Die alte Glantalbahn macht Ärger

Homburg. Die Einstufung der Bahntrasse im Homburger Osten als Baudenkmal sorgt für Wirbel im politischen Kosmos der Stadt. Denn ausgerechnet diese alte Bahnstrecke war neben der offiziellen Variante bei Reiskirchen eine der Möglichkeiten, die für einen geplanten zweiten Autobahnschluss an die A 6 (siehe Grafik) ins Spiel gebracht worden war

Homburg. Die Einstufung der Bahntrasse im Homburger Osten als Baudenkmal sorgt für Wirbel im politischen Kosmos der Stadt. Denn ausgerechnet diese alte Bahnstrecke war neben der offiziellen Variante bei Reiskirchen eine der Möglichkeiten, die für einen geplanten zweiten Autobahnschluss an die A 6 (siehe Grafik) ins Spiel gebracht worden war. Hans Felden, SPD-Fraktionsvorsitzender im Homburger Stadtrat, reagierte mit deutlichen Worten auf den Artikel in unserer Zeitung vom Donnerstag. "Das ist ein Possenspiel." Felden, der in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hinwies, dass es einen grundsätzlichen Beschluss der Erbacher SPD gegen eine Nutzung der stillgelegten Bahntrasse gebe, "so lange sich für Erbach und Reiskirchen dadurch keine positive Lösung ergebe", vermutete einen anderen Grund hinter der historischen Aufwertung der Strecke, die ein Teil der alten Glantalbahn war. So äußerte er den Verdacht, mit den aktuellen Diskussionen rund um den zweiten Autobahnanschluss und den damit verbundenen Unwägbarkeiten wolle "die grüne Welt" eigentlich den Bau der B423-Umgehung verhindern. "Das ist alles eine Vernebelungstaktik", so Felden, der sich erneut für einen Ausbau des bestehenden Autobahnanschlusses als vollwertige "Vier-Ohren-Lösung" aussprach. Christian Gläser, Fraktionschef der CDU im Homburger Stadtrat, wurde nicht weniger deutlich: "Es stellen sich mir einige Fragen. Wer hat das Verfahren, die Bahnstrecke unter Denkmalschutz zu stellen, veranlasst oder dieses angestoßen? Kann ein Denkmal gegebenenfalls auch befahren werden? Kann ein Denkmalschutz wieder aufgehoben werden und unter welchen Voraussetzungen? Wer war zu welchem Zeitpunkt im Verfahren angehört worden und daran beteiligt? Auch würde mich interessieren, ob es auch in diesem Fall, wie beim geplanten Autobahnanschluss Homburg-Ost, einen Vor-Ort -Termin gab, von dem wieder niemand wusste?" Und weiter: "Ich bin mir sicher, dass sich der Homburger Stadtrat nicht mit der Aussage zufrieden geben wird, die Bahnstrecke sei in ihrem Bestand herausragend'. Ich erwarte mir Transparenz vom Landesdenkmalamt, was die Strecke von anderen stillgelegten Strecken der Bahn unterscheidet und Aufklärung zum konkreten Verfahren." Jörg Herrlinger, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Homburger Stadtrat, wies eine Beteiligung der Grünen an der denkmalgeschützten Bahnlinie zurück: "Wir wussten definitiv nicht, dass diese alte Bahnstrecke unter Denkmalschutz steht. Wir als Grüne haben da keinerlei Aktien drin." Außerdem seien die Grünen, ebenso wie alle anderen im Stadtrat vertretenen Parteien, bei einer mehrstündigen Sitzung zugegen gewesen, bei der es um die Trassenführung ging: "Auch da wurde mit keinem Wort von offizieller Seite dieser Denkmalschutz erwähnt. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir uns doch alle diese Sitzungen sparen können." Außerdem betrachtet Herrlinger den Denkmalschutz für eine Bahnlinie, auf der ohnehin "niemand jemals wieder fahren wird", nicht als sakrosankt. Für Axel Ulmcke, FWG-Vorsitzender, zeige die Tatsache, dass "eine nicht beachtete und unzugängliche Bahntrasse zum Denkmal erhoben wird, wie weit sich die politische Kaste vom Bürger entfernt hat". Die Grünen torpedierten mit ihren Ämtern in der Landeshauptstadt die einzig richtige Lösung für den Autobahn-Anschluss. Eine sinnvolle Lösung für den Autobahnanschluss werde entgegen jeder Vernunft hintertrieben.

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