Die neue „Saarpfalz“ ist erschienen Als die Cholera rund um Homburg wütete

Homburg · Neue Ausgabe der „Saarpfalz“ beschäftigt sich mit der „Pfälzischen Revolution“ und vielen weiteren historischen Homburger Themen.

 Eine Keimzelle von Homburg: Auf dem Schlossberg, hier die Ruinen der Vauban-Festung, residierten im Mittelalter die Grafen von Homburg.

Eine Keimzelle von Homburg: Auf dem Schlossberg, hier die Ruinen der Vauban-Festung, residierten im Mittelalter die Grafen von Homburg.

Foto: Martin Baus

Mit vielerlei Veranstaltungen erinnert der Saarpfalz-Kreis aktuell daran, dass für die Region vor just 200 Jahren das „bayerische Jahrhundert“ begann. Ausstellungen, Vorträge und Feste lassen jene Zeit Revue passieren, die 1818 mit der Erhebung Homburgs zum Sitz eines Landcommissariates begann und die 1918 mit dem Untergang des Kaiserreiches ihr Ende fand. Die zunächst abwartende Haltung der Bevölkerung, die aufrührerischen Zeiten um Siebenpfeiffer und Wirth 1831/32 oder die kurze, aber heftige Phase der „Pfälzischen Revolution“ 1849 gehören zu jenen Ereignissen, die im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten insbesondere thematisiert werden. Einen ganz anderen Aspekt jener Zeit beleuchtet jetzt Professor Gernot Feifel in der neuen Ausgabe der „Saarpfalz“, die jetzt in ihrer ersten Ausgabe für 2018 von der Heimatpflege des Kreises vorgelegt wurde.

Der frühere Ärztliche Direktor des Universitätklinikums in Homburg widmet sich der „am meisten gefürchteten Krankheit im 19. Jahrhundert“, der Cholera nämlich. Immer wieder bedrohte sie die Region und sorgte für hektische Betriebsamkeit, um eine Epidemie zu vermeiden oder wenigstens ihre Ausbreitung in Grenzen zu halten. Dabei veranschaulicht Feifel auch die Fortschritte, die seiner Zeit die Medizin machte. Während beispielsweise der bayerische König Ludwig I. im Herbst 1831 verfügte, „daß in allen Kirchen des Reiches unverzüglich öffentliche Gebete angeordnet werden, um von der Gnade des Himmels die Abwendung der asiatischen Cholera zu erflehen“, gab 1867 Landrat Christian Chelius konkrete Anweisungen zur Bekämpfung der Krankheit: „1 Pfd. Chlorkalk mit 40 Schoppen Wasser und dann tgl. 2x je drei Schoppen in einen Abtritt einzugießen“.

Auch Eisenvitriol, Schwefelsäure und Teer wurden empfohlen, und wer derlei Anordnungen nicht Folge leistete, musste mit empfindlichen Strafen rechnen. Gleichwohl hatte die religiöse Komponente nach wie vor hohen Stellenwert; davon zeugen gleich drei sogenannte Cholerakreuze, die zur Abwehr der Seuche, aber auch als Dank für die Verschonung davon 1854 in den Bliesgauorten Walsheim und Bliesdalheim sowie Herbitzheim aufgestellt wurden.

Mit einem recht merkwürdigen Phänomen der späteren bayerischen Zeit befasst sich Charlotte Glück, die Leiterin des Zweibrücker Stadtarchivs. Sie skizziert in der neuen Ausgabe der „Blätter für Geschichte und Volkskunde“, warum nicht nur in einer explizit pfalz-bayerischen Stadt ein Denkmal ausgerechnet für den preußischen Reichskanzler Bismarck aufgestellt wurde. Gerade weil Zweibrücken quasi traditionell der protestantischen Religion zugetan war und der ostelbische Junker eben die Speerspitze dieser Glaubensrichtung gegen die auf den Vatikan orientierte katholische Kirche war, wurde der „Eiserne Kanzler“ in Eisen gegossen und 1896 auf dem Herzogsplatz aufgestellt. Auch Homburg hatte zentral auf dem Marktplatz sein Bismarck-Denkmal - heute ist es auf dem Schlossberg zu suchen. Beide Städte hatten den „Baumeister des Reiches“ zu seinem 80. Geburtstag am 1. April 1895 obendrein zum „Ehrenbürger“ erhoben.

Auf die frühe, aber bislang noch nicht veröffentlichte Geschichtsschreibung der Stadt Homburg geht Christian Hausknecht ein. Er stellt das „Hohenburgische Genealogiebuch“ aus der Feder des nassau-saarbrückischen Registrators Johann Andreae vor. 1640 entstanden, befindet es sich im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden. Andreae geht auf die Geschichte des mittelalterlichen Grafengeschlechts ein, das die Hohenburg errichtete - aber nicht nur: „Neben der politischen Geschichte gewährt das Buch Einblicke in die Lebenswelt des gemeinen Mannes. Immer wieder kommen Dienste und Abgaben der bäuerlichen Bevölkerung, Gebühren und Zölle auf den Straßen, aber auch Rechte und Gepflogenheiten der Einwohner zur Sprache“, kommentiert der Autor.

Weitere Themen der neuen regionalhistorischen Zeitschrift sind die Geschichte der Kreuzglocke von Medelsheim aus dem Jahr 1454, aufgeschrieben von Rainer Lagall, persönliche Erinnerungen an den Homburger Maler Heinrich Lau (1899-1998) von Bernhard Bonkhoff, Passagen aus der Gründungsurkunde des Homburger Waisenhauses 1761 werden von Hans-Joseph Britz zitiert, Karl Abel berichtet, wie in die alte Rohrbacher Mühle nach Leerstand und Verfall neues Leben Einzug hält, und Albert Kraus skizziert die Aufnahme von Flüchtlingen in der Region nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

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