Die Bundespolitik sorgt derzeit für Unmut

Homburg · „Es ist normal, verschieden zu sein“ steht auf den Ehrungsurkunden der Lebenshilfe Saarpfalz. Ein Motto, das Vorsitzender Markus Gestier aus Inklusionsgründen betonte. Mitmachen will man bei einer Protestaktion des Wohlfahrtsverbands.

 Die Lebenshilfe Saarpfalz ehrte im Ilse-de Giuli-Haus langjährige Mitglieder und Mitarbeiter. Foto: Jörg Martin

Die Lebenshilfe Saarpfalz ehrte im Ilse-de Giuli-Haus langjährige Mitglieder und Mitarbeiter. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Ehrungen für die eigene, langjährige Vereinszugehörigkeit sind nicht jedermanns Sache. Auch auf Michael Immig scheint dies zuzutreffen. Der Geschäftsführer der Lebenshilfe Saarpfalz hatte am Samstagnachmittag bei der Ehrung seinen Namen auf der Liste kurzerhand gestrichen. Da hatte er die Rechnung ohne Markus Gestier gemacht.

Der Vereinsvorsitzende machte den Vorgang heimlich wieder rückgängig. Und so kam es, dass der Hauptamtliche im Ilse-de-Giuli-Haus für seine 25 Jahre in dieser Funktion dennoch geehrt wurde. Immig trug es mit Fassung und versicherte scherzend, die "undichte Stelle" ausfindig machen zu wollen. Zeitnah solle dann ein Mitarbeitergespräch folgen. Der Chef der Lebenshilfe-Belegschaft bewies Humor, was im Berufsleben auch nicht immer selbstverständlich ist. Medaillen aus der Hand von Gestier und dessen Stellvertreter Christian Gläser erhielten auch die Mitglieder, deren Name seit einem Vierteljahrhundert und seit vier Jahrzehnten in der Kartei stehen. "Es ist normal verschieden zu sein" - dieser Satz stand nicht nur auf den Urkunden, sondern wurde auch von Markus Gestier aus Inklusionsgründen betont. In seinem Rückblick war der Vorsitzende auf das Jubiläum 50 Jahre Lebenshilfe Saarpfalz eingegangen. Gestier betonte die Feier vor rund einem Jahr.

Derzeit führt die Bundespolitik zu Unmut bei der Lebenshilfe . Man beteiligt sich deshalb an einer Protestaktion des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, bei der Postkarten an Bundesministerin Andrea Nahles (SPD ) verschickt werden. "Den Behinderten droht die Abschiebung in die Pflege", äußerte Michael Immig im Gespräch seine Kritik. Darüber würde niemand reden. Ein seitens der Regierung vorgesehenes, bundesweites einheitliches Bedarfsermittlungsverfahren sei nicht durchsetzbar, pflichtete ihm Markus Gestier bei. Der Kreisverband selbst steht nach eigenen Aussagen "finanziell äußerst gesund" (Gestier) da. Der Eigenkapitalanteil liege bei 70 Prozent. 464 Mitarbeiter zähle die Belegschaft. Insgesamt betreue man 1200 behinderte Menschen. Zudem gibt es Inklusions-Kindergärten und behinderten-gerechte Wohnungen. Bei der Landesregierung hat man weitere Plätze für die Wohnheime und Behinderten-Werkstätten beantragt. Vorsitzender und Geschäftsführer wiesen darauf hin, dass sich die Lebenshilfe Saarpfalz angesichts ihrer Größe und Beschäftigtenzahl zu einem der wichtigsten Arbeitgeber im Kreis entwickelt habe. Man sehe sich in der Verantwortung, etwa bei Auftragsvergabe primär einheimische Unternehmen zu berücksichtigen.

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Auf einen Blick Geehrt wurden von der Lebenshilfe Saarpfalz: Inga Metzen und Christel Weingart (beide für 25 Jahre Zugehörigkeit); Ilse und Richard de Giuli, Jürgen de Giuli, Hans-Joachim Gries, Marcella Hien, Otto Hoffmann, Ursula Koschny, Waltraud und Günter Litzenburger, Marlene und Robert Schättgen, Gisela Sell, Karl Tobae und Stadt St. Ingbert (alle für 40 Jahre); Mitarbeiter: Inga Metzen, Silvana Ponzio und Michael Immig (alle für 25 Jahre). jma

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