Dank einer Karte reden können

Homburg · Der Förderverein für altersübergreifende Palliativmedizin am Uniklinikum hat ein neues Projekt: Mittels Symbolen und einer Karte sollen Patienten, die sich nicht mitteilen können, dies wieder können.

 Mit dieser Symbolsprache sollen Patienten, die aufgrund ihrer Erkrankung und ihres Zustandes keine Möglichkeit der Kommunikation haben, mit Angehörigen, Ärzten und Pflegern „sprechen“ können. Foto: Thorsten Wolf

Mit dieser Symbolsprache sollen Patienten, die aufgrund ihrer Erkrankung und ihres Zustandes keine Möglichkeit der Kommunikation haben, mit Angehörigen, Ärzten und Pflegern „sprechen“ können. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Eigentlich ist die Idee umwerfend einfach, aber wohl so einfach, dass noch niemand konkret und professionell an ihre Verwirklichung gedacht hat: Um Patienten , die aufgrund ihres Zustandes und ihrer Erkrankung keine Möglichkeit der Kommunikation besitzen, eben eine solche zu ermöglichen, hat der "Förderverein für altersübergreifende Palliativmedizin " des Zentrums für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg (UKS) ein spezielles Projekt gestartet. Dieses soll mittels speziell konzipierter Symbole ermöglichen, dass Ärzte, Pfleger, Angehörige und betroffene Patienten miteinander "sprechen" können.

Das System ist dabei entwaffnend einfach: Auf einer Basiskarte finden sich Symbole für ganz unterschiedliche Bereiche, von "Durst" über "Unterhaltung" bis zu "Stille", "Luftnot", "Angst" oder "Seelsorge" und "Arzt". 15 Grundsätzliche Themenbereiche sind so erfasst. Ein Patient kann nun auf Nachfrage durch Nicken oder Kopfschütteln auf einen dieser Bereiche hinweisen.

Von da aus verzweigt das Symbolsystem dann auf eine weitere Karte, die den ausgewählten Themenbereich weiter präzisiert. So finden sich auf der Karte zum Bereich "Augen" die Hinweise "Trocken", "Jucken", "Verschwommen", "Druck", "Tränend" und "Brennen". Ist das Projekt vollständig ausgearbeitet, soll so eine grundsätzliche Kommunikation mit den Patienten möglich sein, die sich auf "herkömmliche" Weise nicht mehr mitteilen können.

Initiatorin des Ganzen ist Anja Becker, Fachkrankenschwester am Palliativ-Zentrum des UKS. Aus der Herausforderung heraus, Patienten angemessen zu betreuen, die sich nur noch mit Nicken und Kopfschütteln mitteilen konnten, sei die Idee entstanden, eine neue Kommunikationsmöglichkeit zu schaffen. "Ich habe dann versucht, über einfache, aufgemalte Symbole 'zu reden'. Und da ist uns klar geworden, dass wir viel mehr brauchen." Zusammen mit Manuela Osterburg, Kunsttherapeutin am UKS, und Dr. Benjamin Gronwald, Leitender Oberarzt am Palliativ-Zentrum und Vorstandsmitglied des Fördervereins, wurde die Projektgruppe "Visuelle Kommunikation" gegründet.

Diese befasste sich in der Folge damit, welche Themenbereiche mit welchen Symbolen wichtig sind. Für die grafische Umsetzung zeichnete Manuela Osterburg verantwortlich. "Aus der Praxis heraus haben wir dann entsprechende Symbole erschaffen." Diese hätten sich an den Notwendigkeiten des Patientenalltags orientiert und sollten vor allem in der täglichen Handhabung einfach zu nutzen sein. Im Moment, erklärte Osterburg, befinde man sich noch in der ersten Phase des Projektes.

In der Folge, so Benjamin Gronwald, gelte es nun, den Umfang der Symbolsprache zu erweitern. "Dann geht es in eine weitere Testphase, bei der wir, wissenschaftlich betrachtet, schauen wollen, wie die Sprache zustande kommt. Und dann wollen wir das Ganze vom Papier auf eine elektronische Plattform transferieren." Ziel solle es dann sein, die Symbolsprache mittels eigenständiger Anwendung auf Smartphone und Tablet-PC nutzbar zu machen - auch für andere Zielgruppen.

Zum Thema:

 Dr. Benjamin Gronwald, Frank Buchmann von der Sparda-Bank Südwest, Kunsttherapeutin Manuela Osterburg und Fachkrankenschwester Anja Becker (von links). Foto: SZ/Wolf

Dr. Benjamin Gronwald, Frank Buchmann von der Sparda-Bank Südwest, Kunsttherapeutin Manuela Osterburg und Fachkrankenschwester Anja Becker (von links). Foto: SZ/Wolf

Foto: SZ/Wolf

Auf einen Blick Bei der Verwirklichung seines Projektes zur visuellen Kommunikation hat der "Förderverein für altersübergreifende Palliativmedizin " des Zentrums für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie am UKS Homburg nun eine kräftige finanzielle Hilfe erhalten: Die Online-Spendenaktion "Spardahilft.de" der Sparda-Bank Südwest brachte dem Verein eine Zuwendung von 6 000 Euro. Damit soll das Kommunikations-Projekt, das sich gegenwärtig noch in einer ersten Phase befindet, weiter vorangetrieben werden. thw

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort