Apfelsaft Apfelsaft fließt in Strömen

Homburg/Kirkel · Der heiße Sommer sorgte bei Äpfeln für wahre Rekordzahlen. So wurden bei den Obst- und Gartenbauern in Erbach rund 20 Tonnen Äpfel zu 12 000 Litern Saft verarbeitet. In Kirkel werden wohl über 18 000 Liter erreicht.

 Die Apfelernte war in diesem Jahr besonders gut. Die heißen Sommertage sorgten für die besondere Süße.

Die Apfelernte war in diesem Jahr besonders gut. Die heißen Sommertage sorgten für die besondere Süße.

Foto: ZB/Patrick Pleul

Der Apfelabsatz in Deutschland liegt bei 15 Kilo pro Person im Jahr. Damit ist der Apfel die beliebteste einheimische Frucht. In diesem Jahr ist die Apfelernte im Raum Homburg und in Kirkel gut ausgefallen. Das ist das fachmännische Urteil der Experten aus den Obst- und Gartenbauvereinen.

In Erbach, wo sich Edgar Emser beim Obst- und Gartenbauverein auch um die Saftkelterei kümmert, herrscht Begeisterung anlässlich der diesjährigen Apfel-Ernte: „Trotz des heißen Sommers haben wir jede Menge Äpfel bekommen“, so Emser. Er hatte befürchtet, die Äpfel fielen wegen der andauernden Hitze „mehlig und klein“ aus, aber das sei nicht der Fall.

„Vielleicht sind die Früchte in diesem Jahr etwas kleiner, aber so viel Saft hatten wir in den vergangenen Jahren nicht.“ In Erbach wird seit Anfang Oktober nicht mehr gekeltert, obwohl immer noch Nachfragen kommen, „aber irgendwann ist mal Schluss“, so Emser, „wir haben unsere Grenze erreicht“.

20 000 Kilogramm Äpfel sind vom Erbacher OVG verarbeitet worden, „das bringt uns in Erbach auch körperlich an unsere Grenzen“, räumt Edgar Emser ein. 12 000 Liter Saft haben er und seine Mannschaft vom Obst- und Gartenbauverein auf Flaschen gezogen, „das ist unglaublich“. Angefangen hat der Erbacher Obst- und Gartenbauverein mit dem Apfelpressen am 3. September: „Das war ein Montag. Wir haben bis Samstag die ganze Woche durchgeschafft, jeden Tag waren wir in unserer Anlage anwesend, sonst hätten wir die Äpfel gar nicht weggekriegt.“ Das sei schon eine große Leistung, wenn man bedenke, „dass wir alles Rentner sind, die meisten über 70.“

Wo kommen die vielen Äpfel her, die in Erbach angeliefert werden? „Aus der ganzen Umgebung, aus der Pfalz, aber auch aus Rohrbach, aus Bexbach, aus Altstadt. “ Im vergangenen Jahr gab es wegen ein paar eisigen April-Nächten kaum Saft: „Wir vom Erbacher OVG dürfen auf dem Websweiler Golfplatz ernten. Das hat uns vor einem Jahr gerettet, denn die Äpfel, die wir keltern konnten, kamen von dort. Da hatte der Frost nicht so zugeschlagen. In diesem Jahr hingegen war vom Golfplatz nichts zu holen. So ändert sich das von Jahr zu Jahr“, sagt Edgar Emser.

Auch in der Apfelverwertungsanlage in Kirkel stehen die Maschinen nicht still. Am kommenden Dienstag, 16. Oktober, ist der letzte Kelter-Tag, danach ist Schluss. „Wir haben ein tolles Apfeljahr“, sagt Patrick Schwaab vom Obst- und Gartenbauverein Kirkel-Neuhäusel, „es ist deutlich besser ausgefallen als 2017“. Bisher habe der Verein 15 000 Liter Saft gekeltert, „wir haben noch drei Keltertage, am kommenden Samstag, am Montag und am Dienstag. Ich nehme an, am Ende werden wir auf 18 500 Liter kommen, das ist unsere absolute Höchstgrenze“, so Schwaab. Zum Glück sei die Anlage modern und in einem Top-Zustand, sonst könne die Menge gar nicht bewältigt werden, „das sind tolle Maschinen, das macht Spaß, die zu bedienen“, betont Schwaab, „vor allem unsere älteren Mitglieder, die schon vielfach über 80 sind, sind stolz darauf.“

Dennoch möchte er den älteren Mitgliedern die harte Arbeit nicht auf Dauer zumuten: „Wir müssen jünger werden. Wir haben auch schon tolle junge Leute gewinnen können.“ Das Problem sei, „dass die berufstätigen Vereinsmitglieder fürs Keltern Urlaub nehmen müssen. Das geht auf die Dauer nicht. Also haben wir beschlossen, den Keltertag vom bisher traditionellen Dienstag auf den Samstag zu verlegen. Damit gewinnen wir auch Jüngere.“

In Kirkel ist nach dem 16. Oktober Schluss mit dem Keltern, „obwohl die Bäume auch auf unserer eigenen Anlage noch vollhängen. Aber mehr geht nicht.“ Außerdem, so Schwaab, erfreuten sich ja auch die Tiere an den Früchten: „Vögel, Rehe, Wildschweine sind begeisterte Apfelfresser. Also lassen wir den Tieren ihren Anteil.“

Wie so oft, tanzt beim Obst- und Gartenbauverein Kirrberg die Natur ein bisschen aus der Reihe. „Alle stecken voll, bei uns ist nichts“, sagt Herbert Schwarz „wir haben von den rund 70 Apfelbäumen in unserem vereinseigenen Hortus Fructus gerade einmal einen Waschkorb voll Äpfel ernten können. Der Rest der Früchte ist uns leider in einer kalten Frühjahrsnacht erfroren“.

 Streuobstwiese Wellesweiler. Foto: Franjo Schmitt

Streuobstwiese Wellesweiler. Foto: Franjo Schmitt

Foto: Franjo Schmitt
 Bis zu acht Tonnen Äpfel in der Stunde kann ein Vollernter aufsammeln. Beim Umladen werden faule Früchte per Hand aussortiert.

Bis zu acht Tonnen Äpfel in der Stunde kann ein Vollernter aufsammeln. Beim Umladen werden faule Früchte per Hand aussortiert.

Foto: Ruppenthal

Gab es denn überhaupt eine kalte Nacht in diesem warmen Frühjahr? „In Kirrberg offensichtlich schon“, lacht Schwarz, „denn auch unsere Kirschen und unsere Mirabellen sind ausgeblieben.“ Oberhalb von Kirrberg, „auf der Höhe“, sei das ganz anders, „die haben da oben Obst bis zum Umfallen“, so Schwarz. Schön seien nur die Birnen gewesen, „tolle Exemplare hatten wir. Und dann hat sie uns jemand geklaut. Die waren über Nacht alle weg“. Schwarz ärgert sich immer noch darüber. Jetzt wartet der Kirrberger OVG noch auf die Quitten, „die man uns hoffentlich lässt“, und auf die Mispeln, „Hundsärsch“ genannt. Aber die brauchen Frost, damit der Schnaps schmeckt. Wenigstens hier ist eine kalte Nacht nicht schädlich.

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