Tschernobyl-Kinder Hilfskonvoi ist in Weißrussland angekommen

Ballweiler/Ormesheim · Der 40. Transport der Saarländischen Kinderhilfe bringt Lebensmittel, Kleidung, medizinisches Zubehör und mehr ins Gomelgebiet.

 Peter Chodorski (links) mit Helfern beim Beladen von Hilfsgütern für Weißrussland.

Peter Chodorski (links) mit Helfern beim Beladen von Hilfsgütern für Weißrussland.

Foto: Peter Chodorski

Im Sommer 1994 kamen erstmals sieben weißrussische Kinder aus der Nähe von Tschernobyl zur Erholung ins Saarland. In diesem Jahr wurde die Tausender-Grenze überschritten: Innerhalb von 24 Jahren konnten sich somit über 1000 Buben und Mädchen im Saarland erholen. Doch nicht nur die Sommerfreizeit des Vereins Saarländische Kinderhilfe für weißrussische Kinder ist alle Jahre wieder zur Freude der Kinder ein Hilfsangebot an die arme Bevölkerung in Weißrussland, sondern jetzt ging bereits der 40. Hilfskonvoi mit allen erdenklichen Gütern des täglichen Bedarfs auf die Strecke gen Osten. Die Fahrzeit mit dem Bus sei dank der verbesserten Infrastruktur in Polen mittlerweile kürzer geworden und dauere nur noch 26 Stunden, so Peter Chodorski aus Ballweiler, der Vorsitzender der Saarländischen Kinderhilfe ist. „Der Hilfskonvoi ist mittlerweile gut angekommen. Jetzt kann ich wieder ruhig schlafen“, wie Chodorski im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. Im Herbst würden die Helferinnen und Helfer des Vereins dem 40. Hilfskonvoi folgen und die rund 1000 Hilfspakete mit Kleidung, Lebensmitteln und anderen Gütern vor Ort verteilen. Bei diesem Konvoi wird diesmal nicht nur die Stadt Shitkowitschi im Gomelgebiet mit seinen rund 20 000 Einwohner unterstützt, sondern auch das nahe gelegene Dorf Steblewitschi, wie der Vereinschef betont.

Der Vorsitzende der Kinderhilfe resümierte, dass bei den 40 Hilfstransporten bisher insgesamt rund 390 Tonnen Lebensmittel, 24 000 Kleiderpakete, 1140 Fahrräder, 75 Krankenbetten sowie zahlreiche Zahnbehandlungsstühle, Rollstühle, Rollatoren und Musikinstrumente den Weg nach Weißrussland fanden. „Der Vorteil bei unserem Verein mit rund 200 Mitgliedern ist, dass wir die Pakete persönlich abgeben und uns das vom Empfänger quittieren lassen“, sagt Chodorski. Für jedes Paket müsse der genaue Inhalt, Gewicht, Absender und Empfänger dokumentiert sein. „Wenn es mal Probleme gibt, weiß ich, wie sich das klären lässt“, sagt Chodorski, der seine Berufserfahrung als Zöllner bei den Transporten gerne einbringt. Seit 1998 werden Hilfskonvois nach Weißrussland organisiert, in manchen Jahren waren es bis zu drei Konvois, blickt Chodorski zurück. Die Beladung des diesjährigen 40. Konvois erfolgte einmal mehr im Bauhof der Gemeinde Mandelbachtal in Ormesheim, dem der Vereinschef besonders dafür dankt, dass dort die vielen Güter bis zum Abtransport gelagert werden können. „Auch ohne die vielen Sponsoren und Helferinnen und Helfer wäre dieses Hilfsangebot durch unsere Konvois gar nicht möglich und aufrechtzuerhalten“, so Chodorski abschließend.

Wie berichtet, hatten Ende Juli dieses Jahres 18 Neun- bis 14-Jährige, zwölf Mädchen und sechs Jungen aus Weißrussland, bei ihrer Sommerzeit im Saarland auch erlebnisreiche Stunden in und um das Breitfurter Martin-Bucer-Haus erlebt. Die Stippvisite im Blieskasteler Stadtteil war ein Mosaikstein der dreiwöchigen Kindererholung, organisiert und finanziert vom Verein „Saarländische Kinderhilfe – Leben nach Tschernobyl“. 13 Familien aus weiten Teilen des Saarlandes, darunter aus Ballweiler, Breitfurt, Gersheim, Nalbach, Ommersheim, Rehlingen, Rohrbach, Saarlouis und Saarwellingen nahmen Kinder aus Shitkowitschi und Umgebung, der Region Gomel, dem radioaktiv belasteten Teil Weißrusslands, auf. Herbert Keilbach, Schatzmeister des Vereins, empfing in diesem Jahr mit seiner Frau Sigrid schon das 50. und 51. Kind. Ihr Rezept ist, dass sie den Kindern grundsätzlich viele Freiheiten lassen.

 Die weißrussischen Buben und Mädchen waren im Juli dieses Jahres zur Kindererholung mit ihren Gasteltern und Betreuerinnen auch auf dem Spielplatz am Martin-Bucer-Haus in Breitfurt.

Die weißrussischen Buben und Mädchen waren im Juli dieses Jahres zur Kindererholung mit ihren Gasteltern und Betreuerinnen auch auf dem Spielplatz am Martin-Bucer-Haus in Breitfurt.

Foto: Wolfgang Degott

„Wir spielen und beschäftigen uns viel mit ihnen, doch sie brauchen auch Zeit, in der sie Ruhe haben“, erläuterte er. In den vielen Jahren hätten sich auch persönliche Kontakte aufgebaut, so würden vier Familien seit Anfang an jährlich Lebensmittel- und Kleiderpakete von ihnen erhalten.

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