E-Autos in der Verwaltung Nur wenige E-Autos bei der Stadt

Homburg · Alternative Antriebe bei städtischen Fahrzeugen sind in der „Dieselstadt“ Homburg deutlich in der Minderheit.

 2014 entschied der Stadtrat, bei der Neubeschaffung von Fahrzeugen auch Elektroantriebe zu prüfen, bislang ist allerdings nur ein städtisches Fahrzeug mit Strom unterwegs.

2014 entschied der Stadtrat, bei der Neubeschaffung von Fahrzeugen auch Elektroantriebe zu prüfen, bislang ist allerdings nur ein städtisches Fahrzeug mit Strom unterwegs.

Foto: Thorsten Wolf

Die derzeitige Diskussion um die Zukunft des Diesels ist eine, die ganz konkret die Kreis- und Universitätsstadt Homburg und ihr industrielles Herz betrifft. Denn: Mit dem Homburger Boschwerk, Produktionsstandort für Diesel-Einspritzpumpen, ist man kein Zaungast des Hin und Hers zum Für und Wider dieser Antriebstechnologie – man ist mittendrin. Und auch die Spaltung der Meinungen in diesem Konfliktbereich ist in Homburg gut ablesbar. Machen sich die einen dafür stark, den Diesel nicht totzureden und ihm zumindest eine Brückenfunktion als Übergangstechnologie hin zu neuen Konzepten zu geben, sehen andere die Zukunft eindeutig in alternativen Antrieben, so in Elektro und Gas.

Diese Richtungsdiskussion geht aktuell auch an der Stadt und am Homburger Stadtrat nicht vorbei. Zum einen betreibt die Verwaltung selbst einen stattlichen Fuhrpark. Zum anderen muss immer wieder entschieden werden, ob gerade der Anteil alternativer Antriebe da gesteigert werden kann. Zuletzt befasste sich der ständige Vergabeausschuss des Homburger Stadtrates und der Stadtrat selbst in der vergangenen Woche mit diesem Thema.

Der Anlass: die Neubeschaffung von Fahrzeugen. Und die damit verbundenen Diskussionen zeigten viel von dem Dilemma, in dem man gerade steckt – nicht nur in Homburg: Elektro- oder Gasantriebe sind für die einen die einzig zukunftsfähige Lösung, andere kritisieren die damit verbundenen hohen Kosten und die geringe Leistungsfähgkeit, gerade bei Elektro-Fahrzeugen und gerade im Nutzfahrzeugbereich. Dritte Facette im Klang ist die Politik, immer wieder auch daraf bedacht, auch symbolhaft zu handeln.

Genau das alles wurde in der vergangenen Woche deutlich, vor allem in der Sitzung des Homburger Stadtrates. Da wollten die Grünen wissen, wie viele Elektrofahrzeuge seit 2014 für den Fuhrpark der Stadt beschafft worden seien. Der Hintergrund der Anfrage: Damals hatte der Stadtrat beschlossen, bei Neubeschaffungen immer auch den Kauf von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb zu prüfen. Die Antwort auf die Anfrage: ein Fahrzeug.

Aus Sicht der Stadtverwaltung begründete Melanie Boßlet, Leiterin des Baubetriebshofs der Stadt und damit auch verantwortlich für den Fuhrpark, dieses Ergebnis – und erläuterte ebenfalls, warum im Zuge der nun laufenden Beschaffung „nur“ zwei Elektrofahrzeuge vorgesehen seien. Die Gründe im Detail: nicht zu kalkulierende Fahrleistungen sowie zusätzliche, energieintensive Zusatzausstatttungen und der teilweise Einsatz im Winterdienst hätten dazu geführt, dass man seit 2014 bis auf eine Ausnahme auf konventionellen Antrieb gesetzt habe, so Boßlet. „Im ständigen Vergabeausschuss wurde nun die weitere Beschaffung von sieben Fahrzeugen vorgelegt.“ Bei zwei dieser Neubeschaffungen, zwei Pkw, setze man auf Elektroantrieb, „eine Förderung hierfür ist schon sicher, die andere ist beantragt“. Bei den anderen Fahrzeugen will die Stadt allerdings auf konventionellen Antrieb setzen – aus den genannten Gründen.

Die anschließende Aussprache im Rat brachte dann die bekannten Argumente für und gegen Diesel- oder Elektroantrieb. Dieser Diskussion voran stellte Homburger Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (SPD) die unausgesprochene Übereinkunft, dass sein Fahrzeug am Standort eines Dieselleitwerkes wie dem von Bosch natürlich ein Diesel sei.

Winfried Anslinger von den Grünen brachte in die Diskussion auch den Gasantrieb mit ein und nannte den aktuellen Sachstand bei den alternativen Antrieben im Fuhrpark der Stadt „unbefriedigend“ – immerhin sei das Angebot auf dem Markt inzwischen sehr groß. „Und die Gastechnologie im Bereich der Pkw ist inzwischen reif, das ist alles alltagstauglich.“

Dem widersprach Gerhard Wagner von der SPD mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit von alternativen Antrieben. Die seien dem Diesel hier nicht gewachsen. Und Wagner warnte vor den negativen Entwicklungen der aktuellen Dieselkrise auf die Automobil orientierte Industrie in Homburg. Zudem könne Homburg nicht als „Versuchskaninchen“ beim Einsatz von Elektrofahrzeugen dienen, „dazu ist unser Geld viel zu wertvoll“.

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