Neue Ausstellung von Julia Johannsen Auf der Suche nach dem Traumpaar

Homburg · Malerei und Fotografie sind bei der Gemeinschaftsausstellung in der Galerie Julia Johannsen zu sehen.

 Alexander Palm (Fotografie), Julia Johannsen (Malerei) und Joanna Crittendon (Malerei, von links) zeigen aktuell in der Galerie von Julia Johannsen in der Saarbrücker Straße in Homburg ihre Gemeinschaftsausstellung „Traumpaar“.

Alexander Palm (Fotografie), Julia Johannsen (Malerei) und Joanna Crittendon (Malerei, von links) zeigen aktuell in der Galerie von Julia Johannsen in der Saarbrücker Straße in Homburg ihre Gemeinschaftsausstellung „Traumpaar“.

Foto: Thorsten Wolf

Was passiert, wenn man einen Fotografen, zwei Malerinnen und einen Musiker zusammenbringt? Es entsteht ein hochinteressantes Gemisch – der Natur der Dinge folgend nicht gefährlich hochexplosiv, sondern im besten Wert des Wortes vielschichtig. So geschehen am Freitagabend, als Julia Johannsen, in Personalunion sowohl Künstlerin wie auch Galeristin, in ihrer Galerie in der Saarbrücker Straße 7 in Homburg die aktuelle Gemeinschafts-Ausstellung „Traumpaar“ eröffnete. Teil der Schau: Fotografien des Berliners Alexander Palm, Malerei von Joanna Crittendon aus Saarbrücken, die Werke Johannsens selbst und  der Musiker Yoni, nicht wenigen bekannt aus der saarländischen Rapper-Szene, am Freitag allerdings mit einem etwas anderen Stil unterwegs.

Yoni war es auch, der mit seinem Song „Traumpaar“ nicht nur quasi das Titellied der Ausstellung zu Eröffnung beisteuerte. Was Yoni so in Worte und Akkorde einbettete, das galt es für Palm, Crittendon und Johannsen in Bilder zu fassen, das Ideal der Partnerschaft, das „Traumpaar“. Wer eine Ausstellung so betitelt, der hängt die Latte hoch. Gilt doch der Begriff des „Traumpaars“ quasi als ultimatives Gütesiegel der Zweisamkeit. Die Filmgeschichte ist voll von solchen Konstallationen, von der Verheißung des „perfect Match“, der Harmonie und Stimmigkeit im Überfluss. Ganz wichtig dabei: Traumpaaren sieht man ihre Ausnahmestellung direkt an, sie ist geprägt von einem permanent nach außen getragenen „ja, wir passen perfekt zusammen“.

So einfach macht es sich die Austellung von Palm, Crittendon und Johannsen aber nicht. Das Traum- und paarhafte will entdeckt werden, einfach ein bisschen Korrespondenz zwischen Malerei hier und dort und der Fotografie da und hier, das wäre auch allzu banal und offensichtlich. So gesehen, muss und darf man sich als Betrachter ein durchaus eigenes Bild von der betitelten Traumpaarhaftigkeit machen, zwischen der mehrheitlich kontemplativen Fotografie von Palm, den meist großflächigen Arbeiten von Johannsen und den oft kleinformatigen und portraithaften Gemälden von Crittendon. Wo sind dann also die Traumpaare?

Julia Johannsen: „Man kann sich das als Betrachter selbst zusammenstellen, es kommt auf den jeweiligen Beobachter an. Es ergibt sich nach und nach.“ Allein schon mit dieser Erklärung erhellt sich, dass die Zahl der Traumpaare Legion und ihre Zusammenstellung dort entsteht, wo Kunst gemeinhin zur Kunst wird: im Auge des Betrachters. Kernfrage einer jeden Ausstellung ist natürlich die nach der Botschaft. Was will gesagt werden, was will gesagt sein. Auch da macht es die Ausstellung „Traumpaar“ dem Betrachter nicht einfach, klare Aussagen, gleich ob politisch oder gesellschaftlich, sind nicht offensichtlich.

Doch das ist kein Mangel, oder um es mit den Worten von Johannsen zu sagen: „Man muss auch mal loslassen, das ist die Aussage. Man muss alles im weitesten Sinne sehen.“ Das lässt Spielraum. Und den soll eine gut kuratierte Ausstellung ja auch geben – Spielraum, um in den Werken zum einen den Künstler, zum anderen aber auch sich selbst, die eigenen Emotionswelten und mögliche Reflektionsflächen zu erkennen.

Dies als Grundsatz angenommen, ist das eigentliche Traumpaar der Ausstellung von Palm, Johannsen und Crittendon der entstehende Dialog zwischen dem einzelnen Betrachter und dem einzelnen Werk. Und deren gestalterische und sujet-bedingte Vielfalt lässt es zu, in jeder Ecke, an jeder Wand und in jedem Stockwerk der Galerie von Julia Johannsen die unterschiedlichsten Traumpaare auferstehen zu lassen, mal im Dialog der einzelnen Werke untereinander, mal in der inneren Einkehr des Betrachters im Angesicht bildhafter, potentieller Traumpaar-Partner.

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