Gewässer nach der Hitzewelle Baden verboten – aus gutem Grund

Homburg/Bexbach/Kirkel · Wasserqualität in den Weihern wird nicht mehr beprobt. Massives Fischsterben blieb im Saarpfalz-Kreis bisher aus.

 Wenn dem Weiher der Sauerstoff ausgeht, können so genannte Sprudler, die Luft in das Wasser einblasen, oder das „Einspritzen“ von Frischwasser helfen, informiert Gerhard Mörsch vom Saarpfalz-Kreis.

Wenn dem Weiher der Sauerstoff ausgeht, können so genannte Sprudler, die Luft in das Wasser einblasen, oder das „Einspritzen“ von Frischwasser helfen, informiert Gerhard Mörsch vom Saarpfalz-Kreis.

Foto: dpa/Jan-Philipp Strobel

Kaum eine Meldung bleibt den Menschen so im Gedächtnis haften wie der Anblick von toten Tieren. Zum Beispiel Seevögel mit verklebtem Gefieder, die Opfer einer Ölpest geworden sind - und nun tonnenweise tote Fische, die aus Seen herausgeholt werden, weil infolge der Hitze der Sauerstoffgehalt im Wasser so gesunken ist, dass sie nicht mehr atmen können.

Zum Glück hat im Saarland die Trockenheit nicht ganz so schlimme Verwüstungen angerichtet wie in den nordöstlichen Bundesländern, zudem hat es in den vergangenen Tagen auch immer mal wieder ordentlich geregnet. Doch reicht das aus?

Wir fragten beim Kreis und beim Gesundheitsamt nach, wie sich derzeit der Zustand der saarpfälzischen Weiher darstellt. Gar nicht so einfach, wie sich herausstellte, zumal es „die Weiher“ gar nicht gibt, sondern sich jeder Weiher bezüglich Wassereinspeisung und Lage vom anderen unterscheidet.

„Es gibt eine ganze Reihe von Gewässern, Bächen, kleinere Weiher und Teiche im Saarpfalz- Kreis, deren Zahl man nicht genau benennen kann. So gibt es kleinere Tümpel in der Blies- und Erbachaue, die möglicherweise schon zum Beginn der Hitzewelle ausgetrocknet sind. Andere haben viel Wasser durch Verdunstung verloren, wie kürzlich die Situation am den Jägersburger Weihern, Schlossweiher, Brückweiher und Möhlwoog, gezeigt hat. Dann gibt es auch Weiher, die „Quellanschluss“ haben und weit weniger unter Wassermangel leiden“, erklärt Geschäftsbereichsleiter (Regionalentwicklung, Biosphäre Bliesgau) Gerhard Mörsch vom Saarpfalz-Kreis.

Wobei auch dort, wie am Karlsberg Weiher bei Sanddorf, derzeit zu sehen sei, dass der Wasserstand sinke. Bei Hitze, so Mörsch, seien natürlich alle Gewässer durch hohe Temperaturen und Sauerstoffmangel gefährdet, wie der Erbach, der Niederwürzbacher Weiher oder auch die Blies. „Nicht selten gedeihen bei solchen Temperaturen und Sonnenzeiten auch Blaualgen sehr gut, die ganz natürlich sind für unsere Gewässer, aber dem Menschen beim Baden erhebliche Probleme bereiten können. Hautausschläge sind da nur ein Symptom.“

Im Saarpfalz-Kreis sei es bisher noch zu keinem massiven Fischsterben gekommen, „obwohl auch in unseren Weihern der Sauerstoffmangel für die Fische abgenommen hat.“ Sauerstoff, so Mörsch, löse sich bei hohen Temperaturen rein physikalisch schlechter, und die bei höheren Temperaturen höhere Aktivität von Bakterien im Schlamm sorge für einen weiteren dramatischen Verbrauch von Sauerstoff. „Da besteht immer in solchen Zeiten immer die Gefahr für ein massenhaftes Fischsterben.“

Zunächst einmal suchten Fische schattige Plätze am Ufer auf, um sich das Überleben zu sichern. Daher sei die Ufervegetation ganz wichtig für die Bäche, Teiche und Weiher. „Aber auch Quelleinläufe bringen frisches Wasser in die Teiche. Wenn all das nicht reicht, können so genannte Sprudler, die Luft in das Wasser einblasen, oder das „Einspritzen“ von Frischwasser oder von Wasser aus dem gleichen Teich, helfen. Wichtig ist, dass das Wasser gut mit der Luft verwirbelt wird und Sauerstoff aufnehmen kann“, erklärt Mörsch weiter.

