UKS Am Homburger Forschungszentrum CIPMM auf dem Campus findet ein hochkarätiger Kongress statt

Homburg · Wie arbeitet unser Gehirn? Welche der rund 160 Milliarden Zellen im Gehirn übernehmen bestimmte Funktionen? Und was bedeutet dies mit Blick auf Krankheiten wie Demenz und Schlaganfall? Diese Fragen diskutieren 80 nationale und internationale Neurowissenschaftler noch bis zum 10. Oktober im Homburger Centrum für Integrative Physiologie und Molekulare Medizin (CIPMM).

 Mit modernsten Geräten wie am Homburger CIPMM kann man im Gehirn die Glia-Zellen sichtbar machen.

Mit modernsten Geräten wie am Homburger CIPMM kann man im Gehirn die Glia-Zellen sichtbar machen.

Foto: Alexandra Schreiner
 Komplizierte Lernprozesse wie beim Jonglieren sind ohne die Mitarbeit von so genannten Glia-Zellen nicht möglich. Foto: Schanding

Komplizierte Lernprozesse wie beim Jonglieren sind ohne die Mitarbeit von so genannten Glia-Zellen nicht möglich. Foto: Schanding

Foto: Schanding

Neurowissenschaftler diskutieren in Homburg die Funktionen spezialisierter Hirnzellen. Die Forscher untersuchen dabei so genannte Gliazellen, die neben den Neuronen die wichtigste Gruppe von Hirnzellen darstellen.

Eingeladen zu dieser Tagung haben Professor Frank Kirchhoff von der Universität des Saarlandes und Professorin Christine Rose von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die seit zwei Jahren ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu diesem Thema leiten.

"Moderne bildgebende Verfahren helfen uns dabei, die funktionellen Details des Gehirns darzustellen und zu analysieren. Sie geben uns neue, aufregende Einblicke in das Gehirn und erlauben uns, besser zu verstehen, wie der Mensch Informationen verarbeitet", sagt Frank Kirchhoff, Professor für Molekulare Physiologie der Universität des Saarlandes mit Sitz in Homburg .

Die modernen Geräte, die die "aufregenden Einblicken" möglich machen, gehören zur Ausstattung des nagelneuen Forschungsgebäudes auf dem Campus des Uniklinikums. Lange Zeit sei die Forschung davon ausgegangen, dass im Gehirn nur die Nervenzellen an der Informationsübertragung beteiligt seien. Die Gliazellen sah man lediglich als Stützzellen an, so Kirchhoff: "Doch unsere Forschungen zeigen ein anderes Bild. Gliazellen sind zum Beispiel an physiologischen Prozessen im Kleinhirn beteiligt. Es gibt außerdem mehrere Typen von Gliazellen, die verschiedene Proteine herstellen und unterschiedliche Formen der Signalübertragung und des Molekültransports nutzen".

Forschungsarbeiten der sich derzeit treffenden Wissenschaftler zwischen Hamburg und München, Homburg und Berlin, zeigen die Vielfalt der Gliazellen auf. Die so genannte radiale Glia stellen Stammzellen während der Hirnentwicklung dar. Deren gezielte Umprogrammierung im erwachsenen Gehirn wird als eine reale Therapie-Option bei Parkinson- oder Schlaganfall-Patienten angesehen. Bergmann Gliazellen des Kleinhirns bestimmen unsere Feinmotorik. Oligodendrozyten bestimmen die Reizweiterleitung in den Nervenfasern. Komplizierte Lernprozesse wie beim Jonglieren sind ohne ihre Mitarbeit beispielsweise möglich.

Damit haben Gliazellen spezifische Funktionen entwickelt, um in den unterschiedlichen Hirnarealen jeweils andere Aufgaben erfüllen zu können.

In dem DFG-Schwerpunktprogramm "Functional Specialisations of Neuroglia as Critical Determinants of Brain Activity" forschen hierfür Biochemiker, Chemiker, Genetiker, Molekularbiologen, Neurobiologen, Physiker und Physiologen aus ganz Deutschland eng verzahnt in kleineren Teilprojekten zusammen.

Das Vorhaben wird zunächst mit rund sechs Millionen Euro in den ersten drei von insgesamt sechs Jahren gefördert. Bei der Tagung in Homburg werden die Ergebnisse aus den ersten beiden Projektjahren präsentiert und gemeinsam mit internationalen Forschern diskutiert.

Die Erkenntnisse der Neurowissenschaftler sollen dazu beitragen, die Prozesse im Hirn genauer zu verstehen, um künftig bessere Therapien für Krankheiten wie Schlaganfall, Hirntumore oder Multiple Sklerose zu entwickeln.

Neben der Universität des Saarlandes und der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf sind zwölf weitere deutsche Universitäten sowie renommierte Forschungseinrichtungen wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin, das Helmholtz-Zentrum München oder das Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin in Göttingen an dem Verbundprojekt beteiligt.

Die ersten Ergebnisse aus dem DFG-Schwerpunktprogramm haben die Wissenschaftler vor kurzem in dem Themenheft "Gliazellen" der Zeitschrift "Neuroforum" publiziert.

networkglia.eu/sites/

networkglia.eu/files/pdf/

neuroforum/2015-3.pdf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort