Schotten Die Schotten erobern Homburg

Homburg · Ein echter Besuchermagnet war der Umzug der Lehrer und Schüler des „Glasgow College of Piping“ durch die Innenstadt.

 Wie in den vergangenen Jahren lockte das Platzkonzert der „Winter School“ des College of Piping aus Glasgow wieder einige Hundert Zuhörer auf den historischen Homburger Marktplatz.

Wie in den vergangenen Jahren lockte das Platzkonzert der „Winter School“ des College of Piping aus Glasgow wieder einige Hundert Zuhörer auf den historischen Homburger Marktplatz.

Foto: Thorsten Wolf

Noch vor Jahren wären einem Schotten mitten auf dem Homburger Marktplatz wohl echt spanisch vorgekommen. Doch was sich am Mittwoch zum wiederholten Male in der Homburger Innenstadt abgespielt hat, das gehört seit langem quasi schon zur Jahres-Anfangs-Tradition in Homburg: Der Auftritt der Lehrer und Schüler der „Winter School“ des College of Piping aus Glasgow.

Seit dem vergangenen Wochenende wird wieder in der Jugendherberge Unterricht gehalten, zur Mitte der einwöchigen Schulung geht’s immer raus in die Stadt – natürlich unter den Klängen des schottischsten aller schottischen Instrumente, dem Dudelsack.

Höhepunkt ist dann ein kleines Platzkonzert auf dem historischen Marktplatz, bei dem Lehrer und Schüler, Letztere kommen übrigens aus allen Ecken Europas, zeigen, was sie können. Und sie können viel und spielen natürlich auch das, was man gemeinhin erwartet: „Scotland the Brave“ und „Amazing Grace“.

Mit den Jahren hat sich dieser Import zu einem echten Publikumsmagneten entwickelt, schon lange bevor das College sich an der Jugendherberge mit militärischer Präzision in Richtung Homburger Altstadt in Bewegung setzt, finden sich die ersten Fans in froher Erwartung auf dem Marktplatz ein. Und in jedem Jahr kommen neue Gäste hinzu, namentlich die von außerhalb, die vom Treiben in der Altstadt kräftig überrascht sind.

Und so hörte man auch gestern immer wieder die Frage „Was ist denn hier los?“. Und es gab immer wieder die Antwort „Die Schotten kommen!“

Doch was macht sie nun aus, diese Faszination für eine Musik, die einem eigentlich im täglichen Leben nicht so oft zu Gehör kommt? Einen guten Anteil hat mit Sicherheit all das, was man, auch wenn es manchmal klischeehaft erscheint, schlicht mit Schottland verbindet: Die Highlands, die Mystik, die Geschichte eines unbeugsamen Volkes, das Urwüchsige und Bodenständige.

„Wenn ich diese Musik höre, dann gehe ich im Geiste auf Wanderschaft, über die Höhen, durch die Täler. Das ist für mich ein paar Minuten lang wie ein unglaublich erholsamer Urlaub“, brachte es am Mittwoch Zuhörer Gabriel Schäfer für sich, und wohl auch für viele andere, auf den Punkt.

Aber auch wenn man den Auftritt der Schotten mitten in Homburg weniger „spirituell“ betrachtet, ist es ein ganz besonderer Moment, der da seit Jahren erlebbar wird. „Pipes and Drums“, also Dudelsäcke und Trommeln, bilden eine wunderbare, klare und musikalisch stringente Kombination, die sowohl mit einem militärischen als auch einem sehr emotionalen Klangbild aufwarten können. Dabei hat gerade der Dudelsack, auch Sackpfeife, genannt, vom musikalisch-historischen Standpunkt aus betrachtet, eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich.

So führten die Einschränkungen beim Umsetzen von Populär- und Tanzmusik dazu, dass das Instrument im 19. Jahrhundert kaum noch gespielt wurde – zumindest nicht in einem „zivilen“ Umfeld. Die so genannte „Great Highland Bagpipe“ allerdings hatte und hat eine große Bedeutung in der Militärmusik Großbritanniens.

So überdauerte der unvergleichliche Sound die Zeiten, heute sind es im Bereich der Populärmusik vor allem die Bands, die mittelalterliche Elemente mit neuzeitlichen verbinden, die sich wieder des Dudelsacks bedienen.

 Einmal ganz nah dran sein an schottischer Musik, das gab‘s am Mittwoch in der Homburger Altstadt.

Einmal ganz nah dran sein an schottischer Musik, das gab‘s am Mittwoch in der Homburger Altstadt.

Foto: Thorsten Wolf

Der „schottische Mittwoch“ nun bot den zahlreichen Zuhörern entlang der Eisenbahnstraße und auf dem historischen Marktplatz in Homburg eine perfekte Gelegenheit, bei perfektem Wetter eine perfekte Dosis Schottland zu erleben. Und als es dann mit „Muss i denn zum Städtele hinaus“ noch einen musikalischen Ausflug ins Schwäbische gab, da wurde der Nachmittag in Homburg zu einem wirklich europäischen Moment.

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