Gerne suchen Menschen bei Hitze Kühlung im Wasser, wozu natürlich in erster Linie die Freibäder da sind. Viele ältere Menschen erinnern sich aber auch daran, dass sie früher selbstverständlich auch in den Jägersburger Weihern und im Karlsbergweiher geschwommen sind, oder sogar dort überhaupt erst schwimmen gelernt haben.

Heute ist das nicht mehr möglich. Offiziell nach EU-Vorschriften gibt es nämlich keinen Badeweiher mehr im Saarpfalz- Kreis, sofern man das „Naturschwimmbad“ in Kirkel nicht zu den Weihern zählt.

„Bis 2017 hatten wir von Seiten der Gesundheitsaufsicht die Badeseen und Weiher im Saarpfalz- Kreis regelmäßig kontrolliert. Vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie kam aber im März dieses Jahres die eindeutige Aussage, dass im Saarland ausschließlich zwei EU-Badegewässer, nämlich der Losheimer Staussee und der Bostalsee, ausgewiesen sind“, informiert dazu das Geundheitsamt.

Weiher, Seen und sonstige Freizeitgewässer erfüllten diesen hohen Anspruch nicht und würden künftig auch nicht mehr nach Badegewässerrichtlinie beziehungsweise Badegewässerverordnung beprobt, so das Gesundheitsamt weiter. Diese Gewässer seien allesamt wegen „unzureichender oder gar mangelhafter Gewässerqualität“ mit einem behördlichen Badeverbot belegt und beschildert worden. Das heißt, alle Weiher außer dem Losheimer- und dem Bostalsee werden gar nicht erst auf Badetauglichkeit überprüft, sondern generell gesperrt. Auch wenn das Wasser womöglich doch badetauglich sein könnte.

 Übrigens: Im Saarpfalz- Kreis werden keine Weiher als Trinkwasserspeicher vorgehalten, wie beispielsweise die Talsperre in Nonnweiler im Nordsaarland, die Wasser für den Verdichtungsraum Saar vorhält.

 10 000 Quadratmeter Wasserfäche und weiträumige Grünfächen bietet das Naturfreibad von Kirkel-Neuhäusel seinen Besuchern. Das Wasser, das aus einer Quelle kommt, wird regelmäßig überprüft. 

10 000 Quadratmeter Wasserfäche und weiträumige Grünfächen bietet das Naturfreibad von Kirkel-Neuhäusel seinen Besuchern. Das Wasser, das aus einer Quelle kommt, wird regelmäßig überprüft. 

Foto: Markus Hagen

„Da das Trinkwasser im Saarpfalz- Kreis aus dem Grundwasser entnommen wird und dieser „Grundwasserspeicher“ dank des Buntsandsteins sehr groß ist und in diesen Trockenzeiten kaum Schwankungen unterliegt, sind solche Maßnahmen auch nicht notwendig“, informiert der Saarpfalz-Kreis. „Nur im Herbst, Winter und Frühjahr, dann, wenn durch die Regenfälle Grundwasser neu gebildet wird, ist es entscheidend, dass es ausreichend regnet und der Grundwasserspeicher im Buntsandstein wieder ausreichend gefüllt wird“, erklärt Gerhard Mörsch. Unabhängig davon habe der Saarpfalz-Kreis im vergangenen Jahr im Rahmen der Vorsorge für Katastrophenfälle auch die Bevorratung von Trinkwasser durch entsprechende Vereinbarungen sichergestellt.

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