Modellbahnfreunde Bexbach Kleine Züge, große Faszination

Die Modellbahnfreunde Bexbach feiern doppelt: 30 Jahre Verein, 25 Jahre Modellbahnbörse. Am 7. Januar findet die Börse wieder statt.

 Georg Jakoby, Philipp Schüler, Otto Walter Martin, Dieter Durrang und Wolfram Weber (von links) sind passionierte Modelleisenbahner.

Georg Jakoby, Philipp Schüler, Otto Walter Martin, Dieter Durrang und Wolfram Weber (von links) sind passionierte Modelleisenbahner.

Foto: Jennifer Klein

Halb Werkstatt, halb Spielzimmer – so fühlt man sich im Vereinsheim der Modellbahnfreunde in Bexbach. An der Wand lehnen Teile einer Landschaft, auf dem großen Tisch steht eine halbfertige Anlage, vorne ist nur ein Unterbau aus Holz zu sehen, der kaum erahnen lässt, was mal draus werden soll. Gleisteile liegen herum, ein Plan zeigt den Verlauf der Strecke.

Vorstellungsvermögen ist hier gefragt, das wird schnell klar, wenn man Dieter Durrang, Georg Jakoby, Philipp Schüler, Otto Walter Martin und Wolfram Weber zuhört – die Runde an diesem Abend ist überschaubar. „Aber das ist ja auch das Spannende: die Idee, das Bild, das man im Kopf hat, umzusetzen, und in der Wirklichkeit erstehen zu lassen“, erklärt der Vorsitzende Otto Walter Martin. „Als Modellbauer kann man gleichzeitig Planer, Gärtner, Architekt, Schreiner, Gipser und Elektriker sein, das ist toll“, versichern die Herren übereinstimmend – der Modellbau ist eine ziemlich klare Männerdomäne. Nur eine Frau gibt es im Verein.

Regelmäßig treffen sich die Mitglieder der Modellbahnfreunde Bexbach – 43 sind es insgesamt – zum Bauen, Basteln und natürlich Fachgespräche führen in dem Vereinsheim in Bexbach. Früher war das die ehemalige Behausung der Michelin-Betriebssportgruppe. Für die Modellbahner ist es ein vorübergehendes Zuhause – bis der Umbau des Bahnhofs abgeschlossen ist. Dann können sie wieder an ihren ursprünglichen Sitz zurück. Aber der Staub und die Erschütterungen der Arbeiten wären den Modellbahnen nicht gerade zuträglich gewesen, erklärt Vorsitzender Martin, deshalb sei man vor zwei Jahren umgezogen. Ein weiterer Teil der Anlage befindet sich im alten Schulhaus in der Schillerschule in Oberbexbach.

Mit Philipp Schüler ist auch ein junger Nachwuchs-Modellbauer dabei – auch wenn die meisten anderen Jungs in der Schule lieber Fußball oder am Computer spielen, ist er fasziniert von seinem Eisenbahn-Hobby. Spielen, tüfteln, erschaffen – das ist es wohl nach wie vor, was die Faszination Modellbau ausmacht – und der Kindertraum von der Modelleisenbahn ist hier immer noch lebendig.

Wobei, und das macht Martin gleich klar, der Modelleisenbahnbau immer auch ein Raumproblem mit sich bringt: Schließlich können die Landschaften problemlos mehrere Quadratmeter einnehmen. Zumal eine Modelleisenbahn „eigentlich nie fertig ist“, wie Dieter Durrang lachend einräumt. Immer wieder gebe es da noch etwas zu verbessern, zu ersetzen, hinzuzufügen – oder eine neue Idee, die umgesetzt werden will. Dabei gehen die Modellbauer ziemlich akribisch vor. Für ihren Nachbau des Bexbacher Bahnhofes zum Beispiel waren sie mit Kamera, Block, Stift und Metermaß zum Aufmessen unterwegs, damit das Modell auch möglichst authentisch wird. Für Fantasielandschaften greift man natürlich auch auf fertige Häusermodelle zurück, soll jedoch ein reales Vorbild abgebildet werden, kommt man um „Marke Eigenbau“ oft nicht herum.

Die Landschaft wird aus Fliegendraht und Gips modelliert, anschließend gestaltet. Die Zubehörauswahl ist riesig: Allein die „Beflockung“ gibt es in zig verschiedenen Grüntönen und Flockenstärken – samt „Blumen“ in verschiedenen Farben.

