Die Liedertafel ist nur noch Geschichte

Oberbexbach · Mitglieder des Gesangvereins stimmen Vereinsauflösung zu. Damit endet eine erfolgreiche Ära des Oberbexbacher Vereins.

 Gerd Schmidt, der Schriftführer der Liedertafel Oberbebxach, sammelte am Freitagabend die Stimmzettel ein, die das Ende des Vereins besiegelten. Nun geht in den kommenden 12 Monaten nur noch darum, den Gesangverein „abzuwickeln“. Foto: Thorsten Wolf

Gerd Schmidt, der Schriftführer der Liedertafel Oberbebxach, sammelte am Freitagabend die Stimmzettel ein, die das Ende des Vereins besiegelten. Nun geht in den kommenden 12 Monaten nur noch darum, den Gesangverein „abzuwickeln“. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

"Es hat mich schon enttäuscht, dass so viele für die Auflösung der Liedertafel gestimmt haben, das muss ich schon sagen. Das hätte ich nicht gedacht. Ich hätte mit einem knapperen Ergebnis gerechnet." Mit diesen Worten und deutlich berührt kommentierte Wolfgang Link, der Chorleiter des Gesangvereins Liedertafel Oberbexbach, am vergangenen Freitag den Entschluss der Mitgliederversammlung, den Verein aufzulösen. "Ich hätte mir nicht vorstellen können, wie sich dieses Ende der Liedertafel einmal darstellen wird. Und irgendwie finde ich diesen Abgang irgendwie nicht schön. Ich bin wirklich traurig."

Der Entscheidung zur Auflösung waren teils kontroverse und emotionale Diskussionen vorangegangen. Grund für das Ende des Vereins ist schlicht der Umstand, dass sich niemand mehr bereit erklärt hatte, den Vereinsvorsitz zu übernehmen. Aus Sicht der Liedertafel hier eine mögliche Lösung: Die Fusion mit der Chorgemeinschaft Lyra/Männerchor Oberbexbach als neuer Verein. Doch dieser Versuch scheiterte. Und genau dieses Scheitern sorgte für Zündstoff bei der Mitgliederversammlung. So gab es unter den Mitgliedern der Liedertafel selbst unterschiedliche Auffassungen darüber, ob man sich in den Verhandlungen mit der Chorgemeinschaft richtig verhalten habe. Hier bezog Karl-Heinz Omlor, er hatte als Ehrenvorsitzender der Liedertafel die Verhandlungen geführt, im Zuge der Aussprache klar Stellung zum Verlauf dieser Verhandlungen. So hätten die beiden anderen Vereine ein "stures" Verhalten gezeigt, das klare "Nein" zeige ihm, so Omlor, dass nie ein wirkliches Interesse an einer Zusammenarbeit bestanden habe.

Aus dem Rund der Mitgliederversammlung gab es zu diesen Schilderungen und Einschätzungen Omlors durchaus Widerspruch. So werde im Ort erzählt, dass die Liedertafel in den Gesprächen viel zu große Forderungen gestellt habe, war von einem Mitglied zu hören. Diesen Vorwurf wies Omlor deutlich zurück, "wer das erzählt, der erzählt Märchen". Wer nun wann wem was und in welcher Form gesagt hat oder nicht, darüber wurde in der Folge heftig und durchaus emotional diskutiert. Dem ein Ende setzte dann Gerd Schmidt, Schriftführer des Vereins: "Das bringt uns nicht weiter. Deswegen bitte ich um konstruktive Vorschläge, die die Weiterführung der Liedertafel beinhalten könnten." Gelinge dies nicht, so gehe es dann um die Auflösung des Vereins, so Schmidt.

Dem eigentlichen Problem, namentlich dem Fehlen eines neuen Vorstandes, kam man sich so erst langsam näher - und ohne Erfolg. Eine mehrfache Nachfrage des amtierenden Vorstandes um die erste Vorsitzende Elfie Kannengießer im Rund der Mitgliederversammlung brachte keine Bereitschaft. So näherte sich der Freitag unaufhaltsam seinem traurigen Höhepunkt, der Abstimmung über die Auflösung des Vereins. Nötig war hierzu eine Zweidrittel-Mehrheit der 29 anwesenden Mitglieder. Und die wurde deutlich übertroffen. Am Ende stimmten 26 für die Auflösung und nur zwei mit "Nein", ein Mitglied gab keinen Stimmzettel ab. Damit war um 19.06 Uhr am vergangenen Freitag amtlich, was sich schon seit längerer Zeit abgezeichnet hatte: Die Liedertafel war Geschichte. Nach einer erneuten Diskussion darüber, was nach Ende der Abwicklung des Vereins in einem Jahr mit dem dann verbliebenen Vereinsvermögen geschehen soll, hier soll eine abschließende Versammlung entscheiden, gab es auch noch versöhnliche Töne. So dankte Mitglied Sepp Oster dem amtierenden Vorstand und natürlich ausdrücklich auch dem Ehrenvorsitzenden Karl-Heinz Omlor. Vieles wäre nicht möglich gewesen, "wenn wir ihn nicht als Vorsitzenden gehabt hätten!"

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