Ein Mann aus Ost und West

Blieskastel · Siegfried Wack wohnt in Blieskastel in einem geschichtsträchtigen Haus, und auch sein Leben ist eine Geschichte, die Interessantes aufzuweisen hat. Wack ist ein richtiger Grenzgänger, der noch heute zwischen Blieskastel und dem polnischen Grenzland von Mecklenburg-Vorpommern pendelt.

 Lesen ist eines der Hobbys von Siegfried Wack. Foto: Hans Hurth

Lesen ist eines der Hobbys von Siegfried Wack. Foto: Hans Hurth

Foto: Hans Hurth

Siegfried Wack ist unmittelbar an der deutsch- französischen Grenze in Niedergailbach aufgewachsen, er war 18 Jahre in Gersheim Bürgermeister, bis er 1991 in den Osten ging und dort Landrat wurde. "Ich möchte es als Geschenk bezeichnen, dass ich beim Aufbau der Kreisverwaltung und beim Entstehen eines neuen Bundeslandes partiell mitarbeiten konnte. Mit 62 Jahren habe ich, trotz Drängen der Bürger, auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Im Rückblick darf ich resümieren, dass ich Vieles bewegen konnte, vor allem in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit", erzählte unserer Zeitung Siegfried Wack in seinem Haus, das als Geburtshaus des späteren Kardinals von München und Freising, Joseph Kardinal Wendel, bekannt ist. "Es ist ein Privileg, an der Grenze geboren zu sein und dort zu leben, ja ein Auftrag, so fühlte ich es jedenfalls", meinte Wack. Als Bürgermeister Gersheims gilt Wack als geistiger Vater des Saarland-Pilotprojektes in Peppenkum mit Französisch-Lernen in der Kita. "Die Begeisterung des so genannten Reinheimer Kreises um Hermann Lembert und Konrad Schön habe ich dann als Vision mit ins polnische Grenzland genommen.
Fall der Mauer

Die Ereignisse um den Fall der Mauer 1989 gehören zu den emotionalsten in meinem Leben und führten mich fast zwangsläufig in die Nähe des Stettiner Haffs. Meine Erfahrungen als Landrat haben meine Überzeugung vertieft: Grenzregionen haben aufgrund leidvoller Vergangenheit den Auftrag, Versöhnung zu betreiben", stellt der 72-Jährige fest. Kurse zum Erlernen der polnischen Sprache bei der VHS und spielerisches Lernen in der Kita Ueckermünde, die Gründung der Euroregion Pomerania mit Schwerpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung sowie eine polnische Woche mit 30 Veranstaltungen nennt Wack wichtige Beiträge zur interkulturellen Kompetenz in der Region im Norden. "An der Saar habe ich 2012 die deutsch-polnische Gesellschaft mitgegründet, da bereite ich stets mit Hans Bollinger und einem engagierten Team die polnischen Kulturtage in Spohns Haus vor." Auch wenn Siegfried Wack im Ruhestand ist, die Verbindungen zum alten Landkreis sind geblieben. "Der Landstrich lässt mich nicht los, zu viel verbindet mich mit dem Teil meiner intensivsten und spannendsten Zeit meines Berufslebens."
Immer noch aktiv

So ist Wack weiter Vorsitzender des Förderkreises der Europäischen Akademie, des VdK-Kreisverbandes und des Kuratoriums Trägerwerk Soziale Dienste sowie Mitglied des Presseclubs Mecklenburg-Vorpommern. "Dazu sind mir die Menschen ans Herz gewachsen, daher pendeln meine Frau und ich während des Jahres mehrmals die 900 Kilometer zwischen Blieskastel und Ueckermünde", so der Diplom-Finanzwirt. "Vor allem im Sommer bekommt uns zudem das Klima, da von der Ostsee stets eine frische Prise ins Land weht. " Grenzgänger wird Siegfried Wack auch deshalb bleiben, da Kinder und Enkel im Bliestal wohnen.

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Zur PersonSiegfried Wack war Bürgermeister von Gersheim (1974-1991), nach der Wiedervereinigung Landrat des Landkreises Ueckermünde (1991-1994), dann drei Jahre Geschäftsführer der Bildungsstätte Heiligkreuztal bei Sigmaringen, Landrat des Kreises Uecker-Randow (1997-2004) und Stadtpräsident von Ueckermünde (2004-2009). Für seine deutsch-polnische Verständigungsarbeit erhielt Wack 2004 den Gold-Greif, die höchste Auszeichnung Westpommerns sowie 2006 das Bundesverdienstkreuz. Aus der Ehe mit Doris gingen die Kinder Rebecca (40), Andreas (46) und Achim (48) hervor. Hobbys sind neben dem gemeinsamen Singen im Kirchenchor Ueckermünde Wandern, Walking, Lesen und Üben im Gitarrenspiel. hh

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