Bundespolitiker in Beeden Özdemir kritisiert Pläne für Umgehungsstraße

Homburg · Der Bundespolitiker der Grünen, Cem Özdemir, hält nichts von der geplanten B423-Umgehung. Hier werde Steuergeld verschwendet und die Umwelt zerstört, sagte er in Beeden.

 Der Grünen-Politiker Cem Özdemir tauschte sich gestern mit der Bürgerinitiative „Erhaltet die Mastau – gegen die B 423-neu“ in Beeden aus.

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir tauschte sich gestern mit der Bürgerinitiative „Erhaltet die Mastau – gegen die B 423-neu“ in Beeden aus.

Foto: Ulrike Stumm

Cem Özdemir hatte in Homburg schon für Wirbel gesorgt, bevor er überhaupt da war. Die Homburger Stadtverwaltung hatte nämlich etwas pikiert reagiert, da sie von seinem Besuch erst aus der Zeitung erfahren habe. Eine Einladung ins Rathaus – hier sollte er auch die Sicht der Verwaltung hören – schlug der Bundespolitiker der Grünen aus „terminlichen Gründen“ allerdings aus.

Angesichts dessen wirkte der Besuch vor Ort in Beeden am Donnerstagnachmittag in Sichtweite und auf der geplanten Trasse der B423 neu zunächst ein bisschen wie ein vorweihnachtlicher Wandernachmittag mit Kindern, Hunden, Eltern. Wären da in der Jägerhausstraße nicht die gelben und grünen Westen gewesen mit dem Aufdruck „Nein zur B423 neu“. Eingeladen zur „Wanderung“ hatte nämlich die Bürgerinitiative „Erhaltet die Mast­au – gegen die B 423-neu“, und es waren auch um die 200 Menschen gekommen, um sich die Trasse anzuschauen – nicht allerdings der ebenfalls eingeladene OB Rüdiger Schneidewind.

Özdemir, auch Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Infrastruktur, fand für die Planung der Umgehung schon am Anfang ziemlich harsche ablehnende Worte: Diese sei „asbach uralt“, die Umgehungsstraße sei ja faktisch schon die Autobahn. Werde die Straße gebaut, dann sei das eine Verschwendung von Steuergeld und eine Zerstörung der Umwelt. Das passe nicht in die politische Landschaft. Um die Straße wird bekanntlich seit Jahrzehnten gerungen, sie steht auch im Bundesverkehrswegeplan. Lässt sich an der Umsetzung dann so einfach rütteln? Da, so Özdemir weiter, würden ihm viele Dinge einfallen, wo der Bedarf deutlich dringlicher sei. Nur weil man es einmal beschlossen habe, heiße das nicht, dass man es nicht nochmal überdenken könne. Und der Grünen-Landesvorsitzender und Bundestagsabgeordneter, Markus Tressel, unterstrich: Rechne man die Kosten aller Projekte zusammen, die im Bundesverkehrswegeplan zu finden sind, dann werde klar: Man sei weit davon entfernt, dass alles, was im vordringlichen Bedarf stehe, auch realisiert werden könne.

Nach diesen Einschätzungen ging es dann auf die Strecke durch die Mastau. Und damit auch durch Matsch, Pfützen und über zugewucherte Bahngleise. An besonders markanten Punkten machte die Gruppe halt, zum Beispiel in Sichtweite zur Kläranlage. Hier hatte die BI zwei große Luftballons angebracht, um zu demonstrieren, wie hoch die Straße an dieser Stelle werden würde: um die zehn Meter, machte Hardy Welker, neben Hans-Peter Breit und Ralph Rouget einer der BI-Sprecher deutlich. Notwendig werde diese Brückenbauwerk, da hier die Gleise der alten Bahnlinie zwischen Homburg und Zweibrücken entlangführen. An einem weiteren Haltepunkt ging es dann zum Beispiel darum, dass die Aue regelmäßig überflutet werde im Bereich des geplanten Autobahnanschlusses und der Autobahnunterführung.

Eines der wichtigen Argumente der BI gegen die B423 neu ist, dass durch die Trasse der Umgehungsstraße ein mittlerweile sehr beliebtes Naherholungsgebiet zerstört würde. Und auch an dem eher trüben Dezembernachmittag waren hier etliche Radfahrer, Spaziergänger und Jogger unterwegs. Ein weiteres Thema unterwegs innerhalb der Gruppe: das Vorkommen der Wildkatze. Der Landesverband Saarland des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hatte nämlich am Vortag bekannt gegeben, dass hier, wissenschaftlich nachgewiesen, geschützte Wildkatzen unterwegs seien.

Endpunkt der Tour war die Fischerhütte in Beeden. Hier wurde es dann mit mehr als 300 Menschen nochmals voller. Özdemir erhielt hier, sozusagen auch als Futter für den Verkehrsausschuss, mehr als 4000 Unterschriften der Gegner der B423 neu, zudem ein Fotobuch mit Tieren aus der Mastau – und zwar hauptsächlich solchen, die geschützt sind.

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