Aber die Hauptsache sind – natürlich – die Züge. Die geben auch Maßstab und Größe vor – schließlich ist alles auf die Spurweite abgestimmt. Die Nenngröße 0 zum Beispiel steht für Maßstab 1:43, in einigen Ländern auch 1:45, und weist eine Spurweite von 32 Millimetern auf. Sie wurde in den 1950er Jahren von der Größe HO verdrängt, die für einen Maßstab von 1:87 steht – die Bahnen wurden mit einer Modell-Spurweite von 16,5 Millimetern kleiner und auch günstiger – auch, weil zunehmend größere Serien gefertigt wurden.

In Japan seien vor wenigen Jahren Mini-Züge im Maßstab 1:450 auf den Markt gekommen, berichtet Martin – die Wohnungen in Asien sind eben viel kleiner als bei uns, gerade in den Städten. Weil aber auch dort Kinder und Erwachsene von den Zügen im Mini-Format fasziniert sind, wurden die Miniatur-Bahnen extra für den japanischen Markt entwickelt, finden mittlerweile aber auch bei uns Liebhaber und Sammler.

Geschichten rund um die kleinen Züge haben die Modell-Eisenbahner jede Menge auf Lager – schließlich bildet das Hobby immer auch ein Stück Zeitgeschichte ab. „Die erste Modelleisenbahn, herausgebracht von der Firma Märklin, die eigentlich zunächst auf Weißblech-Spielzeug spezialisiert war, fuhr bereits um die Jahrhundertwende“, erzählt Otto Walter Martin. „Damals natürlich noch purer Luxus. Und die waren noch richtig gefährlich“, sagt er schmunzelnd, „damals gab es noch keine Trafos, die die Spannung herunterregeln, da waren 120 Volt auf den Gleisen.“

Als das Saarland noch „Saargebiet“ war, wurden die Züge natürlich – wie so vieles andere auch – über die Grenze geschmuggelt, „da musste man aufpassen, dass die Metallteile nicht im Anzug verräterisch klapperten“, sagt Martin.

Ein Erlebnis übrigens, das die Modellbahner nicht vergessen werden, hatten sie mit dem „Kuckucksbähnel“: Als nämlich das Jubiläum 150 Jahre Bahnhof Bexbach gefeiert wurde, holten sie das Kuckucksbähnel wie vereinbart in Neustadt an der Weinstraße ab. Alles lief wie auf Schienen, bis dem Bähnle unterwegs die Puste ausging – nichts ging mehr. Weil die Sonderfahrt in den regulären Fahrplan eingeflickt worden war, waren etliche Staus und Fahrplanverschiebungen die Folge – bis nach Dresden. „Da haben wir ordentlich geschwitzt“, sagen die Modellbahnfreunde – aber ein denkwürdiges Jubiläumsfest war’s auf jeden Fall.

Ein Jubiläum – oder vielmehr gleich zwei – gibt es auch jetzt zu feiern: Der Verein der Modellbahnfreunde wird 30 Jahre – und zum 25. Mal findet die Modellbahn- und Spielzeugbörse in Bexbach statt.

Infos: Modellbahnfreunde Bexbach, E-Mail info@mbf-bexbach.de, Telefon (0 68 26) 42 18.

 Wenn die Bahn losschnurrt über die Gleise, sind Jung und Alt gleichermaßen begeistert.

Wenn die Bahn losschnurrt über die Gleise, sind Jung und Alt gleichermaßen begeistert.

Foto: Jennifer Klein
 1999 wurde „150 Jahre Bahnhof Bexbach“ gefeiert: Die Besucher des Festes warteten auf „Kuckucksbähnel“ und Hochwald-Bahn, um Sonderfahrten mit den alten Dampfzügen zu unternehmen.

1999 wurde „150 Jahre Bahnhof Bexbach“ gefeiert: Die Besucher des Festes warteten auf „Kuckucksbähnel“ und Hochwald-Bahn, um Sonderfahrten mit den alten Dampfzügen zu unternehmen.

Foto: simmet,heinrich
 Ein Teil der Anlage, die im Bexbacher Vereinsheim aufgebaut ist.

Ein Teil der Anlage, die im Bexbacher Vereinsheim aufgebaut ist.

Foto: Jennifer Klein
 Verschiedenartiges „Grün“ zur Beflockung der Landschaft.

Verschiedenartiges „Grün“ zur Beflockung der Landschaft.

Foto: Jennifer klein/Jennifer Klein
 Detailverliebt gestaltet ist die Berglandschaft mit Kühen.

Detailverliebt gestaltet ist die Berglandschaft mit Kühen.

Foto: Jennifer Klein
 Ob nostalgisch oder modern – die kleinen Züge lassen das Herz der Modellbahner höher schlagen.

Ob nostalgisch oder modern – die kleinen Züge lassen das Herz der Modellbahner höher schlagen.

Foto: dpa/A3250 Oliver Berg
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