Homanit will 120 Stellen abbauen"Hier gehen nicht die Lichter aus"

Niederlosheim. 318 Mitarbeiter sind derzeit am Standort Niederlosheim der Homanit GmbH beschäftigt. Am Freitag teilte die Geschäftsführung des Holzverarbeitungsunternehmens der Belegschaft mit, dass sie in den kommenden zweieinhalb Jahren den Abbau von bis zu 120 Stellen plant

 Im Homanit-Werk in Niederlosheim sollen 120 Stellen wegfallen. Foto: Rolf Ruppenthal

Im Homanit-Werk in Niederlosheim sollen 120 Stellen wegfallen. Foto: Rolf Ruppenthal

Niederlosheim. 318 Mitarbeiter sind derzeit am Standort Niederlosheim der Homanit GmbH beschäftigt. Am Freitag teilte die Geschäftsführung des Holzverarbeitungsunternehmens der Belegschaft mit, dass sie in den kommenden zweieinhalb Jahren den Abbau von bis zu 120 Stellen plant. Grund sei eine Neuausrichtung des Unternehmens, um auf dem internationalen Markt weiterhin wettbewerbsfähig zu sein, heißt es in einer Pressemitteilung. Einzelne Fertigungsbereiche sollen an andere Standorte des ausgelagert werden. So auch ins polnische Krosno, wo Homanit im Juli dieses Jahres den Mitkonkurrenten Hardex übernommen hat.

Mitarbeiter wollen kämpfen

"Dass 120 Stellen abgebaut werden sollen, ist katastrophal", sagt der Betriebsratsvorsitzende Norman Brachmann. Der Stellenabbau sei vor allem deshalb nicht vorhersehbar gewesen, weil das Unternehmen noch vor einem Jahr den Ausbau des Veredelungszentrums in Erwägung gezogen habe.

Also genau der Bereich, der jetzt in Niederlosheim wegfallen soll. "Es wird sich in so kurzer Zeit sicherlich keine sozialverträgliche Lösung für alle betroffenen Mitarbeiter finden lassen. Wie viele Kündigungen es geben wird, lässt sich derzeit kaum beziffern", betont Brachmann. In Sachen Arbeitskampfmaßnahmen sei man bereit, zu allen notwendigen Mitteln zu greifen.

Ferdinand Weidig, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Völklingen, bezeichnet den geplanten Stellenabbau als "Schock für die Mitarbeiter, deren Familien und die gesamte Hochwaldregion". Die Nachricht sei nicht zuletzt deshalb so überraschend gekommen, weil man durch die Übernahmen des Mitbewerbers Hardex den Standort Losheim habe stärken wollen. Zumindest sei das die Aussage der Geschäftsführung gewesen. Die IG Metall wolle sich für den Erhalt der Arbeitsplätze einsetzen.

Frage der Seriosität

"Wir waren bislang der Meinung, Homanit sei gut aufgestellt", sagt der Losheimer Bürgermeister Lothar Christ. Die jetzige Entscheidung sei ein schwerer Schlag für die Gemeinde. Immerhin hätten Land und Gemeinde vor wenigen Jahren noch 6,1 Millionen Euro in Infrastrukturmaßnahmen investiert, um für das Unternehmen "Perspektiven zur Weiterentwicklung" zu schaffen. "Dass das Unternehmen nun Stellen abbauen möchte, betrachten wir mit großer Sorge. Jetzt müssen sich alle Beteiligten schnell an einen Tisch setzen, um eine Lösung zu finden. Wir verlieren nicht den Mut", sagt Christ.

Das Losheimer Landtagsmitglied Stefan Palm (CDU) sieht das Unternehmen in der Pflicht, die geplanten Erweiterungen, die nach der Investition erfolgen sollten, auch in die Tat umzusetzen. Bis dato sei dies aber nicht erfolgt. "Gemeinsam mit unserem Koalitionspartner SPD werden auf politischer Ebene Druck auf das Unternehmen ausüben. Immerhin sind hier viele Steuergelder geflossen."

Die Aussage vonseiten der Geschäftsführung, hier künftig weiter investieren zu wollen, betrachtet er angesichts des geplanten Stellenabbaus als "zweifelhaft und fraglich".

Der Waderner Bürgermeister Fredi Dewald ist "verärgert und sauer". Er findet es "eigenartig", dass er vom Stellenabbau aus dem Radio erfahren musste. "Für mich stellt sich die Frage nach der Seriosität, wenn die Gemeindevertreter über eine derart wichtige Entscheidung überhaupt nicht informiert werden. Ich habe kein Verständnis für diese Unternehmenspolitik", so Dewald. Auch er wolle um den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen. Losheim am See. Die Entscheidung, am Losheimer Standort der Homanit GmbH Stellen abzubauen, sei keine einfache gewesen, sagt Geschäftsführer Ernst Keider auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung. Allerdings sei dies notwendig, um den verbleibenden 200 Mitarbeitern eine Zukunft und Perspektive zu bieten. "Es gehen hier nicht die Lichter aus. Wir planen mit dem Standort. Aber wir müssen dazu auch die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen." In den vergangenen drei Jahren habe man rund zehn Millionen Euro in den Losheimer Standort investiert. Weitere Maßnahmen sollen folgen. Etwa 100 bis 120 Stellen sollen in den kommenden zweieinhalb Jahren abgebaut werden. Keider schätzt, dass es dadurch zu rund 50 bis 60 betriebsbedingten Kündigungen kommt. Im Rahmen der Neuausrichtung des Unternehmens werde künftig nicht mehr, wie bislang, an allen Standorten das gesamte Sortiment hergestellt. Die einzelnen Fertigungsstufen würde man an die Standorte verlagern, wo die Effizienz am Höchsten sei. "Die Lackierung beispielsweise wird weiterhin in Losheim gemacht. An unserem Standort in Krosno (Polen, Anm. der Red.) wurde dieser Bereich hingegen eingestellt", sagt Keider. Es bestehe keine akute wirtschaftliche Notwendigkeit, um Bereiche aus Losheim an andere Standorte zu verlagern. "Wir haben keine finanziellen Probleme", stellt der Geschäftsführer fest. Das Unternehmen müsse jedoch in Zukunft effizienter und schlanker arbeiten, um bei der Preisentwicklung konkurrenzfähig zu bleiben. In einer Presseerklärung von Homanit heißt es: "Die Globalisierung und der damit einhergehende Wettbewerb auf den internationalen Märkten aber auch der Preisdruck in Deutschland machen eine Neuausrichtung der Homanit notwendig." pra

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