Die Architektur sprang ihm direkt ins Auge

Homburg · Die massiven Gegensätze der Stadt haben Michael Wardeh-Jossep in ihren Bann gezogen: Der Fotokünstler zeigt in der Rohrbacher Mühle seine Ansichten der polnischen Hauptstadt.

 Eines der Warschau-Fotos von Wardeh-Jossep. Foto: Jörg Martin

Eines der Warschau-Fotos von Wardeh-Jossep. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

In der Rohrbacher Mühle fand am Samstagabend eine Finissage statt, die auf einem alles andere als alltäglichen Hintergrund beruht. Auf Einladung der Stadt St. Ingbert und der Deutsch-Polnischen-Gesellschaft Saar zeigte der Saarbrücker Fotokünstler Michael Wardeh-Jossep die Sammlung "Warschau - Stadt der Kontraste". Dabei handelt es sich um eine Auswahl von 25 der 55 Fotos aus dem gleichnamigen Buch des Künstlers.

2007 war der Informatiker Wardeh-Jossep im Internet auf Partnersuche. Dabei lernte er eine Frau kennen, mit der er zusammenkam und die er zwischenzeitlich auch geheiratet hat. Annah stammt aus Warschau. Sie habe ihm immer wieder vorgeschwärmt, verrät der Fotograf im SZ-Interview. Die damalige Freundin lebte zu diesem Zeitpunkt noch in Leipzig. Bis dahin war Michael Wardeh-Jossep noch nie in Polen, geschweige denn in Warschau, gewesen. Das änderte sich 2008. Er fuhr hin und "leckte Blut" an der Stadt.

"Mir sprang direkt die Architektur ins Auge", blickt der aus Neunkirchen stammende Mann zurück. Seine Kamera mit einem Drei-Schicht-Sensor hatte er natürlich dabei. "Damit werden die Fotos recht plastisch", sagt er. Und damit komme sein ihm eigener Stil überhaupt zur Geltung. Mit dem Fotoapparat fing er die Magie dieser geschichtsträchtigen Stadt ein. Sein Stil ist einfach, aber nicht minder attraktiv. "Für mich sind einfach diese Kontraste total faszinierend", erklärt der Künstler. Die massiven Gegensätze der Stadt hätten ihn zudem regelrecht in seinen Bann gezogen. Da ein Relikt des Sozialismus und nebenan aktuelle Werbung mit Justin Bieber .

Anderswo ein Bau aus der Zeit des Kalten Krieges und nebenan eine Einkaufsmall. "Die Stadt hat Charisma und ist total schön", findet der Hobbyfotograf. Seine Frau wisse, wo die interessanten Stellen sind. An manch vielversprechendes Ziel gelangt er oftmals gar nicht. Der Grund: Auf dem Weg dahin begegnet ihm wieder ein anderer Gegensatz. Der Weg selbst ist das Ziel. Wardeh-Jossep will die Veränderung sichtbar machen, über Jahrzehnte hinweg.

Der 1967 geborene Fotograf präsentierte am Samstag nicht nur seine Bilder, sondern hielt auch einen Vortrag. Dabei ließ er auch die Magie dieser Stadt nicht außer Acht. Magdalena Telus von der Rohrbacher Mühle, auch Slawistin, steuerte in einem Vortrag die Warschauer Geschichte bei.

Bei der Finissage wurde auch Wert auf polnisches Lebensgefühl gelegt. Ob passendes Liedgut aus der Konserve oder das Nationalgericht Bigos: Man konnte als Außenstehender gut in die Stimmung "eintauchen". Bei einer Ausstellung im Kulturhaus St. Ingbert waren die Werke zwei Monate zu sehen.

photonray.de

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