Jazzfrühschoppen in Homburg Jazz, der direkt aus dem Herzen kommt

Homburg · Peter Krämer und seine Schräglage-Jazzband trotzten dem Wetter auf der Homburger Marktplatzbühne.

 Die Schräglage-Jazzband um Bandleader Peter Krämer (Mitte) zeigte am Samstag beim Gastspiel auf dem Homburger Marktplatz, woher ihre Jazz kommt: mitten aus dem Herzen.

Die Schräglage-Jazzband um Bandleader Peter Krämer (Mitte) zeigte am Samstag beim Gastspiel auf dem Homburger Marktplatz, woher ihre Jazz kommt: mitten aus dem Herzen.

Foto: Thorsten Wolf

Mit der Schräglage-Jazzband um Bandleader Peter Krämer nahm am vergangenen Wochenende beim Jazzfrühschoppen eine von virtuosem Improvisationskönnen und jeder Menge Erfahrung geprägte Formation den Kampf mit dem überaus ungnädigen Wetter am Samstagmorgen auf. Und das mit Erfolg. Wer einen trockenen Platz unter einem der Schirme vor der Bühne auf dem historischen Marktplatz ergatterte, der wurde mit lebensfröhlichem Jazz belohnt, einem Jazz, der wahrlich von Herzen kam. Klassiker an Klassiker reihte die Band aus dem Westerwald aneinander – und verpasste jedem dieser Werke eben den echten und unverwechselbaren „Schräglage-Charakter“.

Doch was macht diesen Charakter wirklich aus? In der Pause gab Bandleader Peter Krämer Einblick in die Philosophie der Westerwälder Musiker. Und diese Philosophie kündet vor allem von Freiheit und viel Emotion. „Wir wollen den Zuhörern Freude vermitteln. Wir haben uns nicht auf die Fahne geschrieben, dass wir ‚Überlegungs-Jazz‘ spielen.“ Vielmehr, verdeutlichte Krämer, entstehe viel durch die Kommunikation der einzelnen Musiker untereinander und während des Auftritts selbst. „Wir sind in einem dauerhaften, kommunikativen Wechsel, im Improvisieren. Und wenn es gefällt, dann improvisiere ich mal etwas ganz anderes als der andere. Daran haben wir sehr viel Spaß. Es ist eher Herz- als Kopf-Jazz.“ Dabei sei es natürlich einfacher, sich an einem festen Gerüst entlang zu spielen, als sich auf seine musikalische Intuition zu verlassen.

Krämer: „Wir alle haben eine große Erfahrung, wir alle sind nicht nur seit 15 Jahren in der Schräglage-Jazzband unterwegs. Alle spielen auch in verschiedenen anderen Gruppen und in ganz unterschiedlichen Stilrichtungen.“ Damit sei es kein Problem, wenn im kommunikativen Miteinander einer mal nicht aufpasse, „da vergeht keine Achtel-Note und dann übernimmt der andere.“ Auf und bei diesem Weg überrasche man sich durchaus auch mal selbst, „man überrascht sich bei den Improvisationen, die man selbst in den Solopassagen zeigt und die man so noch nie zuvor gespielt hat. Man spielt dann wirklich etwas aus dem Bauch heraus, der Kopf schaltet dann bei mir komplett ab. Ich höre dann nur noch Melodien.“ Und auch von seinen Mitmusikern werde er regelmäßig überrascht.

So war das, was Schräglage da am Samstagmorgen bot, wahrlich kein Jazz von der Stange. In der Besetzung Peter Krämer an der Trompete, Frank Donath an der Klarinette und dem Tenorsaxofon, Eckhard Hannappel an der Posaune, Gerd Müller am Sousafon, Johannes Pfeifer am Banjo, Walter Siefert am Piano, Martina Donath am Gesang und Guillermo Banz am Schlagzeug wurde aus vermeintlich Gewohntem überraschend bislang Unerhörtes, so beim Klassiker „Bei mir bist Du Schön“.

So lebendig wie die Schräglage-Jazzband ihre Jazz-Philosophie am Samstag über den historischen Homburger Marktplatz schallen ließ, so überflüssig war eigentlich die Frage, ob der oft totgesagt Jazz tatsächlich länger lebe. Doch stellen konnte man sie trotzdem. Und Peter Krämer fand angesichts der zunehmenden Diversifizierung des Jazz und zahlreicher Cross-Over-Strömungen eine Antwort, die zuversichtlich macht: „Wir selbst stellen fest, dass beim Traditional-Jazz die Zahl der jüngeren Zuhörer wieder steigt.“ Dass der Samstagmorgen dem Jazzfrühschoppen seine nasskalte Schulter zeigte, hielt die Band übrigens in keiner Weise auf, „es macht uns immer Spaß in Homburg zu spielen, gerade der Marktplatz ist toll. Und wir kommen auch gerne wieder hierher zurück!“

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