Botschafter der Freiheit

Homburg. "Man glaubte wirklich, ein besserer Geist habe sich über das Volk ergossen. Man hoffte, dass die öffentliche Meinung für Menschenrechte und Freiheit sich erklären, der Sache der Völker ihre Macht leihen und durch Beschützung der freien Presse zur Wiedergeburt Deutschlands und Polens den Grund legen werde. Allein man hatte abermals durch Phrasen sich täuschen lassen

 In Homburg erinnert am Rondel an der Eisenbahnstraße ein Brunnen an die Freiheitsbestrebungen der Deutschen im 19. Jahrhundert, auch mit Motiven aus dem Leben und Wirken von Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth. Foto: Stadt Homburg

In Homburg erinnert am Rondel an der Eisenbahnstraße ein Brunnen an die Freiheitsbestrebungen der Deutschen im 19. Jahrhundert, auch mit Motiven aus dem Leben und Wirken von Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth. Foto: Stadt Homburg

Homburg. "Man glaubte wirklich, ein besserer Geist habe sich über das Volk ergossen. Man hoffte, dass die öffentliche Meinung für Menschenrechte und Freiheit sich erklären, der Sache der Völker ihre Macht leihen und durch Beschützung der freien Presse zur Wiedergeburt Deutschlands und Polens den Grund legen werde. Allein man hatte abermals durch Phrasen sich täuschen lassen." Einer von vielen Aufrufen des Journalisten Johann Georg August Wirth. Aber dieser hatte es in sich: Wirth war zur Einsicht gelangt, dass der Kampf für eine freie Presse allein nicht genügt, sondern dass eine wirklich demokratische Staatsgestaltung notwendig sei. Dem Aufruf vorausgegangen war am 29. Januar in Bubenhausen bei Zweibrücken die Gründung des Press- und Vaterlandsvereins, an dessen Gründung Wirth und der Jurist und ehemalige (erste) Landkommissär in Homburg, Philipp Jakob Siebenpfeiffer, führend beteiligt waren. Noch heute wird dieses Tages alle zwei Jahre in Homburg- im Wechsel mit Zweibrücken - gedacht. Wirth geriet bald mit dem Press-und Vaterlandsverein, dessen Vorstand er nicht angehörte, in Auseinandersetzungen. Ihm schwebte visionär eine aktive, demokratisch-politische Rolle zur Neugestaltung Deutschlands vor, während der Verein sich auf eine lediglich begleitend unterstützende Rolle der Presse beschränken wollte. Den Aufruf von Wirth, dem Kämpfer für "Freiheit und Demokratie an die Volksfreunde in Deutschland" am 21. April 1832 , nimmt der Oberbürgermeister von Homburg, Karlheinz Schöner, der auch seit 2009 stellvertretender Vorsitzender der Siebenpfeiffer-Stiftung ist, zum Anlass, dieses historische Ereignis in Erinnerung zu rufen. Dies geschieht im Zusammenwirken mit dem Ururenkel von Wirth, Dr. Christof Müller-Wirth aus Karlsruhe, der zu diesem Anlass nach Homburg kommt. Wirth war in München und Homburg Herausgeber der Publikation "Deutsche Tribüne". Als sichtbares Zeichen der Erinnerung wird auf Veranlassung des Oberbürgermeisters an dem einstigen Druckort der Deutschen Tribüne und der Wohnung der Familie Wirth in Homburg am Haus Nr.11 in der Eisenbahnstraße, eine Wirth-Erinnerungstafel angebracht. Zum gleichen Zeitpunkt geht nach 180 Jahren eine neue Deutsche Tribüne - Aktuelles - Historisches - in der Herausgeberschaft des Homburger Journalisten Helmut Hofmann und des Verlegers Dr. Christof Müller-Wirth aus Karlsruhe als OnlineMagazin unter www.deutsche-tribuene.de offiziell ins Web. Interessenten sind zu dem Wirth-Erinnerungstag in Homburg am Samstag, ab 11 Uhr, am am Freiheitsbrunnen am Rondell eingeladen.Wirth gehörte zusammen mit Siebenpfeiffer zu den Mitinitiatoren des Hambacher Festes am 27. Mai 1832 und er war einer der Hauptredner. Am 29. Juli 1833 in Landau fand deshalb der Prozess statt. Auf der Anklagebank in diesem Strafprozess saßen die Führer und Vordenker der liberalen Bewegung, die im Mai 1832 die Massen mobilisierten, denn 30 000 Menschen waren am Sonntag, 27. Mai 1832, auf das in der Vorderpfalz gelegene Hambacher Schloss gezogen. Es war die Zeit des Vormärz, der die Revolution von 1848/49 am politischen Horizont ankündigte. Der Journalist Johann Georg August Wirth und der Jurist Siebenpfeiffer, saßen mit elf weiteren Personen auf der Anklagebank. Der Vorwurf der damaligen Obrigkeit: Hochverrat. Einer der Verteidiger, August Ferdinand Culmann, war der spätere Gründer des Bergwerks in Bexbach-Frankenholz. Allein diese Tatsachen lassen das Geschehen in einem speziellen saarländischen und pfälzischen Blickwinkel erscheinen. Der Saarpfalz-Kreis ehrt bis heute das Andenken der Tradition des Vormärz: In Homburg ist der Sitz der Siebenpfeiffer-Stiftung.

homburg.de

saarpfalz-kreis.de

siebenpfeiffer-stiftung.de

Auf einen Blick

 Ein Streiter für die Meinungsfreiheit: Johann Georg August Wirth. Foto: Archiv/Baus

Ein Streiter für die Meinungsfreiheit: Johann Georg August Wirth. Foto: Archiv/Baus

Der Saarpfalz-Kreis mit Sitz in Homburg ist Initiator der Siebenpfeiffer-Stiftung, die seit 1989 besteht. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, historische Ereignisse und Persönlichkeiten zu erforschen, die im Vormärz die Grundlagen für unsere heutige demokratische Verfassung gelegt haben. Sie verleiht unter anderem den Siebenpfeiffer-Preis und gibt eine Buchreihe heraus. Verwaltet wird die Stiftung durch einen elfköpfigen Vorstand. Seit der Gründung 1989 bekleidet Landrat Clemens Lindemann das Amt des Vorsitzenden. Stellvertretender Vorsitzender ist seit April 2009 Karlheinz Schöner, Oberbürgermeister von Homburg. jkn

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