Nach dem Abitur Die Entdeckung der Welt nach dem Abi

Homburg · Über ein Drittel aller Abiturienten studiert erst einmal nicht. Die einen beginnen eine Ausbildung oder ein Duales Studium in der Industrie, die anderen gönnen sich ein soziales Jahr im Ausland, um eine Entscheidung zu fällen.

 Viele Abiturienten haben Lust, nach der Schule erst einmal etwas von der Welt zu sehen. Von „Work and Travel“ bis zum Bundesfeeiwilligendienst gibt es viele Maðglichkeiten. Man kann auch in einem Kindergarten arbeiten, wie hier in Peru.

Viele Abiturienten haben Lust, nach der Schule erst einmal etwas von der Welt zu sehen. Von „Work and Travel“ bis zum Bundesfeeiwilligendienst gibt es viele Maðglichkeiten. Man kann auch in einem Kindergarten arbeiten, wie hier in Peru.

Foto: dpa-tmn/Initiative Auslandszeit

Derzeit schwitzen die Abiturienten über ihren Aufgaben. Mathe als größter Brocken steht kommende Woche noch bevor.  Aber auch diese Prüfung geht mal zu Ende - und dann beginnt die große Auszeit, die mit gemischten Gefühlen erwartet wird.  „Wenn man 12 Jahre lang in die Schule gegangen ist, beschleicht einen schon so ein mulmiges Gefühl, dass das bald ein Ende hat und etwas Neues kommt. Es ist eine große Umstellung, auch im Kopf“, sagte Leon Heieck vom Saarpfalz-Gymnasium, den wir zum Abitur befragten (wir berichteten).  Während manche Abiturienten schon ganz genau wissen, was sie machen wollen, schwanken andere noch und fragen sich, ob sie überhaupt studieren wollen.

„Es war ja früher so, dass das Abitur, das nicht umsonst ‚Allgemeine Hochschulreife’ heißt, von den allermeisten als Voraussetzung für ein Studium genutzt wurde“, sagt Jürgen Mathieu, Schulleiter am Saarpfalz-Gymnasium. Doch das sei heute nicht mehr so. Das Abitur sei vielmehr ein Sprungbrett für viele Möglichkeiten, „auch für eine Ausbildung.“ Das sehen auch viele Abiturienten so, die gar nicht an die Uni wollen. „Etwa ein Drittel unserer Absolventen studiert erst einmal nicht“, sagt auch Wolfram Peters, Leiter des Mannlich-Gymnasiums in Homburg. Zum Teil, weil sie eine Ausbildung machten, aber auch, „um ein Jahr mal eine Auszeit zu nehmen.“ Vielfach seien die Abiturienten erst 17 Jahre alt und überlegten sich, ob sie nicht noch etwas anderes machen könnten als sich sofort an einer Uni einzuschreiben, „zum Beispiel ein Jahr in der Entwicklungshilfe arbeiten oder in einem sozialen Dienst.“ Martin Fuchs, bis zum Schuljahresende noch stellvertretender Schulleiter und Mathematiklehrer am Gymnasium Johanneum, kennt diese Wünsche auch von seinen Schülern. Wobei er aus Erfahrung weiß, wie die persönlichen Neigungen aussehen: „Mathe-Fans machen in der Regel sofort mit Informatik, Physik oder einem Ingenieurfach an der Uni weiter. Die haben meistens keinen Bedarf an einer Auszeit.“ Anders verhalte es sich bei Schülerinnen und Schülern, die sich noch nicht sicher seien, „sie möchten sich für ihre Entscheidung noch etwas Zeit nehmen.“

Was die Ausbildung angeht, so haben Abiturienten die Qual der Wahl, denn ihnen stehen alle Türen offen. Verlockend sind vor allem die Angebote der Industrie für ein Duales Studium, das heißt, man macht eine Ausbildung im Betrieb, die mit einem FH-Studium gekoppelt ist. Es gibt dafür schon ein erstes Gehalt und  am Ende winkt ein sicherer Arbeitsplatz. Jürgen Mathieu kennt einige junge Leute, die diesen Weg gegangen sind und das nicht bereut haben: „Dieses Angebot ist eine gute Sache, vor allem, wenn man für die Zukunft gerne eine sichere Option haben möchte.“

„Medizin ist natürlich der Klassiker in Homburg“, betont Wofram Peters, „da ist unser Standort Werbung genug.“ Doch hier scheitern so manche an den Hürden des NC. Sabine W., die eigentlich hatte Ärztin werden wollen, hat notgedrungen in der Wartezeit eine Ausbildung zur PTA begonnen. Jetzt ist sie völlig begeistert: „Das ist mein Traumberuf. Ich bleibe dabei.“  So finden eben so manche Abiturienten erst über Umwege ihr Glück.

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