Herbstkonzert Gefühlvolle Musik mit vielen Saiten

Niederwürzbach · Das Zupforchester Niederwürzbach lud nicht nur Zuhörer zum Herbstkonzert ein, sondern auch Pfälzer Gastmusiker.

 Zupforchester im Doppelpack: Das Essinger und das Niederwürzbacher Orchester „verzauberten“ mit ihren Saiteninstrumenten das Publikum.

Zupforchester im Doppelpack: Das Essinger und das Niederwürzbacher Orchester „verzauberten“ mit ihren Saiteninstrumenten das Publikum.

Foto: Cornelia Jung

Wer beim Gedanken an ein Zupforchester Musiker mit Zither oder Harfe vor sich sieht, denkt viel zu kurz. Denn gezupft werden können grundsätzlich alle Saiteninstrumente, wie das Zupforchester des Spiel- und Wanderclubs bei seinem Herbstkonzert in der Kirche St. Hubertus wieder einmal bewies. Und mit einem solchen Klangkörper gehen noch viel mehr als nur feengleiche Lieder. Besinnlich, energisch, piano und forte, klassisch und modern – mit diesem Zupforchester erlebten die vielen Zuhörer eine breite Vielfalt und ein spannendes und gleichermaßen entspanntes Konzert.

Doch den Eingangspart übernahmen nicht die Niederwürzbacher, sondern das Zupforchester aus Essingen bei Landau. Der Kontakt zu diesem Orchester von der südlichen Weinstraße kam durch einen ehemaligen Niederwürzbacher zustande, der nun bei den Pfälzern zupft. Beide Orchester trafen sich zum Kennenlernen und zu einem Probenwochenende. Die Chemie stimmte und so kamen die Vorderpfälzer zu einem Gastspiel in dem saarpfälzischen Ort am Weiher. Drei ihrer Stücke aus dem ersten Teil stammten aus Japan und hatten das Wasser, im weitesten Sinne, zum Thema. Das sei auch kein Wunder, schließlich bestehe der ostasiatische Staat aus über 6800 Inseln, sagte ein Musiker bei der Einführung der Stücke. Bei „Oriental Rain“ meinte man sich tatsächlich im Regen wiederzufinden und die Intonation von „Aqua Rhythm“ nahm die Konzertbesucher mit auf eine Reise zu Ozeanen und Flüssen, wo sich verschiedene Bäche zu einem Strom vereinigen, Wasser gurgelt, plätschert, fließt und kräftig strömt.

All diese Nuancen konnten mit den Instrumenten von Mandoline über Bass, Gitarre bis Kontrabass hervorragend herausgearbeitet werden. Ziel des Zupforchesters Essingen (Leitung: Denise Wambsganß) sei laut eines Musikers, „das Weben eines bunten Klangteppichs für die Ohren, so bunt wie die Natur hier vor Ort derzeit auch für die Augen ist“. Deshalb gab’s zu japanischen Klängen, die die Pfälzer Musiker der Bekanntschaft mit einem Tokioter Orchester verdanken, mit „Unforgettable“ Musik eines estnischen Filmkomponisten sowie mit dem „Mandolin Projekt“ ein Stück des Franzosen David Laheurte. Christine Eckstein-Puhl übernahm das Dirigat nach der Pause für das Niederwürzbacher Zupforchester und stieg mit zwei Stücken klassischer Komponisten ein – einem Auszug aus dem Orchesterquartett von Carl Stamitz, gefolgt von „Letzter Frühling“ von Edvard Grieg.

„Eigentlich wollten wir mit dem Marsch aus ,Adelaide Dances‘ von Stephen Lalor etwas Belebendes zum Konzert beitragen“, so die Leiterin des Orchesters, „doch als ich mich in die Entstehungsgeschichte vertiefte, musste ich erfahren, dass es um einen Vergiftungsfall (der Somerton Man, Anmerk. d. Red.) ging. Aber egal, die Musik ist trotzdem cool.“ Eine historische Geschichte steckte auch hinter „The Adventures of the Duyfken“ von Richard Charlton, denn die Duyfken war das Schiff, mit dem 1606 Australien von den Niederländern entdeckt wurde. Das Stück ist eine Hommage an deren Entdeckergeist und „erzählt“ von dessen Folgen. Für die Ureinwohner dieses Kontinents war nichts mehr wie zuvor, was sich auch in ihrem Widerstand gegen die Eindringlinge äußerte. Das wurde auch musikalisch in dem Stück verpackt. „Tiefe Bässe zoffen sich mit den Mandolinen“, erklärte die Dirigentin, „da muss es ganz schön gerummst haben. Das Stück ist am Ende putzmunter und quicklebendig, was man von den Seefahrern nicht behaupten kann.“ Am Ende des kurzweiligen Nachmittags spielten beide Orchester gemeinsam. „Wenn wir doch schon so viele sind, dann sollten wir es auch richtig krachen lassen“, kündigte Christine Eckstein-Puhl Zupfmusik im Doppelpack an. Gefühlvoll ging es mit „Song of Japanese Autumn“ dem Konzertende entgegen, um mit „The pirats“ von Hans Zimmer einen fulminanten Schlusspunkt zu setzen. Mit einem nicht enden wollenden Applaus, mehreren Bravo-Rufen und Pfiffen „bettelte“ das Publikum regelrecht um eine Zugabe, die es auch bekam.

„Das war das Gefühlvollste, was ich je gehört habe“, sagte ein Besucher beim Gang nach Hause. Wenn der Applaus als Lohn der Musiker gehandelt wird, dann war dieses aus tiefstem Herzen kommende Lob eine Bonuszahlung.

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