Europäischer Kulturpark Trio lädt ein zur musikalischen Zeitreise

Homburg/Reinheim · „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein“ hieß das Programm, mit dem Frederic Hollay, Julia von Miller und Anatol Regnier in Reinheim gastierten.

 Frederic Hollay (links), Julia von Miller (Mitte) und Anatol Regnier bei ihrem Auftritt in der Taverne des Europäischen Kulturparks.

Frederic Hollay (links), Julia von Miller (Mitte) und Anatol Regnier bei ihrem Auftritt in der Taverne des Europäischen Kulturparks.

Foto: Jörg Martin

Eine völlig andere Matinee war das am vergangenen Sonntagmorgen in der römischen Taverne des Europäischen Kulturparks. Für den Saisonabschluss hatten die drei Veranstalter, die Stiftung Europäischer Kulturpark Bliesbrück-Reinheim, die Gemeinde Gersheim und der Verein Begegnungen auf der Grenze, eine literarisch-musikalische Zeitreise aufs Programm gehoben. „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein“, lautet das Programm, mit dem das Trio, bestehend aus Frederic Hollay (E-Piano), Julia von Miller (Gesang) und Anatol Regnier (Gesang) derzeit durch die Republik touren.

Bei dem anspruchsvollem Programm handelt es sich um eine Melange aus Lesung und Schlager längst vergangener Zeiten. Mit Zeiten ist die Epoche zwischen 1929 und 1969 gemeint. „Kein Genre verspricht mehr Glück und ewige Liebe als der Schlager“, sinnierte Anatol Regnier zu Beginn. Eine Aufgabe, die dem 72-jährigen Schriftsteller und Sänger wie auf den Leib geschrieben scheint.

Der Münchener startete im Berlin der Weltwirtschaftskrise. Es ist die Stunde der Kleinkunst, des Hungers und der Suppenkarten. Zudem herrscht Unruhe im Reichstag und überall ist Anspannung zu spüren. „Raus mit den Männern aus dem Reichstag“, sang dann passenderweise Julia von Miller, ehe sie danach gemeinsam mit dem Autor das Titellied „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein“ zum Besten gab. Man konnte den beiden - auch dank der Pianomusik von Frederic Hollay - gut folgen. Erinnerungen an den Kinofilm „Tanz auf dem Vulkan“ wurden ebenso wach wie an den Schlager „Die Nacht ist nicht nur zum Schlafen da“.

Das Publikum, dieses Mal leicht anders zusammengesetzt als bei den übrigen Matineen, bedankte sich an diesem Vormittag oft mit „Bravo!“-Rufen. Doch es ging nicht nur fröhlich zu. Das Thema des Nationalsozialismus nahm dem entsprechenden Stellenwert durch die Abhandlung von Reichsarbeitsdienst und etwa dem Umgang mit Homosexuellen ein. Ein sensibler Gegensatz, der weder mit dem extremen Zeigefinger noch verherrlichend begegnet wurde.

„Nur ein Viertelstündchen Liebe“ oder „Davon geht die Welt nicht unter“ sang die von Miller da. Bei Letzterem konnte man die Besucher gar leicht mitschunkeln und -wippen sehen. Das Trio ist präzise auf sich eingestellt. Während Regnier die einleitenden Passagen liest, bereitet sich Julia von Miller auf „„Lilli Marleen“ vor. Spätestens bei „Sing Nachtigall sing“ hat man den Eindruck, Beobachter einer Live-Handlung zu sein. In Kombination mit wohlklingenden, passenden Klavierklängen von Frederic Hollay wähnt man sich wie in einer Bar der damaligen Zeit. Den I-Punkt setzen Regnier und von Miller dem Ganzen allerdings auf, wenn sie im Duett singen. Als wären sie ein schmachtendes Liebespaar, was sich als Gefühl bei „Ich hab dich und du hast mich“ einstellt.

 Julia von Miller (links) und Anatol Regnier bei ihrem Auftritt in der Taverne des Europäischen Kulturparks. Foto: Jörg Martin

Julia von Miller (links) und Anatol Regnier bei ihrem Auftritt in der Taverne des Europäischen Kulturparks. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Die Zeit von Wirtschaftswunder („Zwei kleine Italiener) und der Sex-Welle („Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strand Bikini“) kam in der Relation ein wenig zu kurz. Dafür gab es bei „Ich will nen Cowboy als Mann“ enorm viel Gelächter.

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