Die Spuren von König StanislausEin unstetes Leben

Homburg. Er führte, nicht ganz freiwillig, ein unstetes Wanderleben, das ihn in viele Länder führte. Dabei kam der polnische Exilkönig Stanislaus Leszczynski auch in unsere Region

 Künstler Gernot Waldner montierte sich mit seinem Wanderstab vor eine Plastik Karl XII. in Bendery, das heute in Moldavien liegt. Auch dieser Ort war eine Station im Leben von König Stanislaus, der nun mit einem Kunstprojekt gewürdigt wird. Foto: SZ/Veranstalter

Künstler Gernot Waldner montierte sich mit seinem Wanderstab vor eine Plastik Karl XII. in Bendery, das heute in Moldavien liegt. Auch dieser Ort war eine Station im Leben von König Stanislaus, der nun mit einem Kunstprojekt gewürdigt wird. Foto: SZ/Veranstalter

Homburg. Er führte, nicht ganz freiwillig, ein unstetes Wanderleben, das ihn in viele Länder führte. Dabei kam der polnische Exilkönig Stanislaus Leszczynski auch in unsere Region. Wer sich auf die Geschichte einlässt, der findet an vielen Stellen Spuren dieses bemerkenswerten Mannes, der Allianzen schmieden musste, um seinen Thron zurückzuerobern, der immer wieder auf der Flucht war und Jahre im Exil verbrachte. Bei all dem war er dennoch dem Schönen zugeneigt, der Philosophie, der Architektur, galt als Lebemann. Um diese Persönlichkeit wirklich zu fassen, kommen verschiedene künstlerische Mittel gerade recht. Wer hier genauer hinschauen und zuhören möchte, sollte am Montag, 21. Juni, nach Homburg kommen. In der ehemaligen Synagoge, auf dem Marktplatz und im Stadtcafé rankt sich ein besonderes Kunstereignis um den Exilkönig unter dem Leitwort "Der Wanderer Stanislaus zwischen Orient und Okzident". Fotos sind dabei ebenso zu sehen wie Plastiken, eine Performance, dazu gibt es Musik und eine Lesung. Dies alles ist Ergebnis einer Arbeit, die vor etlicher Zeit begann. Ausgangspunkt ist zum einen die abstrakte Figur des Künstlers Gernot Waldner, Mitglied der Gruppe ZWHOM an der Fasanerie in Zweibrücken, zu der auch eine Textplatte von Wolfgang Ohler gehört. Dort stehen Wanderstäbe für das unstete Leben von Stanislaus Leszczynski. Zu diesen hat Waldner zwei Pendants geschaffen - in gleicher Größe und mit königlichem Wappen, die er dann auf Reisen schickte. Mit Fotos verschiedener Persönlichkeiten, die einen der Stäbe halten, wurde an unterschiedlichen Orten das königliche Leben nachgezeichnet, zum Teil auch mit Fotomontagen. Diese Bilder sind nun im Homburger Stadtcafé zu sehen. Zum Beispiel das, auf dem der Oberbürgermeister von Leszno, dem Stammsitz des Adelsgeschlechts der Leszczynskis, zu sehen ist. Er durfte eine der Stelen sogar behalten, die andere macht nun noch einmal in Homburg Station, um dann endgültig nach Zweibrücken weiter zu wandern. Die Ausstellung ist aber nur ein Teil. Der andere Part des Kunstprojekts findet in der Synagoge, die einst Franziskanerkirche war, statt. Zunächst liest der Hörspielautor Michael Dillinger Kurzgeschichten zum Thema Wandern. Die Bardin Nuria, bürgerlich Ina Lemm, wird in einer Uraufführung drei Musikstücke auf der Drehleier zu Gehör bringen, die sie nach der Oper von Verdi "Un Giorno di regno" komponiert hat. Danach kommt der Performance-Künstler Jochen Maas ins Spiel, der mit seiner Gruppe Maas-Arts den Wanderstab zur Ausstellung ins Stadtcafé bringen wird - und dies mit Kostümen, die sich am Thema Orient und Okzident orientieren. In die Ausstellung dort führt Wolfgang Ohler ein. Zu sehen sein wird auch - entweder im Café oder auf dem Marktplatz - ein Dokumentarfilm über die europäischen Spuren des Königs, der von einem polnischen Film-Team gedreht wurde. Plastik und Kunstaktionen, betont Waldner, sollen an die Vertreibung der Völker zu Stanislaus' Lebzeiten (1677-1766) und heute erinnern. Damit werde eine Brücke geschlagen zu den Vertriebenen unserer Zeit.Das Kunstprojekt beginnt am 21. Juni, 19 Uhr, in der Synagoge. Die Ausstellung im Stadtcafé ist dann noch drei Wochen zu sehen. Später soll sie auch in Zweibrücken, Straßburg, Nancy und Leszno gezeigt werden.Homburg. Auch in unserer Region hat der polnische Exilkönig Stanislaus Leszczynski zahlreiche Spuren hinterlassen. Er prägte das kulturelle Erscheinungsbild des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken im frühen 18. Jahrhundert entscheidend mit. Seine Odyssee führte ihn durch die Protektion seines Freundes und Gönners, des Schwedenkönigs Karl XII., nach Zweibrücken und Homburg. Großzügig förderte er das Franziskanerkloster und ließ durch seinen Architekten Sundahl die Klosterkirche in Gräfinthal neu errichten. Hier wurde auch seine älteste Tochter Anna in der Gruft beigesetzt. Geboren wurde Stanislaus in Lemberg (heute Lviv/Ukraine). Nach seiner Krönung zum König in Warschau folgte nach der Niederlage Karl des XII. gegen Peter den Großen die Flucht König Stanislaus' aus Polen und seine Jahre als Exilkönig. Stationen waren Stralsund, Kristianstad, Stockholm und Bendery (früher Türkei, heute Republik Moldavien). Als Graf von Cronstein flüchtete Stanislaus über Kronstadt in Siebenbürgen, Buda, Wien, Linz, München und Landau, und traf schließlich am 4. Juli 1714 in Zweibrücken ein. Als eine Kugel in Norwegen am 11. Dezember 1718 dem Leben Karls XII. ein Ende setzte, musste Stanislaus Zweibrücken verlassen und fand durch Vermittlung des Kardinals von Rohan-Soubise, den er in Gräfinthal kennen gelernt hatte, einen neuen Aufenthaltsort in Weißenburg. Als Maria, die jüngere Tochter Leszczynskis, 1725 zur Königin von Frankreich an der Seite Ludwig des XV. erwählt wurde, verließ Stanislaus Weißenburg und residierte nun in Chambord an der Loire. Schließlich verbrachte er noch glückliche Jahre in Lunéville und Nancy als Herzog von Lothringen und Bar. red

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