Diskussionsveranstaltung Bald pestizidfreie Zone in der Biosphäre?

Homburg/Blieskastel · Auf Einladung der Grünen wurde über die Frage diskutiert: Soll die Biosphäre pestizidfrei werden? Die Antworten fielen unterschiedlich aus.

 Stadtratsmitglied Lisa Becker (Grüne) begrüßt die Gäste bei der Podiumsdiskussion im „Schleuderraum“ der Bio-Imkerei in Seelbach.

Stadtratsmitglied Lisa Becker (Grüne) begrüßt die Gäste bei der Podiumsdiskussion im „Schleuderraum“ der Bio-Imkerei in Seelbach.

Foto: Erich Schwarz

Die Partei Bündnis 90/Die Grünen schwimmt derzeit auf einer Erfolgswelle. Und die Grünen in Blieskastel haben davon sicherlich profitiert. Nicht zuletzt aber auch deshalb, weil sie eine Veranstaltung anboten, deren Thema offensichtlich den Nerv vieler Bürgerinnen und Bürger trifft. Mit 30 Teilnehmern hatten die Verantwortlichen nach eigener Aussage gerechnet. Umso mehr durften sich die Grünen-Stadträte Lisa Becker und Lukas Paltz freuen, hatten doch fast 150 Interessierte den Weg in die Bio-Imkerei Wenzel nach Seelbach gefunden.

Der „Schleuderraum“ der Imkerei drohte aus allen Nähten zu platzen, so groß war das Interesse. „Soll die Biosphäre pestizidfrei werden?“, hieß das Thema der Veranstaltung, das sowohl Anhänger der Grünen auf den Plan rief, wie auch ganz viele Landwirte aus dem saarpfälzischen Raum. Um es vorwegzunehmen: Die gesamte Diskussion verlief – bei allen sachlichen Kontroversen – sehr geordnet und äußerst fair. Da hatte man an Diskussionsveranstaltungen bei der Einführung der Biosphäre in der Region noch ganz andere Erinnerungen. Das Thema wurde in Blieskastel deshalb relevant, weil die Grünen einen Stadtratsbeschluss initiiert hatten, Blieskastel – und hier zumindest die städtischen Flächen – zur pestizidfreien Zone zu erklären (wir berichteten).

Bereits unmittelbar nach der Beschlussfassung hatte es seitens der Landwirte herbe Kritik gegeben, sind doch viele der Bauern auch Pächter städtischer Flächen. Bei der Diskussion in der Seelbacher Imkerei sollte, so die Veranstalter, besonders der Dialog zwischen den einzelnen Interessengruppen gesucht werden. Unter der Gesprächsleitung der saarländischen Grünen-Vorsitzenden Tina Schöpfer, konnte zuerst Richard Schreiner, Chef der saarländischen Landwirtschaftskammer und Vorsitzender des saarpfälzischen Bauernverbandes, seine Argumente darlegen. Der Breitfurter Landwirt stellte zunächst heraus, dass man sich klar machen müsse, dass „pestizidfrei“ bedeute, dass man etwa nicht einmal mehr Rattenköder auslegen dürfe.

Er verwies darauf, dass die Landwirte Produzenten hochwertiger Lebensmittel seien und auch ökonomischen Zwängen unterworfen seien. Zudem sei es auch nicht verwerflich, wenn man sich zugelassener Pflanzenschutzmittel bediene. Schreiner kritisierte zudem, dass man seitens der Stadtratsfraktionen vorher nicht mit den Landwirten in Kontakt getreten sei. „Hier mischen sich andere in das Berufsfeld der Landwirte ein“, unterstrich Schreiner. Martin Häusling, Mitglied des Europäischen Parlaments bei den Grünen und selbst Biolandwirt, konterte: „Das ist keine Angelegenheit der Landwirte, das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das geht alle an“, so der Abgeordnete aus Nordhessen. Christoph Hassel, saarländischer Vorsitzender des BUND, war sichtlich bemüht, eine Brücke zwischen konventioneller Landwirtschaft und ökologischen Interessen zu schlagen: „Wir sind immer auch mit den saarländischen Landwirten im Gespräch. Wir sind froh, dass wir noch Landwirte haben, die Flächen bewirtschaften. Dieser Dialog ist deshalb sehr wichtig“, unterstrich der BUND-Vorsitzende. Hassel bedauerte, dass auch immer mehr Vorgärten im ländlichen Raum zu „Steinwüsten“ umgewandelt würden, was aus ökologischer Sicht nicht nachzuvollziehen sei.

Im weiteren Verlauf ging es dann eigentlich nicht mehr so sehr konkret um die ursprüngliche Fragestellung, sondern um das Spannungsfeld konventionelle Landwirtschaft gegenüber Bio-Landbau. Der Bogen spannte sich von der Bio-Diversität, den Humusgehalt der Böden übers Insektensterben bis hin zu Liebeserklärungen einer Zuhörerin für die Landwirte: „Ich bin froh, dass wir sie noch haben, ich will sie päppeln.“

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