Meinungsfreiheit „Die Lage hat sich verschlechtert“

Homburg · Im Homburger Forum gaben Journalisten in Impulsvorträgen eine kritische Einschätzung zur Lage der Pressefreiheit in Europa.

 Ulli Wagner und Florian Meyer (hinten links) konnten den Gästen der Veranstaltung „Demokratie und Medien – Journalismus in der digitalen Welt“ am Donnerstag, dem "Tag der Pressefreiheit", im Homburger Forum auch eine Live-Schaltung zu Marc Hoffmann, Juniorkorrespondent im ARD-Hörfunkstudio in Washington, präsentieren.

Ulli Wagner und Florian Meyer (hinten links) konnten den Gästen der Veranstaltung „Demokratie und Medien – Journalismus in der digitalen Welt“ am Donnerstag, dem "Tag der Pressefreiheit", im Homburger Forum auch eine Live-Schaltung zu Marc Hoffmann, Juniorkorrespondent im ARD-Hörfunkstudio in Washington, präsentieren.

Foto: Thorsten Wolf

Die Medienbranche ist im Wandel. Digitalisierung, damit neue Informationswege, ein verändertes Verhalten der Mediennutzer – all das sind Herausforderungen, denen sich Zeitungen, Fernsehsender und Rundfunkanbieter stellen müssen. Zudem: Diese Herausforderungen müssen in Zeiten bewältigt werden, in denen in Europa unliebsame Journalisten ermordet werden, autokratische Systeme wie die in Polen, Ungarn und der Türkei massiv und ungeniert die Pressefreiheit einschränken. Zudem hat sich auch die wirtschaftliche Situation der Branche eher verschlechtert, gleichwohl eine freie Presse immer wieder als Garant für die Demokratie beschworen wird.

Zum „Tag der Pressefreiheit“ am Donnerstag hatten nun, vor dieser Kulisse, die Siebenpfeiffer-Stiftung, der Saarländische Journalistenverband und die Landesmedienanstalt zu einer Veranstaltung ins Homburger Forum eingeladen. Der Titel: „Demokratie und Medien – Journalismus in der digitalen Welt“. Die Reihe der Referenten zeigte sich durchaus gewichtig. Neben Saarpfalz-Landrat Theophil Gallo in seiner Funktion als Vorsitzender der Siebenpfeiffer-Stiftung sprachen auch die freie Journalistin Silke Burmester (taz, Süddeutsche Zeitung), Marc Hoffmann (Juniorkorrespondent im ARD-Hörfunkstudio in Washington), der Direktor der Landesmedienanstalt Uwe Conradt und Marius Schneider aus der Geschäftsführung der „Welt“. Moderiert wurde der Nachmittag von Ulli Wagner, der Vorsitzenden des Landesverbandes Saar des Deutschen Journalistenverbandes, und Florian Meyer, Redakteur der Saarbrücker Zeitung und stellvertretender Vorsitzender des Saarländischen Journalistenverbandes. Was in der mehr als zweistündigen Veranstaltung im Wechsel von Vorträgen und Gesprächsrunden deutlich wurde:

Innerhalb der Medienbranche gibt es wohl keine eindeutige Position zur gegenwärtigen Lage, der Nachmittag pendelte zwischen harscher Kritik an den Rahmenbedingungen und dem Wunsch, Medien wirtschaftlich erfolgreich und inhaltlich hochwertig in der Zukunft zu etablieren. Deutliche Klage, gerade zu den gesellschaftlichen Arbeitsbedingungen von Journalisten in Europa, führte gleich zu Beginn Ulli Wagner – so als sie an das Schicksal der Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia erinnerte, die im Oktober 2017 mit einem Bombenanschlag ermordet wurde. Wagners Einschätzung zur aktuellen Lage: „In keiner anderen Weltregion hat sich die Lage der Pressefreiheit im vergangenen Jahr so stark verschlechtert wie in Europa.“ Silke Burmester teilte in ihrem Impulsvortrag die Einschätzung Wagners zur Lage der Pressefreiheit in Europa. Sie kritisierte aber, als es um deren Verteidigung ging, vor allem auch ihren eigenen Berufsstand – und zeigte sich betroffen darüber, dass bei Angriffen auf die Pressefreiheit eben Journalisten in der Vergangenheit öffentlich kaum reagiert hätten. „Die Frage, die sich mir stellt, ist die, warum so viele von uns meinen, dieses Geschehen hätte nichts mit uns zu tun.“ Die Antwort auf diese Frage, so Burmester, liege aus ihrer Sicht in dem, was mit dem Beruf des Journalisten geschehen sei, „was daraus gemacht wurde – von den Verlagen und den Sendeanstalten“. Dort hätten sich die Arbeitsbedingungen deutlich verschlechtert, die Arbeit der Journalisten sei abgewertet worden, man sei zu einer „Verschiebemasse geworden“.

Nach einer interessanten Live-Schaltung nach Washington, bei der Marc Hoffmann über seine Arbeit im Zeitalter von Trump berichtetet und auch sehr detaillierte Einblicke in die Arbeit großer US-Medien lieferte, war es dann an Marius Schneider, Journalismus in der digitalen Welt aus Sicht der Geschäftsführung eines Medienhauses zu bewerten – damit wurde er auch zum Gegenpol von Burmester. Schneiders Credo: Nur ein wirtschaftlich gesundes und daher weniger angreifbares Unternehmen biete die Chance für Qualitätsjournalismus. Dabei gelte es, auf Medien-Nutzer-Verhalten zu reagieren und sich, vor allem über digitale Wege, den Weg in die „Informationsblasen“ von Menschen zu bahnen.

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