Bexbacher wollen keine drei Ohren

Homburg · Beim Thema Autobahnanschluss gehen die Meinungen in Homburg und Bexbach zum Teil weit auseinander. Die Homburger bestehen auf der Drei-Ohren-Lösung, die Kleinottweiler lehnen diese komplett ab.

 Große oder kleine Lösung? Der Autobahnanschluss Homburg/Bexbach ist an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Noch mehr Autos wären kaum zu verkraften. Foto: Thorsten Wolf/SZ

Große oder kleine Lösung? Der Autobahnanschluss Homburg/Bexbach ist an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Noch mehr Autos wären kaum zu verkraften. Foto: Thorsten Wolf/SZ

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 Zahlreiche interessierte Bürger kamen zur Infoveranstaltung ins Sportheim Kleinottweiler. Foto: Bernhard Reichhart

Zahlreiche interessierte Bürger kamen zur Infoveranstaltung ins Sportheim Kleinottweiler. Foto: Bernhard Reichhart

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Der seit Jahren geplante Ausbau des bestehenden Autobahn-Anschlusses zur A6 bei Reiskirchen beschäftigt nicht nur die Stadt Homburg, sondern auch die Nachbarstadt Bexbach, insbesondere die Kleinottweiler Bürger.

Der kleine Bexbacher Stadtteil leidet heute schon unter dem zunehmenden Straßenverkehr. Mit dem geplanten Ausbau des A6-Anschlusses zu einer Drei-Ohren-Lösung wird befürchtet, dass dann noch mehr Autos durch den Ort fahren. Inzwischen gibt es eine Bürgerinitiative (BI) mit Namen "Kein Ohr für Kleinottweiler", die eine Unterschriftenaktion initiiert hat gegen die von der Landesplanung favorisierten Pläne. Die Kleinottweilerer fordern stattdessen als Lösung gegen die Verkehrsverlagerung in Richtung Bexbach einen zweiten Autobahnanschluss Homburg-Ost in der Nähe des Reiskircher Sportplatzes. Diesbezüglich sind die Planungen aber immer noch nicht abgeschlossen, eine ursprüngliche Variante, nördlich der Autobahn in Richtung Jägersburg, hat sich verworfen. Der Homburger Stadtrat favorisiert hingegen eine Anbindung über die stillgelegte Bahnstrecke durch den Erbacher Wald. Diese Variante wird derzeit geprüft. Die Planungen ziehen sich also hin. Fest steht nur: Die Drei-Ohrenlösung am bestehenden A6-Anschluss (2018) wird früher realisiert werden können als ein neuer Ostanschluss (frühestens 2020).

Für Montagabend hatte die Bürgerinitiative zu einer Informationsveranstaltung zum Thema "BAB 6 Anschluss Homburg/Bexbach" ins Sport- und Kulturheim Kleinottweiler eingeladen. "Wir wollten genaue Projektinformationen zur Verkehrsanbindung bekommen", betonte BI-Vorsitzender Konrad Saur . Doch die Vertreter des Ministeriums und des Landesamtes für Straßenbau hatten sich kurzfristig abgemeldet und mit dem 23. Juli einen späteren Zeitpunkt für eine Unterrichtung der Bevölkerung vorgeschlagen. Unter der Moderation von Wolfgang Geimer, Mitglied der Bürgerinitiative, entwickelte sich eine annähernde zweistündige, durchaus harmonische Fragestunde, in der die bekannten Argumente ausgetauscht wurden. Laut einem Schreiben von Astrid Klug , Abteilungsleiterin im Wirtschaftsministerium, sei der Ausbau des A6-Anschluss für 2018 geplant, teilte Geimer mit. Er befürchte "eine Zementierung des bisherigen Planungsstandes und Kleinottweiler wird das Bauernopfer, so bitter das auch ist, wir sind zu spät dran". Als Bürgermeister und Wirtschaftsförderer der Stadt Bexbach lägen ihm alle Stadtteile am Herzen, erklärte Thomas Leis . Sowohl SPD als auch CDU hätten Gespräche auf parteipolitischer Seite geführt, denn "wir ziehen interfraktionell am gleichen Strang". Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger habe ihm mitgeteilt, dass das Bundesverkehrsministerium als Baulast- und Kostenträger die Zustimmung erteilt habe. So soll die Baumaßnahme Anschluss A6 in Homburg ab 2018 und der Anschluss Ost frühestens ab 2020 beginnen, so Leis. Gegen das nach den Sommerferien eingeleitete Planfeststellungsverfahren für den Ausbau A6 könne man Widerspruch einleiten, erklärte Leis. Den Vorschlag aus der Versammlung, ob die Stadt Bexbach eventuell dagegen klagen werde, nahm er auf: "Darüber werden wir im Stadtrat reden".

Jürgen Portugall, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion in Homburger Stadt und Erbacher wies auf die "wesentlich größere" Verkehrsbelastung etwa in Erbach (Berliner Straße/Umgehungsstraße) und in Reiskirchen (Richardstraße) hin. Auch hier habe sich vor Jahren eine Bürgerinitiative gebildet, die gegen einen Anschluss Homburg-Ost gekämpft habe. Durch den Ausbau des Industriegebietes am Zunderbaum werde sich der Verkehr aber um weitere 8000 Fahrzeuge erhöhen. Der Homburger Stadtrat habe sich daher einstimmig für die Drei-Ohren-Lösung ausgesprochen.

"Am meisten stinkt uns die Parkplatzerweiterung, die nur 30 Meter an die Wohnbebauung heranreicht", erklärte Konrad Saur. "Wir wehren uns mit aller Macht dagegen", forderte er eine Verlagerung des Parkplatzes in Richtung Homburg. Dieser Meinung war auch Horst Hornberger, SPD-Fraktionsvorsitzender im Bexbacher Stadtrat. Darüber hinaus forderte er auf Homburger Seite einen Kreisel, um die Erreichbarkeit sicherzustellen. Absolute Priorität habe eine neuer Autobahnanschluss Ost. Viele Fragen zur Drei-Ohren-Lösung seien noch offen", stellte Saur am Ende der Diskussion fest und hofft auf Antworten in einer Versammlung am 23. Juli. Am Donnerstag, 23. Juli, soll es eine weitere Informationsveranstaltung mit Vertretern des Wirtschaftsministeriums und vom Landesbetrieb für Straßenbau in Bexbach geben. Dann wird auch der Homburger Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind dabei sein und die Homburger Gesichtspunkte erläutern. An diesem Abend sollen erste Ergebnisse einer zusätzlichen Verkehrszählung vorgestellt werden. Diese wurde vor kurzem durchgeführt, um die von den A6-Projekten ausgehende Wirkung auf Kleinottweiler genauer beschreiben zu können, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Gegenüber unserer Zeitung begründete der Pressesprecher des Ministeriums, Wolfgang Kerkhoff, die kurzfristige Absage vom vergangenen Montag damit, dass mögliche Auswirkungen auf Kleinottweiler noch nicht endgültig ausgewertet seien.

"Die Landesregierung hat ein großes Interesse daran, die Besorgnisse der örtlichen Bevölkerung ernsthaft aufzugreifen." Es sei aber genau so wichtig, dass dabei nicht "aus dem Bauch heraus" gehandelt werde, sondern auf Grundlage von Fakten und gesetzlichen Vorgaben. Das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau des bestehenden Anschlusses werde im Übrigen erst nach den Sommerferien eingeleitet, teilte das Ministerium weiter mit. Es bestehe also keine Zeitnot.

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