Aeroclub Bexbach fliegt und feiert jetzt in Zweibrücken Aeroclub feiert nicht mehr in Bexbach

Bexbach/Zweibrücken · Seit einem Jahr belastet ein interner Grundstücksstreit den Aeroclub Bexbach. Das Flugplatzfest wird in Zweibrücken stattfinden.

 Früher waren es nur die Flugzeuge, inzwischen liegt auch der Verein auf dem Kopf. Im Aeroclub Bexbach ist eine interne Grundstücksquerele dermaßen ausgeartet, dass der ganze Verein auf der Kippe steht. Der Flugbetrieb ist bereits komplett nach Zweibrücken ausgelagert worden. Auch das beliebte Flugplatzfest wird vom 11. bis 13. August auf dem Zweibrücker Flughafengelände stattfinden. Nun will Bürgermeister Leis vermitteln.   

Früher waren es nur die Flugzeuge, inzwischen liegt auch der Verein auf dem Kopf. Im Aeroclub Bexbach ist eine interne Grundstücksquerele dermaßen ausgeartet, dass der ganze Verein auf der Kippe steht. Der Flugbetrieb ist bereits komplett nach Zweibrücken ausgelagert worden. Auch das beliebte Flugplatzfest wird vom 11. bis 13. August auf dem Zweibrücker Flughafengelände stattfinden. Nun will Bürgermeister Leis vermitteln.  

Foto: Pohmer/Aero-Club

Einen Gewinner gibt es nicht, nur Verlierer. So sieht’s aus beim Aeroclub Bex-
bach, einem über 60 Jahre alten Sportfliegerclub in schönster Wald-
randlage. Es gibt Vereine, die sich auflösen, weil der Vorsitzende schon über 80 ist und keinen Nachfolger findet.  Oder weil die Zeit darüber hinweggegangen ist, wie bei  Männergesangvereinen, deren große Epoche 100 Jahre zurückliegt.

Dies trifft auf den Aeroclub Bex-
bach nicht zu. „Wir sind ein moderner Club, wir haben noch nie Nachwuchssorgen gehabt, wir bilden derzeit 35 Flugschüler aus und sind saarlandweit einer der größten und beliebtesten Sportfliegerclubs“,  betont Karlheinz Pohmer, der Vereinsvorsitzende, der selbst auch schon jahrzehntelang dabei ist. Doch trotzdem wird es den Aeroclub Bexbach in seiner jetzigen Form wohl nicht mehr geben, er löst sich zwar nicht auf, aber er musste den Standort Bexbach aufgeben und nach Zweibrücken umziehen. Ob der Club jemals wieder nach Bexbach zurückkommen wird, ist fraglich. Vielleicht gelingt es ja Bürgermeister Thomas Leis, der sich nach der Sommerpause als Moderator angeboten hat, zu schlichten. In einer Sache, die für Außenstehende schwer zu begreifen ist.

Alles begann mit einem Grundstück. Genauer: mit einer im Grunde nutzlosen Parzelle Ackerland, einem schmalen Handtuch,  7,50 Meter breit und 200 Meter lang. Was das Grundstück zum Zankapfel macht, ist seine Lage, denn es führt an entscheidender Stelle quer über die Start- und Landebahn des Bexbacher Flughafens.

 Die neue Besitzerin dieser Parzelle  wollte sich mit den Pacht-Bedingungen des Aeroclubs nicht anfreunden und ließ am 1. Januar 2017  durch ihren Anwalt  ausrichten, dass ihr Grundstück fortan nicht mehr betreten werden dürfte. Damit war klar, dass dies das Ende des Flugbetriebes bedeutete, denn ursprünglich war die Bahn 1000 Meter lang, nun stehen nur noch 500 Meter zur Verfügung, „das reicht für Motorflug und Motorsegeln, sofern das Wetter gut ist. Aber nicht mehr für einen geregelten Flugbetrieb, wie wir ihn bisher hatten“, so Karlheinz Pohmer, „die Besitzerin des Grundstücks hat damit ganz bewusst unseren Verein lahmgelegt.“

Was nach einem üblichen Krach um eine Pachterhöhung aussieht, wird allerdings durch einen entscheidenden Punkt zu einer pikanten Sache: Die Grundstücksbesitzerin ist selbst seit zehn Jahren Mitglied im Aeroclub. Oder, wie Pohmer es ausdrückt: „Da hat ein Vereinsmitglied dem eigenen Verein massiv geschadet.“

Die Grundstücksbesitzerin ist eine selbstständige Unternehmerin mit Firmensitz im Saarpfalz-Park.  Und sie wehrt sich massiv dagegen, vom Verein als „böse Hexe“ dargestellt zu werden. „Ich bin immer ein begeistertes Clubmitglied gewesen. Ich habe meine Hochzeit, meinen 50. Geburtstag und sogar meine Firmengründung im Clubheim am Flugplatz gefeiert. Ich hatte jede Menge Spaß im Club und habe mich dort immer wohlgefühlt.“

Zwei Jahre lang war sie auch in der Geschäftsführung des Vereins, von 2012 bis 2014. Als ihr das besagte Grundstück zum Kauf angeboten worden sei, habe sie zugegriffen, „obwohl es für ein Stück Ackerland reichlich teuer war“, wie sie zugibt, über 16 000 Euro habe sie dafür bezahlt.

