Selbst ein Pirol war zu hören

Blickweiler · Seit zwei Jahrzehnten treffen sich jährlich Ornithologen, also Vogelkundler, in Blickweiler, um im Natur- und Landschaftsschutzgebiet der Bliesaue Vogelarten anhand ihres Gesangs zu identifizieren. Von A wie Amsel bis Z wie Zaunkönig wurden diesmal 53 verschiedene Vogelarten ausgemacht.

 Ornithologe Klaus Walter (2. von links) erläuterte die Vogelwelt der Bliesaue. Auch für den Nabu-Saarpfalz-Vorsitzenden Peter Hellenthal (links) gab es seltene Vogelstimmen zu hören. Foto: Hans Hurth

Ornithologe Klaus Walter (2. von links) erläuterte die Vogelwelt der Bliesaue. Auch für den Nabu-Saarpfalz-Vorsitzenden Peter Hellenthal (links) gab es seltene Vogelstimmen zu hören. Foto: Hans Hurth

Foto: Hans Hurth

Eingeladen hatten der Nabu Saarpfalz, Nabu Eschringen sowie die Natur- und Vogelschutzvereine Erfweiler/Ehlingen und Blickweiler . Deren Vorsitzender und Ornithologe Klaus Walter informierte während der drei Stunden über Besonderheiten der gefiederten Freunde. Ausgerüstet mit Fernglas und offenen Ohren mussten die Teilnehmer genau hinhören, um den Gesang der Vögel unterscheiden zu können. Beim Sumpfrohrsänger war dies besonders schwer. "Dieser Vogel kann nämlich bis zu 70 verschiedene Gesänge, von anderen Vögeln abgelauscht, erklingen lassen", erklärte Klaus Walter. Spötter heißen diese Vögel, auch der äußerst seltene Orpheussänger gehört dazu und war zu hören. "Dieser 13 Zentimeter große Vogel weist eine lebhafte gelbe Tönung an Kehle, Brust und Bauch auf, orangefarben ist der Schnabel", wusste Experte Walter zu dem hartnäckigen Spötter - Sänger mit der großen Nachahmungsfähigkeit. Interessant: Die Orpheus- Gesänge werden nur vom Männchen vorgetragen, wie in der Bliesaue auf einem großen Busch als Territorium sitzend. Die Naturfreunde, davon 33 eigens aus Rodalben zur Wanderung angereist, hörten in Blickweiler auch den seltenen Pirol mit seinem zitronengelben Gefieder. "Der Pirol ist so groß wie eine Amsel, man hört ihn, doch zu sehen ist er kaum", hat Klaus Walter festgestellt. Zu hören war zudem einer der kleinsten europäischen Vögel, das nur bis sechs Gramm leichte Sommergoldhähnchen sowie der Zaunkönig, dessen Gesang bis zu 65 Dezibel erreichen könne.

53 Vogelarten waren erkennbar

Ornithologe Peter Mende notierte während der Wanderung mit 53 zwitschernden Vogelarten eine erstaunlich große Anzahl. "In der Bliesaue ist die Natur noch in Ordnung", stellte dazu Peter Hellenthal, Vorstand des Nabu Saarpfalz fest.

Zum Abschluss gab Klaus Walter noch Auskünfte zu seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Phänologe, denn der 69-Jährige beobachtet seit einem Vierteljahrhundert für den Deutschen Wetterdienst die im Jahresverlauf periodisch wiederkehrenden Entwicklungen der Pflanzen durch die Auswirkungen des Klimas. So beginne der Frühling seit Beginn der 90er-Jahre oft früher als in den 30 Jahren zuvor, und die Winter würden wärmer. Auch die Landwirtschaft sei Nutznießer seiner Beobachtungen. Um den Verlauf von Pflanzenkrankheiten und möglichen Befall von Schädlingen vorherzusagen, benötige der Wetterdienst aktuelle Angaben. "Die Liebe zur Natur, die ich bei Wanderungen mit meinem Vater erwarb, hat mich zu dieser Aufgabe gebracht", erzählte unserer Zeitung der Ornithologe und Wettermann.

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