Freundschaft über die nahe Grenze

Blieskastel · Die Liturgiefeier ist zweisprachig, der Ort geschichtsträchtig: Die Kapelle St. Joseph auf dem Hügel „Auf der Burg“ ist seit langer Zeit Wallfahrtsort und Treffpunkt deutsch-französischer Freundschaft.

 Der Ormersviller Diakon Bernard Dillschneider (2. von links) und der Walsheimer Diakon Paul Quirin (rechts) mit einer Wandergruppe am Granatsplitterkreuz im Eingangsbereich der St. Josephs-Kapelle im französischen Grenzort Ormersviller. Foto: Wolfgang Degott

Der Ormersviller Diakon Bernard Dillschneider (2. von links) und der Walsheimer Diakon Paul Quirin (rechts) mit einer Wandergruppe am Granatsplitterkreuz im Eingangsbereich der St. Josephs-Kapelle im französischen Grenzort Ormersviller. Foto: Wolfgang Degott

Foto: Wolfgang Degott

Maria Himmelfahrt, 15. August, ist in diesem Jahr ein Samstag. Bei vielen Menschen der Region, Deutschen, Franzosen, steht der Termin im Kalender. Ziel ist die Kapelle auf dem 374 Meter hohen Hügel "Auf der Burg" oberhalb des rund 300 Einwohner zählenden lothringischen Dörfchens Ormersviller. Dort wird alljährlich eine Wallfahrt veranstaltet. Wenn um 10.30 Uhr Franck Wenzinger, Pfarrer von Volmunster, gemeinsam mit seinem Diakon Bernard Dillschneider zum Gebet rufen, der Kirchenchor Saint Pierre die anschließende zweisprachige Liturgiefeier gesanglich begleitet, haben Hunderte den Weg zur Josephs-Kapelle hinter sich. Warum gerade am 15. August, einem gemeinsamen Feiertag der Franzosen und der Saarländer? Dies geht auf das Jahr 1638 zurück, als der französische König Louis XIII. die Marienanbetung verordnete.

Die Kapelle entstand in den Jahren 1893 bis 1895. In der damaligen Zeit verstarben viele junge Frauen im Kindbett, in Ormersviller acht zwischen 1875 und 1880. Die Menschen gelobten, um Gottes Gnade zu erlangen und die Sterberate zu senken, eine Kapelle zu bauen. Am 9. Mai 1895 wurde sie von Bischof von Metz, François-Louis Fleck (1886-1899), geweiht. Zuvor war 1880 an dem Kapellenort schon eine Säule aufgestellt worden, geweiht vom Eppinger Pfarrer Michel Kuhn, die in luftiger Höhe von sieben Metern von der Statue des Heiligen Joseph als Patron und Beschützer der Familie gekrönt wird. Am 9. September 1939 wurde die Kapelle von französischen Pionieren gesprengt. Als Ruine mahnte sie bis 1967. Bis dahin waren nach einem umfangreichen Wiederaufbau die Zerstörungen verschwunden.

Am 2. Juli des gleichen Jahres weihte sie der Generalvikar der Diözese Metz, Abbé Georg Klein , zum zweiten Mal. Mit dem Ereignis lebten auch wieder die Wallfahrten auf. Unter dem Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft , insbesondere der damals schon vorhandenen innigen Verbundenheit zwischen Brenschelbach und Ormersviller, fand am 15. August 1982 die erste Begegnung statt.

Äußeres Zeichen für das völkerverbindende Miteinander war auch, dass die neue Josefstatue von einem "deutschen Freund" gestiftet worden war. Es entwickelte sich unter der Führung des 1981 gegründeten Kapellenvereins, der "Amis de la Chapelle Saint Joseph", den Pfarrern Marcel Rostoucher und Gerard Henner, ein bedeutendes Ereignis, nur 200 Meter von der Staatengrenze entfernt.

Als Väter der alljährlichen Zusammenkunft werden immer wieder Roger Sprunck, früherer Maire in Ormersviller, Dieter Schmidt, langjähriger Brenschelbacher Ortsvorsteher, und sein Altheimer Pendant Ewald Martin genannt. Mahnmal für den zerstörerischen Krieg ist ein Kreuz an der linken Wand im Eingangsbereich der Kapelle. Der ehemalige deutsche Soldat Hermann Wesely aus Bensheim hat es 1991 aus rund um das Gotteshaus zusammengetragenen Granatsplittern gefertigt.

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Auf einen Blick Deutsche-Französisches Begegnungsfest an der Josephskapelle in Ormersviller am Samstag, 15. August: 10.30 Uhr Freiluft-Gottesdienst (bei schlechtem Wetter im Zelt) mit Pfarrer Franck Wenzinger und Diakon Bernard Dillschneider. Danach Frühschoppen, Mittagessen und Kuchenbüfett; 15 Uhr Andacht mit Prozession auf dem Kapellengelände. Abends wird es Pizza und Flammkuchen geben. ott

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