Böckweiler/Walsheim Volkstümliches Krippenspiel zur Weihnacht

Böckweiler/Walsheim · Auf dem Neukahlenberger Hof führten Mitarbeiter und Betreute von Haus Sonne das Christgeburtsspiel auf.

 Der Verkündigungsengel (Nicole Buschmann) überbrachte die Frohe Botschaft der Geburt Jesu den Hirten von Bethlehem im Christgeburtsspiel, das im Stall des Neukahlenberger Hofes aufgeführt wurde.

Der Verkündigungsengel (Nicole Buschmann) überbrachte die Frohe Botschaft der Geburt Jesu den Hirten von Bethlehem im Christgeburtsspiel, das im Stall des Neukahlenberger Hofes aufgeführt wurde.

Foto: Vinzenz Mayer/Haus Sonne

(ott) 1988 wurden im Walsheimer Haus Sonne erstmals die Oberufener Weihnachtsspiele aufgeführt, waren lange Jahre fester Bestandteil der Adventszeit und dem Dreikönigstag der anthroposophischen Einrichtung für Menschen mit Assistenzbedarf. In den letzten drei Jahre wurde pausiert, jetzt lebte der alte Brauch wieder auf. Unter der Leitung der früheren Mitarbeiterin Ulla Frisch, die 17 Jahre auf dem Neukahlenberger Hof arbeitete, probten elf Mitarbeiter und Betreute, die für das Spiel „gebrannt“ haben.

Im Laufstall des Neukahlenberger Hofes führten sie das Christgeburtsspiel, der zur Einrichtung gehört, mit großem Erfolg wieder auf. Begleitet wurde die „Kumpanei“, wie das Ensemble genannt wird und sich aus einem Engel, Maria und Josef, Sternsinger, vier Hirten und drei Wirten zusammenstellt, von einer Musikgruppe mit Flöte, Geige und Cello. „Klasse war’s, jetzt kann’s Weihnachten werden“, freute sich eine Zuschauerin. Aus dem Volksglauben heraus entstanden ist das Oberuferer Christgeburtsspiel. Die Waldorfschulen pflegen dieses traditionelle Spiel, das mit klaren, einprägsamen Bildern die Weihnachtsgeschichte erzählt, von der Verkündigung an Maria über die Herbergssuche, bis zu den Hirten, die den Stall in Bethlehem suchen.

Die Requisiten sind spärlich, die Sprache volkstümlich und einfach, die Kostüme schlicht. Ihren Ursprung haben die Oberuferer Weihnachtsspiele im 13. und 14. Jahrhundert. Sie sind benannt nach dem Dorf Oberufer auf der Donauinsel Schütt in der Nähe von Preßburg (Bratislava). Von Generation zu Generation wurden sie als Volksgut mündlich überliefert. Jährlich mit dem Herannahen der Weihnachtszeit sammelte der Lehrmeister, der die Spiele bewahrte, eine Kumpanei aus jungen Dorfburschen um sich, mit denen er die drei Spiele – das Paradeisspiel, das Christgeburtsspiel und das Dreikönigsspiel - einstudierte. Sie wurden dann in der Dorfschenke vor den Bauern des Dorfes zur Aufführung gebracht.

Der Germanist Karl Julius Schröer entdeckte die Spiele Mitte des 19. Jahrhunderts und sammelte sie als Kostbarkeit der Volkskunst. Rudolf Steiner, Schüler von Schröer und Begründer der Anthroposophie sowie der ersten Waldorfschule in Stuttgart vor 100 Jahren, überarbeitete die Spiele. Seither hat ihre Aufführung Tradition zur Weihnachtszeit. Auch wenn nicht jeder die fremdartig anmutende, ursprüngliche donau-schwäbische Mundart ganz verstand, so sprachen die Bilder und Gesänge doch für sich: das Geschehen in der Heiligen Nacht und die Geschichte der einfachen Hirten, die von der Geburt des Kindes als Erste erfahren haben und ihren Weg zur Krippe suchen und finden.

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