Kreuzreiter führten den Festzug an

Utweiler · Traktoren-Gruppen und Reiter hatten sich zum Bruder-Konrad-Ritt versammelt. Gemeinsam ging es von Medelsheim bis nach Utweiler.

 Der traditionelle Bruder-Konrad-Ritt von Medelsheim nach Utweiler wurde am gestrigen Pfingstmontag von den beiden Kreuz-Reitern Mila Niegisch und Jakob Frenzel angeführt. Foto: Wolfgang Degott

Der traditionelle Bruder-Konrad-Ritt von Medelsheim nach Utweiler wurde am gestrigen Pfingstmontag von den beiden Kreuz-Reitern Mila Niegisch und Jakob Frenzel angeführt. Foto: Wolfgang Degott

Foto: Wolfgang Degott

"Ohne den Heiligen Geist ist Leben unmöglich", verkündete Pater Jozef Matula von den Franziskaner-Brüdern aus dem Minoriten-Kloster Blieskastel bei seiner Predigt während des Festgottesdienstes auf dem Dorfplatz in Utweiler. Gemeinsam mit Pfarrer Krystian Scheliga und Kaplan Martin Seither von der Gersheimer Pfarrei Heilig Kreuz zelebrierte er die Eucharistiefeier. In seiner Predigt fügte er hinzu, dass der Heilige Geist die Kirche lebendig mache und der Bruder-Konrad-Ritt ein Zeichen dafür sei.

Durch die Menschwerdung Jesu Christi, so Bruder Jozef, der aus Polen stammt, seit fünf Jahren in Blieskastel wirkt und zum zweiten Mal beim Ritt dabei war, seien die Mauern überwunden, der feste Zugang zu Gott geschaffen worden. Pfarrer Scheliga sprach davon, dass der Geist Gottes die Menschen in Bewegung setze. "Die Spuren des Geistes werden immer dort offenkundig, wo Menschen auf die wunden Punkte auf prophezeiische Art hinweisen."

Die Messe wurde vom Orchester des Gersheimer Musikvereins Harmonie musikalisch begleitet. Unter der Stabführung von Ehrendirigent Richard Anna spielten es die Deutsche Messe von Franz Schubert mit dem bekannten ökumenischen Kirchenlied "Großer Gott wir loben dich" als stimmungsvollen Abschluss. Zuvor waren die 25 Pferde mit ihren Reitern und 174 Traktoren und Zugfahrzeuge mit ihren Fahrern und Gästen, die aus weiten Teilen des Saarlandes, der Pfalz aber auch aus dem nahen Frankreich zur "Flurprozession" gekommen waren, gesegnet worden. In der Segnungs-Monstranz, die das Jahr über in der nur einen Steinwurf entfernten Bruder-Konrad-Kirche aufbewahrt wird, befinden sich als Reliquie Knochenreste des Heiligen Bruder Konrad von Parzahm.

Er war ein Mensch der Natur und der Landwirtschaft und hat daraus seine feste Beziehung zu Gott aufgebaut, so Kaplan Seither. Der Bruder-Konrad-Ritt, der seit 1935 stattfindet, begann unter den Klängen der Kirchenglocken der St. Martinkirche in Medelsheim. Angeführt wurde der Zug, der über Peppenkum und Riesweiler in Gersheims kleinsten Ortsteil führte, von zwei Kreuzreitern der Reitsportgemeinschaft Ormesheim. Mila Niegisch aus Saarbrücken, die erstmals dabei war, ritt den 20-jährigen Hannoveraner Pablo. An ihrer Seite war Jakob Frenzel, der seinen Sattel auf den Schleswig-Holsteiner Caballero geschnürt hatte.

Sie ritten vorbei an den festlich geschmückten Häusern der drei Dörfer, wo sich auch einige Familien zusammen gefunden hatten, um den Festtag zur Begegnung zu nutzen, sich gemeinsam schöne Stunden zu gönnen. Keinen Deut an Anziehungskraft hat diese Traditionsveranstaltung, teils religiös, teils weltlich, verloren.

Mit im Tross der Fahrzeuge befanden sich auch die 30 Mitfahrer der Veteranen-Fahrzeuge Bliestal, die seit elf Jahren mit dabei sind. Auf dem Wagen auch die beiden Geschwisterpaare Lena und Klara Konz, sowie Hannah und Paul Breit. Der Wagen, auf dem die 14 Gersheimer, die "Interessengemeinschaft Landwirtschaft und Holz" Platz genommen hatten, befand sich an der Anhängerkupplung des Traktors von Markus Schneider. Der Bruder Konrad Ritt war sozusagen die Jungfernfahrt dieses neuen Massey Ferguson. Der Walsheimer Löschbezirksführer Rainer Bachmann, seit 28 Jahren Stammgast beim Ritt, steuerte den Wagen mit 18 Personen, die sich aus Walsheim, Medelsheim und Lautzkirchen eigens für den Tag zusammen gefunden hatten.

Für die Sicherheit der Veranstaltung sorgten Wehrleute der Löschbezirke Medelsheim, Seyweiler und Peppenkum-Utweiler. Darunter befand sich auch Hans-Hermann Rabung, der wie in den vergangenen 15 Jahren in der St. Martin-Straße seine Position bezogen hatte. Für die Bewirtung der vielen Gäste sorgten im Festzelt an der Schule die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Peppenkum-Utweiler mit ihrem Chef Ralf Weinmanne. Über 1000 Essen gingen über den Tresen, sodass bei schönstem Wetter und bester Stimmung viele Stunden gefeiert werden konnte.

Zum Thema:

Der erste Bruder-Konrad-Ritt fand am 10. Juni 1935 statt. Daran nahmen 200 Reiter teil. Ein Jahr zuvor wurde die Bruder-Konrad-Kirche von Utweiler eingeweiht. Der erste Ritt nach dem Zweiten Weltkrieg startete am Pfingstmontag, 6. Juni 1949. Am 6. Juni 1960 überstieg die Zahl der Motorfahrzeuge erstmals die Zahl der Pferde. Der Ritt findet zu Ehren des Heiligen Bruders Konrad von Parzahm statt. Der Schutzpatron der Landwirte lebte von 1818 bis 1894 und war 41 Jahre Pförtner im Kapuziner-Kloster St. Anna von Altötting. Die Kollekte des Festgottesdienstes ist für Bruder Beatus bestimmt, der als Missionar auf der indonesischen Insel Timor wirkt und aus Utweiler stammt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort