Breitfurt Drei Wochen lang ein Stück Normalität erleben

Homburg/Breitfurt · Abstand vom Alltag finden Kinder aus Weißrussland in einer Ferienfreizeit in Breitfurt. Viele kämpfen mit den Folgen von Tschernobyl.

 Die weißrussischen Kinder mit ihren Gasteltern und Betreuerinnen auf dem Spielplatz am Martin-Bucer-Haus in Breitfurt. Mit dabei ist der Vorsitzende Peter Chodorski (Unten Zehnter von rechts), der Schatzmeister Herbert Keilbach (Neunter von rechts) und die Betreuerin Larissa Tschetschko (Sechste von links).

Die weißrussischen Kinder mit ihren Gasteltern und Betreuerinnen auf dem Spielplatz am Martin-Bucer-Haus in Breitfurt. Mit dabei ist der Vorsitzende Peter Chodorski (Unten Zehnter von rechts), der Schatzmeister Herbert Keilbach (Neunter von rechts) und die Betreuerin Larissa Tschetschko (Sechste von links).

Foto: Wolfgang Degott

Spielenachmittag, Spaziergang und Zauberer, damit erlebten 18 Neun- bis 14-Jährige, zwölf Mädchen und sechs Jungen aus Weißrussland erlebnisreiche Stunden in und um das Breitfurter Martin-Bucer-Haus. Die Stippvisite im Blieskasteler Stadtteil war ein Mosaikstein der dreiwöchigen Kindererholung organisiert und finanziert vom Verein „Saarländische Kinderhilfe – Leben nach Tschernobyl“. Sie wird seit zehn Jahren von Peter Chodorski aus Ballweiler geleitet. 13 Familien aus weiten Teilen des Saarlandes, darunter aus Ballweiler, Breitfurt, Gersheim, Nalbach, Ommersheim, Rehlingen, Rohrbach, Saarlouis und Saarwellingen nahmen Kinder aus Shitkowitschi und Umgebung, der Region Gomel, dem radioaktiv belasteten Teil Weißrusslands, auf.

Herbert Keilbach, Schatzmeister des Vereins, empfing in diesem Jahr mit seiner Frau Sigrid schon das 50. und 51. Kind. Ihr Rezept ist, dass sie den Kindern grundsätzlich viele Freiheiten lassen. „Wir spielen und beschäftigen uns viel mit ihnen, doch sie brauchen auch Zeit, in der sie Ruhe brauchen“, erläutert er. In den vielen Jahren hätten sich auch persönliche Kontakte aufgebaut, so würden vier Familien seit Anfang an jährlich Lebensmittel- und Kleiderpakete von ihnen erhalten. Ein Mädchen, das früher bei ihnen in der Familie gewesen sei, wäre sogar vor zwei Jahren als Betreuerin zurückgekommen. Diesmal konnte der Verein das 1000. Kind seit dem Beginn der Kindererholungen vor 24 Jahren begrüßen. Durch die Betreuerinnen, aber auch aufgrund der mittlerweile vielen Kontakte, durch die auch familiäre Situationen bekannt sind, werden die Kinder ausgesucht, die dann ihre Fahrt ins Saarland unternehmen können.

Der vorrangige Zweck der Erholung, so Chodorski, sei es, das Immunsystem der Kinder zu stärken. Auch sei man froh zwei Zahnärzte zu haben, die kostenlos helfen und damit einen wertvollen Dienst leisten. Ein weiteres Jubiläum konnte die Betreuerin Larissa Tschetschko feiern. Sie kam zum 20. Mal ins Saarland, logiert immer bei der Familie Keilbach in Ommersheim. Die 56-jährige stellvertretende Leiterin eines Kindergartens, die wie auch die weitere langjährige Betreuerin Lusia Garbar ihren Jahresurlaub „opfert“, freut sich für die Kinder. Sie können Kontakte knüpfen und auch Deutsch lernen.

Zudem wirke der Aufenthalt immer lange nach, bleibe in guter Erinnerung und baue eine Brücke von Weißrussland nach Deutschland. Auf dem Programm steht noch am 1. August der Besuch des Neunkircher Zoos. Am 4. August wird gemeinsam gewandert und am Lagerfeuer in Wattweiler gegrillt. Am 8. August geht’s bei einer Schiffstour an der Saarschleife auf die Saar. Das Ferienprogramm endet am 11. August mit dem Besuch der Gartenschau in Kaiserslautern, wo die Kinder Spielplätze, Saurier und eine Lego-Ausstellung vorfinden werden. Neben seiner Kindererholung wird im Herbst noch ein Hilfskonvoi auf den Weg geschickt. Es ist der 40. Chodorski resümierte, dass bisher rund 380 Tonnen Lebensmittel, rund 1100 Fahrräder, 80 Rollstühle und 75 Krankenbetten dorthin transportiert worden seien und damit neben den vielen Lebensmitteln viel bewegt worden sei. Im nächsten Jahr werde zudem ein weißrussisches Dorf mit rund 35 Familien komplett mit Kleider- und Lebensmittelpaketen versorgt.

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