Ein erfrischender Shakespeare

Bexbach. Zwei herausragende Aufführungen von William Shakespeares Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung" erlebten die Besucher im Festsaal der Freien Waldorfschule in Bexbach (wir berichteten)

Bexbach. Zwei herausragende Aufführungen von William Shakespeares Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung" erlebten die Besucher im Festsaal der Freien Waldorfschule in Bexbach (wir berichteten). Im Rahmen ihres Klassenspiels boten Schülerinnen und Schüler der achten Klasse unter der Regie von Astrid Moos-Lange und Horst Biehl eine beachtliche schauspielerische Leistung und sorgten mit ihrem herrlich erfrischenden, spritzigen Spiel in ihren tollen Kostümen für viel Heiterkeit im Publikum. Mit Shakespeares berühmten Stück hatten sich die Schüler eine Komödie ausgesucht, welche die Liebe und wie man sie sich verdient zum Thema hat. Petruchio (Johannes Schael), ein Adliger aus Verona, kommt nach Padua, um zu werben und zu erben. Im Hause des reichen Baptista (Laura Trost) kommt es zur Begegnung mit dessen ältesten Tochter Katharina (Marie Velten). In ihr erkennt Petruchio eine Frau großen Formats, einen Menschen mit Würde, Wert und Tiefgang. Katharina, für die Stolz und Selbstbewusstsein charakteristisch sind, lebt gezwungenermaßen in einer Umgebung spießiger Kleingeisterei. Die ihr hoffnungslos unterlegenen Gremio (Kai Schneider), Hortensio (Kim Russy) und Baptista engen ihren freisinnigen wilden Charakter ein. Die schäbige konventionelle Hochzeitsschacherei, wie sie um ihre Schwester Bianca (Luisa Bräunling) betrieben wird, versteht Katharina als Beleidigung und Entwürdigung ihrer weiblichen Selbstachtung. Sie will sich nicht zum "Köder" für die ihr intellektuell weit unterlegenen Mitgiftjäger machen lassen. Im Gegenteil, sie rebelliert als selbstbewusstes Individuum gegen eine Gesellschaft, welche eine Ehe nur als merkantiles Unternehmen ansieht. Und so wurde sie durch schlechte Verhältnisse objektiv zu einem widerborstigen Ärgernis, zum egozentrisch nur sich selbst bespiegelnden Zankweib - und spielt doch zugleich auch diese Rolle, um sich gegen eine bedrängende Umwelt zu verteidigen. Sie ist übellaunig, zänkisch und widersetzlich, weil sie bisher noch nie einen Mann getroffen hat, der ihrer würdig wäre. Der läppische Widerspruch ihres Vaters und ihrer klein karierten Schwester stachelt sie nur auf in ihrer stolzen Art. Petruchio, der Orkan, erkennt aber in ihr einen Geist eigener Art, einen würdigen Gegner, mit dem es sich lohnt, die Klingen zu kreuzen. Dass sie die Laute auf Hortensios Kopf zerschlägt, begeistert Petruchio wahrhaftig. Solch starke und unkonventionellen Frauen liebt er. Und so wie zwischen Katharina und Petruchio durch Aushungern und Schlafentzug eine echte und gegenseitige Bindung entsteht, so entwickelt sich aus Petruchios "Zähmung" der wilden Katharina eine tiefe seelische Zuneigung.

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