„Nach dem Abi will ich nach Afrika“

Bexbach · Zoe Roos aus Bexbach macht ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kindergarten in Dakar im Senegal.

 Zoe Roos aus Bexbach bereitet sich auf ihr FSJ-Jahr im Senegal vor. Foto: jen

Zoe Roos aus Bexbach bereitet sich auf ihr FSJ-Jahr im Senegal vor. Foto: jen

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Da hat der Papa ja ganz schön was angerichtet: "Mein Vater ist früher einmal durch Simbabwe gereist und hat meiner Schwester und mir immer Dias davon gezeigt und von dieser Reise geschwärmt", erinnert sich Zoe Roos aus Bexbach lachend. Das Afrika-Virus hat ihr Vater wohl auf seine Tochter übertragen. Zoe, Schülerin der 13. Klasse der Waldorfschule in Bexbach, die gerade ihr Abi macht, wird nach den Sommerferien für ein Jahr in den Senegal gehen.

In der Hauptstadt Dakar wird sie im Kindergarten Sekar Wangi arbeiten, der in der Vorstadt Patte D'Oie liegt und auf Initiative des Künstlers Abdoulaye Seck entstanden ist. Seck versucht, den 25 bis 30 Kindern ein Stück Heimat zu bieten und sie gezielt durch künstlerische und kreative Angebote in ihrer Entwicklung zu fördern. Unter anderem werden eigene Kinderbücher gestaltet, Spielzeuge gebaut, Stoffe gebatikt, genäht und gemalt. Die Kinder werden von einer Erzieherin und einer Hilfskraft - in diesem Jahr wird das Zoe sein - betreut. "Es geht auch darum, dass die Kinder lernen, mit den Sachen zu arbeiten und auszukommen, die da sind", erklärt Zoe. Denn oft komme von den Entwicklungshilfe-Geldern nur wenig direkt vor Ort an. Bei der Familie von Abdoulaye Seck wird sie auch wohnen - mit Familienanschluss sozusagen.

Einiges an "Afrika-Erfahrung" hat Zoe schon: Sie war bereits für ihr Sozialpraktikum in der 11. Klasse neun Wochen in Südafrika, in einem Kindergarten in Kapstadt. "Die Menschen dort sind sehr herzlich, sehr offen, und nehmen einen direkt auf, das ist toll", beschreibt Zoe ihre Erfahrung dort. "Und die Kinder waren sehr wissbegierig."

Einiges wird nun in Dakar, in Westafrika, doch anders ein, erwartet sie: zum Beispiel die Sprache. Während in Kapstadt Englisch gesprochen wurde, ist im Senegal, der ehemaligen französischen Kolonie, die Amtssprache Französisch. Daneben gibt es ein halbes Dutzend Landessprachen, die wichtigste ist Wolof. "Ich will versuchen, zumindest ein paar Vokabeln zu lernen", sagt Zoe, mithilfe einer Internetplattform kann sie mit Einheimischen eine Art interaktiven Sprachkurs machen.

Und dann ist der Senegal ein muslimisches Land: "Ich muss keine Burka tragen", aber auf Spaghettiträger-Tops und extrem kurze Hosen sollte man besser verzichten, das habe ihr ihre Betreuerin geraten.

Organisiert und betreut wird der Freiwilligendienst vom Verein Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners, der auch Vorbereitungsseminare für die Teilnehmer anbietet. Darin werden Infos zum Land, zur Geschichte, Kultur und Politik vermittelt, außerdem pädagogische Tipps für die Arbeit mit den Kindern vor Ort.

Zoes Eltern unterstützen ihr Projekt - nach anfänglichem Zögern - schließlich ist der Senegal mit rund 4500 Kilometern Entfernung (Luftlinie) nicht grade um die Ecke. Und die Mitschüler und Freunde? Ich habe so lange und so oft gesagt, "Nach dem Abi will ich nach Afrika" - das war irgendwie klar, dass ich das mache", lacht Zoe. Ist ihr nicht ein bisschen mulmig? "Nein, ich freue mich, es ist natürlich vieles anders als hier, aber ich bin sehr gespannt", sieht sie dem Abenteuer zuversichtlich entgegen. Die Hafenstadt Dakar liegt am Atlantik und ist die westlichste Stadt des afrikanischen Festlands, Tourismus- und Wirtschaftszentrum. Dort herrscht tropisches Klima mit einer Regenzeit von Juni bis Oktober und einer Trockenzeit von November bis Mai. Zoe hofft, dass auch ein bisschen Zeit bleibt, um zu reisen und etwas vom Land zu erleben.

"Dienstbeginn" ist am 19. September. Bis dorthin ist noch einiges zu tun: Derzeit ist sie hauptsächlich mit den Impfungen beschäftigt - mit am wichtigsten ist die gegen Gelbfieber - und mit dem Einwerben von Spenden (siehe Info). In den Ferien geht es nach Frankreich zu Bekannten, um ihr Französisch aufzufrischen. Und dann stehen ja demnächst noch die mündlichen Abiturprüfungen an. Langweilig wird's also nicht - und das große Reisefieber kommt wohl erst beim Kofferpacken. Aber Packlisten schreiben kann sie ja jetzt schon …

In einer Serie "Brief aus Afrika" wird Zoe Roos für uns in der Saarbrücker Zeitung in loser Folge über ihre Erlebnisse vor Ort berichten.

Zum Thema:

 Aus einer Künstlerinitiative entstand der Kindergarten Sekar Wangi in der Vorstadt von Dakar. Foto: Freunde der Erziehungskunst Rudolf steiners e.v./Alissa Koch

Aus einer Künstlerinitiative entstand der Kindergarten Sekar Wangi in der Vorstadt von Dakar. Foto: Freunde der Erziehungskunst Rudolf steiners e.v./Alissa Koch

Foto: Freunde der Erziehungskunst Rudolf steiners e.v./Alissa Koch

Organisiert und betreut wird das Freiwillige Soziale Jahr vom Verein Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners. Der vom Bundesjugendministerium anerkannte Verein bietet Sozial- und Friedensdienste im Ausland an. Teil des Konzeptes ist, dass die Jugendlichen versuchen, einen Teil zur Finanzierung des Aufenthaltes beizutragen, indem sie selbst Spenden einwerben, um Taschengeld, Versicherungs-, Reise-, Betreuungs- und Vorbereitungskosten mitzufinanzieren.

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