Europäischer Kulturpark Hier spricht man fließend paradiesisch

Reinheim · Markus Okuesa, auch bekannt als Oku von Oku and The Reggaerockers, rockte mit seiner Formation OQmanSolo die Taverne in Reinheim.

 OQmanSolo trat mit seiner Band bei der Matinee im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim auf.

OQmanSolo trat mit seiner Band bei der Matinee im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim auf.

Foto: Jörg Martin

„Wir haben nicht mit Stadionatmosphäre gerechnet. Jetzt habe ich einen Frosch im Hals vor Rührung“, sagte OQmanSolo alias Markus Okuesa am Sonntagvormittag. Der Musiker und seine Band waren bei der Matinee des Vereins Begegnungen auf der Grenze in der römischen Taverne des Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim beindruckt. Eine Stimmung, die der Mann mit seinem Solo-Programm – deutschsprachiger Soul – selbst in die Wege geleitet hatte.

Man kennt den Homburger Lehrer seit langen Jahren als Frontmann von Oku And The Reggaerockers. Seit etwa einem Jahr ist er zusätzlich solo mit einer kleineren Truppe unterwegs. Man kann sich OQmanSolo irgendwie nicht entziehen. Seine ausnahmslos selbst geschriebenen Texte treffen den Nerv nahezu aller Zuhörer. Dadurch gerät man in einen magischen Bann. Und der Rest wird vom mitreißenden Groove erfasst. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass es sich um Geschichten aus dem Leben, aus dem Alltag, handelt. Eine Rolle spielt sicherlich auch das afrikanische Temperament des Deutsch-Nigerianers. Das sorgt, wie etwa bei „Wie bin ich bloß in dich geraten?“, schnell dafür, dass das Publikum klatscht und im Sitzen mittanzt. Wenn es nicht mitgerissen wird und im Bann des Mannes, der immer wieder wie wild durch die Reihen tanzt, zum Hochspringen mitgerissen wird. Seine Titel sind jedoch nicht nur Stimmung pur. Sie haben oft einen philosophischen Ansatz. Wie bei „Ein neuer Tag“. Hier könne man Neues beginnen, alte Fehler vergessen, vieles besser machen. Zustimmung in den Gesichtern der Besucher. Kein Wunder. Der Wirbelwind da vorne spricht fließend paradiesisch, wie bei „Paradies“, ohne ein Wort dieser Sprache zu verstehen. Und die Leute werden auch bei der „Ode an das Leben“ wieder mitgerissen, mit der sich der Mann mit dem spitzbübischen Charme, dem man auch einen defekten Staubsauger abkaufen würde, den schönen Dingen des Lebens widmet. OQmansolo nimmt die Leute schnell mit. Er unterbricht gar wie bei „Freischreiben“ die ersten Takte, um die Menschen noch mehr aktiv einzubeziehen. „Wir machen weiter. Braucht ihr Mittagsschlaf? Nein“, ruft er.

Der Mann da vorne weiß, wovon er singt. Er thematisiert auch das Unangenehme wie menschliche Schwächen bei „Stark sein“. Und er räumt mit dem Irrglauben auf, dass es woanders schöner und das Gras grüner sei. Das Gewohnte erscheine nur nicht so spektakulär wie das Fremde. Man konnte vieles mitnehmen von diesem Auftritt. Dafür sorgen auch seine Musiker wie Eric Blass (Drums), Lisa Hahnenwald (Geige), René Müller (Bass), Daniel Müller (Keyboard) und Mark Rottländer (Gesang). Sie sind mal dezent im Hintergrund, mal haben sie Soli. Aber ohne sie ginge die Gesamtwirkung flöten, denn alle sind eine Einheit.

Selten war eine Matinee so stimmungsgeladen und selten überzog ein Künstler fast eine Dreiviertelstunde, was irgendwie doch noch viel zu wenig wirkte. „Ich bin noch ganz ergriffen“; meinte eine Seniorin beim Rausgehen, die den Sänger zum ersten Mal erlebt hatte.

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