Ein Buchpreisträger gibt sich locker

Homburg · „Da Sie ihn sowieso kennen, ist es völlig egal, was ich lese“: Zur Abitur-Literatur zählte im Albertus-Magnus-Gymnasium diesmal „In Zeiten des abnehmbaren Lichts“. Nun kam der Autor Eugen Ruge, um daraus vorzulesen.

 Eugen Ruge am Albertus-Magnus-Gymnasium. Foto: Jörg Martin

Eugen Ruge am Albertus-Magnus-Gymnasium. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Einen Buchautor bei einer Lesung zu erleben, ist eine interessante Erfahrung. Was aber, wenn der Schriftsteller genau das Werk schrieb, das die derzeitige Abiturlektüre darstellt? Dann bekommt ein Abend in der Aula des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) den Touch des Besonderen. Eugen Ruge war am Dienstag der Einladung zur Gemeinschaftsveranstaltung von AMG, Stadtbücherei und VHS gefolgt.

Eine gut besuchte Veranstaltung, zu der auch Schüler des Leibnizgymnasiums, der Gesamtschule Neunkirchen und des Illtalgymnasiums gekommen waren, wie VHS-Chefin Monika Flierl feststellte. Schulleiterin Heike Scholz hatte den 61-Jährigen mit seinem Zitat "So lange wir erzählen können, gibt es Hoffnung" begrüßt. Der Träger des Deutschen Buchpreises 2011 gab sich an diesem Abend recht locker. Wer denn freiwillig hier sei, wollte er etwa zu Beginn wissen. Für die andern täte es ihm leid. "Ich vertraue jetzt darauf, dass Sie das kennen", meinte der Träger des Aspekte-Literaturpreises 2011.

Und da war sie wieder: Diese leichte, besondere und dennoch respektvolle Ironie, die nie spöttisch daherkam. Vielmehr das gewisse Etwas was den Abend spannend machte. "Spätestens jetzt sollten Sie das Buch gelesen haben", hatte kurz zuvor eine Lehrerin zu einem Schüler gemeint.

Mehr als kurzweilig war der Abend alleine deshalb, weil Ruge die Personen, die er in seinen Leseabschnitten vorlas, von den Anwesenden mit raten ließ. Dazwischen sorgte Christa Strobel durch das Vortragen von Rezensionen für Impulse. "In Zeiten abnehmenden Lichts" ist der Titel von Eugen Ruges Roman, der von der Geschichte einer Familie in der DDR handelt. 2011 erschien das Abi-Pflichtstück, das vorwiegend im Jahr 2001 spielt. Dabei nimmt Ruge immer wieder Rückblenden auf das Jahr 1989. "Da Sie ihn sowieso kennen, ist es völlig egal, was ich lese", offenbarte der Autor, der auch als Regisseur tätig ist. Und doch: Wenn er liest, gewinnt man den Eindruck, man sei live bei der Handlung dabei. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich sein Roman durch verschiedene Perspektiven der Protagonisten kennzeichnet.

Das Interesse der Schüler war nicht unerheblich. In den Fragerunden zwischen den Vorträgen wollten sie so einiges wissen. Es war keine leichte Aufgabe für Moderatorin Christa Strobel, den Überblick zu behalten. Und den letzten Teil, der vorgelesen werden sollte, ließ Eugen Ruge - nach einer Abstimmung durch die Schüler - einfach sausen und widmete sich deren weiteren Fragen. Ist seine Botschaft denn die Suche nach Wahrheit? Da gab es ein eindeutiges "Nein" des Mannes, der in Berlin und auf Rügen lebt. Man müsse sich auch einmal damit zufrieden geben, dass man nicht alles deuten könne. Doch er habe früh das Gefühl gehabt: "Mensch - du schreibst ein gutes Buch". Klar: Die Hauptfigur Alexander habe ein wenig was mit ihm zu tun. Wieso diese Person so "unterbelichtet" beschrieben sei? Er wolle nicht, dass man den Alexander nicht mit ihm identifiziert. Und da war es wieder, dieses Grinsen, das einen irgendwie anspricht.

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