Rummelbooze Schaurige Fratzen mit glühenden Augen

Rubenheim · Zusammen mit den Gartenbauern schnitzen Ruberheimer Kinder Runkelrüben zurecht.

 Die Kinder präsentierten ihre neuen Rummelbooze.

Die Kinder präsentierten ihre neuen Rummelbooze.

Foto: Wolfgang Degott

Groß war der Ansturm beim dritten Rummlbooze- und Kürbisschnitzen des Obst- und Gartenbauvereins Rubenheim. Im Clubheim, dem ehemaligen Feuerwehrgerätehaus, konnten die Kinder, aber auch deren Eltern die zur Verfügung gestellten Rüben, gekauft bei einem Webenheimer Bauer, und Kürbisse, die aus dem Supermarkt stammten, mit Löffeln ausgehölt und mit teils schaurigen Gesichter, gar Fratzen versehen werden, die in der Stunden später einsetzenden Dunkelheit auch leuchteten.

„Manuela Fries hat diese Aktivität initiiert und wir freuen uns über die Idee“, so der Vorsitzende Markus Wenzel. Doch nicht nur „Rummelbooze-Schnitzen“, auch die Historie dazu, bekamen die Gäste nahe gebracht. In der kürzlich fertig gestellten Geschichsstube zog der einheimische Volkskundler Gunter Altenkirch die Zuhörer in seinen Bann. Er sprach davon dass Rummelbooz-Brauch früher, vor allem in seiner Blütezeit den 1920er bis 1950er-Jahren sehr bekannt gewesen sei, jetzt aber dadurch, dass keine Futter- und Runkelrüben mehr angepflanzt werden, sie beispielsweise dem Maisanbau gewichen waren, immer mehr verschwinde. „Der Rummelbooz geht auf einen älteren Brauch zurück, die Habergeiß, der seit dem 17. Jahrhundert bekannt isti. Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm wird die Habergeiß als Dämon in Ziegen- oder Vogelgestalt beschrieben.“ Vor allem im Alpenraum würden sich junge Männer mit einer langen Stange auf der eine knorrige Wurzel montiert wird, zwischen November und dem Drei-Königs-Fest (6. Januar) als Habergeiß verkleiden, um in der Dämmerung und auf Festen die Menschen zu erschrecken. Dadurch, dass nach dem Dreißigjährigen Krieg in unsere schwach besiedelte Region Bewohner der Alpenregion umgesiedelt wurde, kamen auch deren Bräuche bei uns an. „Bei uns verkleideten sich vor allem junge Burschen, die gerade mit der Schule fertig waren und mit einer Lehre begannen, als Habergeiß“, erzählt Altenkirch, der in Rubenheim sein Museum für dörfliche Alltagskultur und dem saarländischen Aberglauben seit drei Jahrzehnten führt.

Mitte des 19. Jahrhunderts tauchte eine neue Feldfrucht auf, die den Brauch veränderte: Die Futter- oder Runkelrübe, die hauptsächlich als Viehfutter, aber auch als Material für den Rummelbooz diente. Ursprünglich trugen die Rummelbooze auch noch ein altes Leinentuch um den Körper, erzählt der Volkskundler (boozen heißt in saarländischer Mundart verkleiden). Die Rübe mit ihrer schrecklichen Fratze und der Kerze steckte auf einem Stab, den die Verkleideten vor dem Körper über dem Kopf hielten. Genau wie der Habergeiß-Brauch, sei das Rummelbooze ein Neckbrauch.

Im Gegensatz zum ursprünglichen Halloween-Brauch sollten keine bösen Geister vertrieben, sondern im Gegenteil, auf diese Geister und die Sagenwelt hingewiesen und die Mitbürger erschreckt werden, weiß Altenkirch. Junge Frauen durften bis ins 20. Jahrhundert nicht teilnehmen.

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