Am Uni-Klinikum fehlen Pfleger

Homburg · Am Uni-Klinikum sind so viele Pflegekräfte im Krankenstand, dass eine ganze Abteilung geschlossen werden musste. Eine Leserin rief bei unserer Zeitung an, dass eine Blinddarm-OP nach Zweibrücken verlegt werden musste, weil keine Pflegekräfte zur Verfügung standen.

Ein Klinikum, das über eine bestens ausgestattete Notaufnahme verfügt, kann dennoch nichts machen, wenn das Personal fehlt. Dies erfuhr einer Mutter aus dem Bliesgau, die mit ihrer Tochter an einem Sonntagmorgen im Eiltempo ans Uni-Klinikum nach Homburg fuhr, weil die Tochter an einer akuten Blinddarmentzündung litt, die operiert werden musste.

Doch dort angekommen, wurden die beiden von den Ärzten informiert, dass die Operation nicht vorgenommen werden könne, weil das entsprechende Pflegepersonal nicht zur Verfügung stehe. Die Mutter war zunächst geschockt: "Ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Und so etwas an unserem Uni-Klinikum! Ich war immer überzeugt, dass gerade dort im Notfall Personal vorhanden sei, jedenfalls mehr als in einem kleinen Krankenhaus." Die diensthabenden Ärzte hätte sich mehrfach entschuldigt und seien über diesen Engpass keinesfalls erfreut gewesen. Eine Lösung wurde zum Glück schnell gefunden, die Blinddarm-Patientin wurde mit Blaulicht in ein Krankenhaus nach Zweibrücken gebracht, wo sie dann sofort operiert wurde. Inzwischen ist sie wieder gesund und munter.

"Dafür sind wir dankbar, auch dafür, dass der Kontakt von Homburg nach Zweibrücken so gut geklappt hat und sich alle bemüht haben, dass meine Tochter schnell operiert wird", betont die Mutter. Doch die Besorgnis bleibt: "Dennoch wollte ich diesen Fall mal öffentlich machen. So kann's doch nicht gehen."

Nachfragen beim Uni-Klinikum ergaben, dass es tatsächlich so ist, dass der Krankenstand beim Pflegepersonal derzeit "ungewöhnlich hoch ist", so Pflegedirektor Paul Staut, "es kommt am Jahresende viel zusammen. Einerseits fehlen uns diejenigen, die vor Jahresende ihren Urlaub nehmen müssen. Hinzu kommen noch diejenigen, die einen Krankenschein haben". Allerdings, so räumt Staut ein, dauerten die hohen Krankenstände beim Pflegepersonal "schon seit Monaten an. Und da muss man sich doch mal fragen, warum das so ist und warum immer an derselben Schraube gedreht wird." Man habe immer wieder Betten schließen müssen, im Dezember sei die Situation dann so eng geworden, dass wegen Personalausfalls eine ganze Station geschlossen werden musste. Eine Situation, "die ich in diesem Ausmaße auch noch nicht erlebt habe", wie der Ärztliche Direktor, Professor Bernhard Schick, gegenüber unserer Zeitung betonte.

Er kenne das Problem: "Ich bin erst kurze Zeit im Amt. Die Sicherstellung der Pflege an unserem Uniklinikum betrachte ich als eine meiner Hauptaufgaben. Ich werde dafür sorgen, dass ein solcher Ausfall nicht wieder vorkommt." Er arbeite deshalb an einer so genannten Pool-Lösung, das heißt, dass Stationen, in denen es Engpässe gibt, auf Pflegekräfte zurückgreifen können, die in diesem Pool zur Verfügung stehen. Pflegedirektor Paul Staut sieht darin nur ein Problem: "Ein solcher Pool muss dann ja wohl mit Pflegekräften bestückt werden, die anderweitig nicht so sehr gebraucht werden. Die sehe ich aber nicht." Der Personalmangel in der Pflege rühre daher, dass einerseits weniger junge Leute diesen Beruf ergriffen und andererseits, dass diejenigen, die den Beruf ausübten, viele Belastungen schultern müssten. Oft auch Belastungen, die weniger solidarische Kollegen ihnen aufbürdeten, wie es im Klinikum hinter vorgehaltener Hand heißt. Wenn man ständig an seinen freien Wochenenden für diejenigen einspringen müsse, die einen erkennbaren Hang zu Krankenscheinen hegten, verliere man irgendwann die Gutwilligkeit, sagt eine Schwester.

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