht möglich ist, erfolgt abschnittsweise das Auftragen einer Silikatlasur, um die Oberfläche optisch zu beruhigen. Dabei werden einzelne Quader hervorgehoben, um eine eintönige Farbfläche zu vermeiden. Die beschriebenen Maßnahmen werden 2018 im Bereich des nordwestlichen Abschnitts der Zwerggalerie fortgeführt. Die Kosten für den ersten Sanierungsabschnitt lagen bislang bei 100 000 Euro.

Der Begriff Zwerggalerie, gelegentlich auch Zwerchgalerie, kennzeichnet den offenen Säulengang unter dem Dachansatz des Doms. Kaiser Heinrich IV. ließ sie dem Dom um das Jahr 1080 hinzufügen. Einzigartig ist, dass die Galerie in Speyer den gesamten Baukörper umläuft und so in noch nicht gekannter Form die einzelnen Bauteile miteinander in Verbindung setzt. Zudem ist sie die früheste voll begehbare Zwerggalerie der mittelalterlichen Baukunst.

Der Vierungsturm wurde zuletzt in den 1960er-Jahren saniert. Durch entsprechende Gerüststellung soll die Kuppel zunächst umfassend untersucht werden, um den Sanierungsbedarf zu klären.

2017 wurde über ein Gerüst ein Zugang zu der ansonsten schwer zu erreichenden Kuppel geschaffen. Bislang wurden die Schäden in Augenschein genommen, die Säulen mit Ultraschall vermessen und Probestücke analysiert. Bereits der erste Eindruck ließ erkennen, dass sich die Oberfläche und die Stützen in einem schlechten Zustand befinden. Der Putz liegt stückweise hohl. Als „Wetterseite“ ist die Südwestseite besonders von Schäden betroffen. Eine Schadenskartierung wird derzeit erstellt.

 Das Gerüst am nördlichen Mittelschiff zeigt, dass am Dom gebaut wird. Ist man an der einen Stelle fertig, kommt die nächste dran. Auch Sünden aus der jüngeren Vergangenheit gibt es und müssen behoben werden.

Das Gerüst am nördlichen Mittelschiff zeigt, dass am Dom gebaut wird. Ist man an der einen Stelle fertig, kommt die nächste dran. Auch Sünden aus der jüngeren Vergangenheit gibt es und müssen behoben werden.

Foto: Domkapitel Speyer
 Die mittelalterliche Afrakapelle im Speyrer Dom wurde in diesem Jahr komplett restauriert.

Die mittelalterliche Afrakapelle im Speyrer Dom wurde in diesem Jahr komplett restauriert.

Foto: Klaus Landry

Wie jedes andere Gebäude,  braucht der Dom zu Speyer funktionierende Prozesse zur Instandhaltung. Ein so großer und alter Bau wie die romanische Kathedrale stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Im aktuellen Sanierungskonzept ist vorgesehen, dass der Dom abschnittsweise in Stand gehalten wird. Bauuntersuchungen, die Erneuerung technischer Einrichtungen, Ergänzungen und Reparaturen sind laufend notwendig, um die Bausubstanz dauerhaft zu erhalten. Ziel ist es, den Dom als Kirche und Denkmal zu bewahren. Zusätzlich zu den sogenannten substanzerhaltenden Maßnahmen werden während des ganzen Jahres Unterhaltsarbeiten sowie Maßnahmen der technischen Ertüchtigung durchgeführt. Diese reichen vom Reinigen der Dachrinne bis zur Pflege der Außenanlagen.

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