Anfang Oktober findet in Homburg ein bedeutender Wissenschafts-Kongress statt

Homburg · Homburg ist zwei Tage lang ein Zentrum der molekularen Medizin. Denn nach der Einweihung des imposanten Gebäudes der Physiologie auf dem Gelände des Uniklinikums, folgt nun der wissenschaftliche Ritterschlag: Hockarätige Forscher, darunter Nobelpreisträger Erwin Neher, sind in Homburg zu Gast.

 Professor Jens Rettig am Bildschirm eines der neuen Großgeräte, die das Homburger Forschungszentrum CIPMM aus Bundesforschungsmitteln bekommen hat. Auf der ersten Blick sieht das Mikroskop unspektakulär aus, es kann aber ungeheuer kleine Teilchen sichtbar machen. Foto: Maack

Professor Jens Rettig am Bildschirm eines der neuen Großgeräte, die das Homburger Forschungszentrum CIPMM aus Bundesforschungsmitteln bekommen hat. Auf der ersten Blick sieht das Mikroskop unspektakulär aus, es kann aber ungeheuer kleine Teilchen sichtbar machen. Foto: Maack

Foto: Maack

. Wenn man ein neues Gebäude einweiht, dann lädt man diejenigen ein, die daran mitgewirkt haben - Architekten, Bauleute und zuweilen auch Politiker. Wie im Falle des 4000 Quadratmeter-Neubaus der Physiologie auf dem Campus des Uniklinikums. Sogar Wissenschaftsministerin Johanna Wanka war Mitte Mai aus Berlin angereist, da sie das neue Haus immerhin mit 16 Millionen aus Bundesmitteln gefördert hatte.

Doch diese Art der Einweihung reicht natürlich nicht aus für eine wissenschaftliche Einrichtung, die etwas auf sich hält. Da gehört es sich, auch in der Welt der Forschung Flagge zu zeigen und kund zu tun: Wir haben neue Räume, großartige Geräte und Top-Leute.

Natürlich kommen die internationalen Gäste nur, wenn es auch etwas Neues zu hören gibt, in der Fachsprache "Inauguration Symposium" genannt. Es ist die erste wissenschaftliche Tagung im neuen Gebäude und damit sozusagen der Ritterschlag für die acht Forschungsgruppen mit ihren rund 170 Mitarbeitern.

Das Symposium dauert vom 30. September bis zum 1. Oktober, erwartet werden elf Referenten, darunter auch der Nobelpreisträger Professor Erwin Neher, der über die Bedeutung von Ionenkanälen spricht.

Um Krankheiten des Gehirns, des Immunsystems und der Sinnesorgane wirksamer behandeln zu können, müssen Ärzte wissen, worin die Ursachen solcher Krankheiten liegen. Das Zusammenspiel von Nerven- Immun- und Hormonsystem spielt dabei eine große Rolle und wird im Rahmen eines Sonderforschungsbereichs im neuen Zentrum für Integrative Physiologie und Molekulare Medizin in Homburg (abgekürzt CIPMM), untersucht.

"Wir wollen verstehen, was passiert, wenn die Systeme, nach denen die Moleküle sich vernetzen, defekt sind," sagt Professor Jens Rettig, der zusammen mit Professor Frank Zufall Gründungsdirektor des CIPMM ist.

Für diese Forschung im Nanobereich braucht man sehr teure Geräte, hochauflösende Mikroskope und bildgebende Messgeräte, mit denen man die Signalsystem der Zellen untersuchen kann. "Wir haben von der deutschen Forschungsgemeinschaft drei Millionen Euro bekommen, die für sechs neue Großgeräte bestimmt sind", erklärt Rettig, Diese komplizierten Geräte, die für den Laien eher aussehen wie ein großer Computer, werden von Spezialfirmen gebaut, die eng mit den Forschern zusammenarbeiten.

Spitzenforschung brauche Spitzengeräte, die Wissenschaft kenne da kein Pardon: "Wer bei olympischen Spielen eine Silbermedaille bekommt, ist immer noch strahlender Zweiter. In der Wissenschaft ist derjenige, der nicht als Erster mit seinen Ergebnissen herauskommt, der Verlierer." Im übrigen, so betont Jens Rettig, habe Homburg weltweit in der Forschung eine Top-Reputation, "das ist kein verschlafenes Kaff, sondern hier wird seit 50 Jahren auf höchstem Niveau Zellmembranforschung betrieben." Deshalb sei auch der in Göttingen lehrende Nobelpreisträger Erwin Neher dem Saarland verbunden und komme immer wieder gerne.

Auch bemühen sich die Homburger Professoren, die internationalen Konferenzen so familiär wie möglich zu gestalten. In Los Angeles oder in Stockholm erinnerten sich Wissenschaftler gerne an Homburg : "Die sagen dann: Oh, Homburg , das war damals eine Super-Tagung", lacht Rettig, "das wollen wir auch diesmal so halten: Top-Niveau bei den Vorträgen und dazu die sympathischen Seiten des Saarlandes".

Die Konferenzen finden alle in Gebäude 48, statt. Die Vorträge sind öffentlich.

sfb894.uni-saarland.de/

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