Nun ist es so, dass nicht nur dieses eine, sondern mehrere Grundstücke  quer über das Flugfeld führen, die zum Teil der Stadt, dem Club selbst oder eben auch Privatleuten gehören. Der Club, so Pohmer, habe die Privatbesitzer oft gefragt, ob sie denn nicht an den Club verkaufen wollten, doch die meisten seien mit der Pacht, etwa 350 Euro im Jahr, zufrieden gewesen und hätten kein Interesse an einem Verkauf gehabt. Um so erstaunlicher sei es gewesen, dass ein Grundstücksbesitzer aus Bexbach die Parzelle dann doch veräußert habe, allerdings nicht an den Club, sondern an die besagte Dame.

Ihr Grund? „Ich wollte das Grundstück für den Verein und für mich sichern, bevor es ein anderer gekauft hätte. Es liegt außerdem in unmittelbarer Nachbarschaft zu meinem Haus, und ich habe ein eigenes Flugzeug, das ich da draufstellen wollte.“ Ihre Absicht sei gewesen, das Grundstück zu denselben Bedingungen an den Verein zu verpachten wie der Vorbesitzer.  „Es ist so, dass die Privatbesitzer die Grundstücke, die über die Landebahn laufen,  jährlich an den Verein verpachten und der Pachtvertrag einfach weiterläuft, wenn nicht fristgemäß gekündigt wird“. Sie habe nun aber, als neue Besitzerin, den alten Pachtvertrag  gekündigt, um einen neuen Vertrag auf ihren Namen mit dem Verein abzuschließen, „ich wollte nichts an dem alten Vertrag ändern“, beteuert die Unternehmerin.

Doch nun kam es zu dem springenden Punkt, an dem sich die Wege trennten.  Die neue Grundstücksbesitzerin fühlte plötzlich, dass ihr „im Verein offene Feindschaft“ entgegenschlug, „obwohl jeder wusste, dass ich das Grundstück gekauft hatte, sprach mich niemand darauf an. Ich hätte doch mal eine Reaktion erwartet.“

Der Verein habe kein Interesse gezeigt, einen neuen Pachtvertrag mit ihr abzuschließen. Nach acht Wochen habe es ihr gereicht und sie sei zum Anwalt gegangen. Schließlich habe der Verein sich doch bewegt und ihr Bedingungen für die Pacht gestellt, zum Beispiel habe der Vorstand verlangt, dass das  Grundstück über zehn Jahre an den Verein zu verpachten sei. „Das erschien mir lächerlich, schon angesichts der Tatsache, dass alle anderen Pachtverträge Jahresverträge waren. Wieso sollte ausgerechnet ich jetzt zehn Jahre zugestehen?“

Besonders empört war sie über den  Vorschlag,  das Grundstück dem Verein zu schenken. Natürlich sei sie auf diese „absurden Forderungen“ nicht eingegangen und habe sich dann dazu entschlossen, dass mit Wirkung zum 1.1.2017 ihr  Grundstück nicht mehr betreten werden durfte.

Zwar habe es danach noch Gespräche gegeben, „aber ich wollte mit dem derzeitigen Vereinsvorstand nichts mehr zu tun haben und auch keine Verträge abschließen“, sagt die Grundstücksbesitzerin. Dass der Verein nun nach Zweibrücken ausgewichen ist, tut ihr leid: „Es war doch nie meine Absicht, dass der Flugplatz geschlossen wird.“ Mitglied im Verein ist sie immer noch. Der Vorstand des Aeroclubs sieht die ganze Sache naturgemäß etwas anders.   So sei schon deshalb eine Einigung von Anfang an unmöglich gewesen,  „weil sich die Frau geweigert hat, mit dem Vorstand zu verhandeln“, so Karlheinz Pohmer, um dessen Person es im Speziellen wohl auch ging, „aber sie kann ja  nicht bestimmen, wer im Vorstand ist. Der Vorstand ist  vom Verein gewählt“.

