Ein moderner Schiller im Saalbau

Homburg. In Homburg hat das Schillerjahr mit einer sehr gelungenen Aufführung des Don Carlos begonnen, mit dem das Westfälische Landestheater aus Castrop-Rauxel im Saalbau gastierte. Begleitet wurde die Aufführung von der Homburger Stadtbücherei mit einem Informationstisch im Foyer, auf dem die Leiterin Karina Kloos Werkausgaben, Sekundärliteratur und Bildbände zu Schiller präsentierte

 Die Don-Carlos-Aufführung im Saalbau bereitete den Zuschauern einige Probleme. Zwar war die schauspielerische Leistung gut, die Zuschauer konnten jedoch die Bühne nur schlecht sehen, da sie geblendet wurden. Spiegel auf der Bühne reflektierten das Licht in den Zuschauerraum. Foto: SZ

Die Don-Carlos-Aufführung im Saalbau bereitete den Zuschauern einige Probleme. Zwar war die schauspielerische Leistung gut, die Zuschauer konnten jedoch die Bühne nur schlecht sehen, da sie geblendet wurden. Spiegel auf der Bühne reflektierten das Licht in den Zuschauerraum. Foto: SZ

Homburg. In Homburg hat das Schillerjahr mit einer sehr gelungenen Aufführung des Don Carlos begonnen, mit dem das Westfälische Landestheater aus Castrop-Rauxel im Saalbau gastierte. Begleitet wurde die Aufführung von der Homburger Stadtbücherei mit einem Informationstisch im Foyer, auf dem die Leiterin Karina Kloos Werkausgaben, Sekundärliteratur und Bildbände zu Schiller präsentierte. Die Inszenierung kam modern daher: Anzüge für die Männer, lange Kleider für die Frauen. Viel Wert wurde bei den Kostümen auf aussagekräftige Farben gelegt: die intriganten Höflinge und Prinzessin Eboli tragen schwarz, Carlos und Elisabeth helle Farben der Unschuld. König Philipp ist ein dunkles Rot zugeteilt und der Marquis de Posa mit Schwarz-weiß nicht eindeutig festgelegt. Dazu ein nüchternes Bühnenbild: Hohe, schmale Spiegel auf roten Stellwänden mit Gold vermitteln den Eindruck eines königlichen Spiegelsaals. Doch leider sorgten diese Spiegel auch dafür, dass fast die Hälfte der Zuschauer von dem sich darin widerspiegelnden Scheinwerferlicht so geblendet wurde, dass das Hinschauen zur Bühne eine Qual wurde. In der Pause sorgte die Bühnencrew durch leichtes Ankippen einiger Kulissenelemente ein wenig für Erleichterung, konnte das Problem aber nicht völlig beheben. Der guten, schauspielerischen Leistung tat das aber keinen Abbruch. Allen voran seien die herausragenden Darstellungen von Andreas Wobig (König Philipp), Dennis Laubenthal (Don Carlos) und Lilija Klee (Prinzessin Eboli) genannt. Wobigs König Philipp ist ganz der Herrscher mit großer Ausstrahlung, der zwar bisweilen menschliche Anwandlungen wie Liebe oder Eifersucht verspürt, doch stets der Machtmensch bleibt. Lilija Klee verkörpert Prinzessin Eboli als katzenhafte, verführerische Schöne, bei der Liebe blitzschnell in unversöhnlichen Hass umschlagen kann. Und Dennis Laubenthal ist ideal besetzt in der Titelrolle als der ich-bezogene Träumer, der zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt schwankt, ein unreifer Hitzkopf, der zu spät erwachsen wird. Auch die weiteren Figuren waren bis in die Nebenrollen durchweg gut besetzt. Interessant die Darstellung des Herzogs von Alba, der wie eine Mischung aus Bodyguard und Mafioso daherkommt und damit die moderne Interpretation des Stücks unterstreicht: so funktionieren die Machtgefüge gestern wie heute, ob es sich um Herrscherhäuser oder Verbrecherclans handelt.

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