Musikalische Hochgenüsse auf dem Barock-Posaunen-Cello

Reinheim · Eine dreifache Premiere fand am Sonntagvormittag in der Taverne des Europäischen Kulturparks statt. Zum einen war es die erste Veranstaltung des kulturellen Dauerläufers für die Saison 2017, zu der der Verein Begegnungen auf der Grenze, die Gemeinde Gersheim und die Stiftung Europäischer Kulturpark eingeladen hatte. Auch die Künstler, das Ditzner Twintett, traten erstmalig in der Taverne auf. Die Musiker standen erstmals in dieser Kombination im Saarland auf der Bühne.

 Das „Ditzner Twintett“, Roland Vanecek, Erwin Ditzner und Bernhard Vanecek (von links) in der Taverne des Europäischen Kulturparks. Foto: Jörg Martin

Das „Ditzner Twintett“, Roland Vanecek, Erwin Ditzner und Bernhard Vanecek (von links) in der Taverne des Europäischen Kulturparks. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Wer sich auf Gesang bei bestem Vorsommerwetter eingestellt hatte, war möglicherweise verwundert. Dafür gab es ein musikalisches Programm der Extra-Klasse. Schwungvolle Musik in Kombination mit witzig-humorvollen Einlagen und einer mehr als lockeren Auftrittsform, die man heute erst finden muss. Dabei dominiert Roland Vanecek die Gags, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften. Sein Zwillingsbruder Bernhard steht ihm jedoch in nichts nach. Und im Hintergrund: Erwin Ditzner - der Mann, der eine Coolness ausstrahlt, während alles um ihn herum in Flammen stehen und über ihm zusammenbrechen könnte. Und was macht er? Er bedient die Percussions mit einer Hingabe und grinst dabei mehr als glücklich und zufrieden. Manchmal legt er sein Bein auf die Trommel, heimst dafür Bravo!-Rufe ein und spielt mit den Schlägern drumherum weiter.

Dass dem Trio der Auftritt wichtig ist, zeigte sich schon zu Beginn: Sie marschierten, Saccos, Mützen falsch herum sowie Sonnenbrillen und Superman-T-Shirt tragend sowie ihre Instrumente spielend durch die Tür herein. Roland Vanecek musste aufpassen, mit seiner Riesen-Tuba nicht am Rahmen hängen zu bleiben. Sein Bruder improvisierte kurzer Hand mit einem Weinglas als "Schalldämpfer" für die Posaune. Da wird dem Pfälzer Land, der Heimat der Drei, mit einem Titel gehuldigt, ohne volkstümlich zu sein. Das ist wichtig. Sind sie doch Träger des Kuseler Musikantenlandpreises.

Zwischendrin gibt Erwin Ditzner immer mal wieder ein Drum-Solo, welches vom Zwischenapplaus des Publikums goutiert wird. Saarländer und Pfälzer sind sich, trotz aller Witze, näher, als man glaubt - so jedenfalls die Message. "Das kleinste Blasorchester der Welt" (Roland Vanecek) will dazu einen Beitrag leisten. Und sei es nur mit dem Titel "Pfälzische Prärie", der den Zwillingen aus Schneckenheim bei Speyer und dem Ludwigshafener Erwin Ditzner alleine wegen der imitierten Kuhgeräusche wichtig zu sein scheint. Anleihen gibt es beim New Orleans-Jazz und bei der Geschichte der Pfälzer Musikanten in der Fremde. Trotz der comedyhaften Präsentation, bei der der Groove schnell rüber kommt, wollen die Drei informieren. Etwa über die Geschichte der pfälzischen Auswanderer und, was es mit der Musik damit auf sich hatte. Und das Publikum nimmt es gerne dankbar auf, wippt mit und rastet beinahe aus, als Bernhard Vanecek ein Instrument zeigt, die es so nicht gibt: Das Barock-Posaunen-Cello - die Posaune auseinandergeschoben und wie ein Cello benutzt.

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