Und die  Bedingung des Vereins, nur einem längerfristigen Pachtvertrag zustimmen zu können, liege auf der Hand: „Wir hatten in der Zwischenzeit schon unsere Flugzeuge an den Zweibrücker Flughafen gebracht. Nehmen wir mal an,  wir hätten sie wieder nach Bexbach zurückverlegt,  und nach einem Jahr hätte uns die Grundstücksbesitzerin dann den Pachtvertrag einfach nicht verlängert. Wie hätten wir denn dagestanden? Der Flughafenbetreiber in Zweibrücken hätte uns gefragt, ob wir noch alle Tassen im Schrank haben, wenn wir dann wieder bei ihm angeklopft hätten.“

Derzeit sieht es also so aus, dass Vereinsversammlungen, interne Feste oder Treffen noch im Bexbacher  Clubheim stattfinden,  das auch an den Wochenenden weiterhin  geöffnet ist. Der Flugbetrieb ist aber fast gänzlich an den Flughafen Zweibrücken ausgelagert worden. Der Bexbacher Aeroclub sei dort mit „offenen Armen“ aufgenommen worden, betont Pohmer: „Peter Adrian, Chef der Trierer Immobilienfirma Triwo, in deren Besitz sich auch der Flughafen Zweibrücken befindet, freute sich, dass jetzt ein Sportfliegerclub am Zweibrücker Flughafen ansässig ist“.

Dem Verein gehören zehn Flugzeuge, drei Motorflugzeuge, ein Motorsegler, ein Ultraleichtflieger und zwei Doppelsitzer- sowie drei Einsitzer-Segelflugzeuge, die nun alle in Zweibrücken stehen.  Auch das beliebte Flugplatzfest, das immer Mitte August in Bexbach stattgefunden hat, wird diesmal vom 11. bis 13. August in  Zweibrücken gefeiert. Ändern soll sich nichts, „es gibt wie immer kostenlose Flüge und Erbsensuppe“.

 Die Besucherströme werden sich aber wohl etwas ändern, „nicht mehr so viele  Besucher aus Neunkirchen, dafür dann wohl mehr aus der Pfalz“, vermutet Pohmer.  Auch für manche Clubmitglieder aus dem Großraum Saarbrücken, die Bexbach geschätzt haben, sei die Anfahrt nun schwieriger geworden, zumal mit dem Standort  Zweibrücken nochmal 20 Kilometer mehr obendrauf kämen.

 Und wie sieht man diesen Fall in Bexbach? Ganz unterschiedlich. Während Anwohner des Höcherberges sich  im Internet erfreut darüber äußern, dass das ständige Motorengebrumm über ihren Köpfen „endlich aufgehört“ habe und man nun nicht mehr das Gefühl haben müsse, dass einem sonntags auf der Terrasse „von oben in die Kaffeetasse geguckt würde“, sind andere traurig bis ärgerlich über den Wegzug des Vereins.

 Der Anwohner Rainer Sandweg hat eine Unterschriftensammlung angeregt, die er der Stadt vorlegen möchte. Er finde es als „normaler Bexbacher Bürger“ empörend, dass „hier ein Verein kaputtgemacht wird, der ein Aushängeschild für Bexbach ist“.   Die Stadt verliere damit gleich drei Dinge: einen Verein, ein schönes Fest und einen Flugplatz. Auch ein Stück Weltoffenheit, mit der die Fliegerei immer einhergehe, sei damit weg. Sandweg appelliert an den Bürgermeister, „es nicht einfach hinzunehmen, dass Bexbach immer weiter an Bedeutung verliert“.

 Der Oberbexbacher Flugschüler Sebastian Mayer holt sich von Aero-Club-Chef Karheinz Pohmer das nötige Fachwissen. Die Ausbildung von jungen Leuten ist ein großes Anliegen des Vereins.

Der Oberbexbacher Flugschüler Sebastian Mayer holt sich von Aero-Club-Chef Karheinz Pohmer das nötige Fachwissen. Die Ausbildung von jungen Leuten ist ein großes Anliegen des Vereins.

Foto: Thorsten Wolf

Und wie sieht Bürgermeister Thomas Leis die ganze Sache? „Ich mische mich grundsätzlich nicht in vereinsinterne Querelen ein“, betonte er. Aber was er schon öfter und auch  erfolgreich gemacht habe, sei eine Vermittlertätigkeit. Es werde, so versprach Leis, nach den Ferien ein Sechs-Augen-Gespräch geben, zwischen der Grundstücksbesitzerin, Karlheinz Pohmer und ihm: „Ich will im Namen der Stadt Bexbach alles tun, um den Verein bei uns zu behalten.“  Er habe diese Art Gespräche schon bei mehreren Vereinen geführt, „sehr oft ist es mir gelungen, eine Einigung herbeizuführen.“  Aber eben nicht immer. Ein schmales Grundstück, mit dem man einen  gesamten Vereinsbetrieb lahmlegen kann, ist auch Bürgermeister Leis noch nicht untergekommen.

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